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Eine neue Sprache zur Jahrtausendwende?  
  "Sprechen wir bald Denglisch oder Germeng?", fragen sich Sprachwissenschaftler in dem neuen Sammelband "Die deutsche Sprache zur Jahrtausendwende - Sprachkultur oder Sprachverfall?"  
Herausgegeben haben ihn die Dudenredaktion und die Gesellschaft für deutsche Sprache. Vor allem Sprachwissenschaftler setzen sich darin mit den Einflüssen u.a. der Medien, des Internet, der Werbebranche und der feministischen Sprachpolitik auf die deutsche Sprache auseinander.
Verfall oder neue Periode?
Auf die Frage, ob die Sprache verfällt oder gar eine neue Sprachperiode beginnt, geben die Wissenschaftler keine eindeutige Antwort. "Sicher ist, dass die Sprache sich wandelt, wahrscheinlich schneller als früher, schon deshalb, weil sich die Welt in einem früher nicht gekannten Ausmaß und Tempo verändert", schreibt Rudolf Hoberg im Vorwort zu "Die deutsche Sprache zur Jahrtausendwende - Sprachkultur oder Sprachverfall?".

Schließlich müsse sich die Sprache immer wieder neuen
Lebensverhältnissen anpassen, damit sie den Menschen als Mittel der Reflexion und Kommunikation dienen kann.
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Computer beeinflussen sprachliches Handeln
Wurde früher "dem Edlen, Großachtbarn und wohlgelahrten Herrn Magister" geschrieben, reicht heutzutage in einer E-Mail schon ein "Hallo" oder "Hallöchen" als Anrede, so die Geschäftsführerin der Gesellschaft für deutsche Sprache, Karin M. Eichhoff-Cyrus. "Der Computer ist zu einer nicht mehr wegzudenkenden Rahmenbedingung des sprachlichen Handelns geworden."
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Englische Ausdrücke progressiver?
Die Werbung im Internet nutze englische Ausdrücke, um progressiv zu wirken. Sprachspielereien wie buy&fly und Take wan home dienten als Werbegags, bei denen auch gern grammatikalische Fehler gemacht würden wie "Deutschlands meiste Kreditkarte".

Außerdem entstünden neue Begriffe wie down-loads, news-groups und mailen. Die Gefahr eines englisch dominierten "Kauderwebsch" besteht für den Berliner
Professor Peter Schlobinski aber nicht.
'Sprachschluderei und Sprachkritik zugleich'
Mit der Sprache in den Medien setzt sich der Intendant der DeutschlandRadios, Ernst Elitz, kritisch auseinander.

"Sprache in den Medien ist ... Sprachschluderei und Sprachkritik zugleich, sie bietet Vorbilder und abschreckende Beispiele. Sie ist selten Lehrmeisterin, sie hechelt eher den schnell wechselnden Moden der Alltagssprache hinterher."
Das Gespenstische an Ghostwritern
Die Beiträge des Sammelbandes sind lesenswert, wenngleich oft stark von fachwissenschaftlichem Vokabular geprägt. Manches ist auch erheiternd, so die Passage im Beitrag des deutschen Innenministers Otto Schily (SPD) zum Thema "Sprache und Politik" über das Gespenstische am Wirken von Ghostwritern.

Und wie sehr die Bemühungen der Gesellschaft für Deutsche Sprache, mit dem "Unwort des Jahres" gegen
unangemessene Sprache vorzugehen, missverstanden werden können, schildert der Frankfurter Professor Horst Dieter Schlosser am Beispiel eines erzürnten Landwirtes: Der wollte gerügt haben, dass Babyrülpser immer noch "Bäuerchen" genannt werden.

(dpa/red)
->   Mehr zum Sammelband
 
 
 
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01.01.2010