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Dinosaurier im Röntgenstrahl  
  Anlässlich Jurassic Park 3, des dritten Teils des Auferstehungsepos der Dinosaurier, stehen die legendären Urzeitriesen wieder im Mittelpunkt des Interesses. Auch die Saurierforschung wartet jetzt mit einer kleinen Sensation auf: Ein in Deutschland entdecktes, etwa 151 Millionen Jahre altes Dinosaurier-Skelett konnte mit Hilfe von Röntgenstrahlen sichtbar gemacht und genau lokalisiert werden.  
Die Forscher aus dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS und ihre Kollegen vom Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP untersuchten ein Stück Plattenkalk aus der Nähe von Eichstätt.

In der von außen unscheinbaren Steinplatte entdeckten sie die Überreste eines seltenen Landsauriers. Dies berichten jetzt die Forscher der Fraunhofer Gesellschaft.
'Sensation'
"Für Paläontologen ist diese Untersuchung eine Sensation", berichtet Randolf Hanke, Leiter des Entwicklungszentrums für Röntgentechnik EZRT.

"Zum einen stammt das Skelett von einer bisher unbekannten Saurierart, zum anderen macht das Röntgen die Arbeit der Präparatoren wesentlich einfacher. Sie wissen nun genau, ob in einem Stein Knochen zu finden sind und an welcher Stelle sie mit ihrer akribischen und äußerst aufwendigen Feinarbeit beginnen können."
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Über den Einsatz von Röntgenstrahlen
Röntgenstrahlen erlauben einen relativ unkomplizierten Einblick in Materialien. Mit ihrer Hilfe können Fehler entdeckt und Formen vermessen werden. Im Gegensatz zu anderen zerstörungsfrei prüfenden Verfahren, beispielsweise der Ultraschalltechnik, arbeitet die Röntgentechnik berührungslos und ist nicht auf bestimmte Materialien begrenzt. Sie kann sowohl zur Untersuchung von Metall und Kunststoff als auch von Holz eingesetzt werden. Selbst massive Steine werden durch Röntgenstrahlen durchsichtig.
->   Mehr zum Einsatz der Röntgentechnologie
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Spezielles Röntgenverfahren
Für den Blick auf das versteinerte Dinosaurier-Skelett setzten die Fraunhofer-Wissenschaftler ein besonderes Röntgenverfahren ein: die Volumen-Computertomographie CT.

Bei diesem Verfahren nehmen Röntgensensoren das Objekt aus jedem Winkel auf. Dabei entstehen bis zu 1.200 Durchscheinbilder. Aus den Flächenprojektionen wird dann das Objekt rekonstruiert.
'Exakte Vermessung möglich'
"Die 3D-Computertomographie ermöglicht es, innenliegende Strukturen exakt zu vermessen und - wenn gewünscht - zu visualisieren", erläutert Hanke.

"Die schwachen Absorptionsunterschiede zwischen Fossil und Stein, die in einfachen Durchstrahlungsbildern nicht mehr sichtbar sind, lassen sich mit CT verstärken."
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Dinosaurier
Dinosaurier entstanden in der Trias (vor 220 Mio. Jahren) und starben am Ende der Kreide (vor 65 Mio. Jahren) aus. Mit ihnen verschwanden zahlreiche andere Tier- und Pflanzengruppen. Dieses Massensterben hat vor allem zu zwei (wahrscheinlichen) Erklärungsversuchen geführt, wonach entweder Vulkanausbrüche oder ein Meteoriteneinschlag zu tödlichen Klimaveränderungen geführt haben. In letzteren Fall wären riesige Mengen verdampften Gesteins und Staub in die Atmosphäre gelangt und hätten die Sonneneinstrahlung derart behindert, dass die globalen Temperaturen gesunken und zum Massensterben geführt hätten. Gestützt wird diese Theorie durch eine weltweit verbreitete Gesteinsschicht aus dieser Zeit, die ungewöhnliche Mengen an Iridium und Osmium enthält, die in Meteoriten vorkommen. Doch auch heftige Vulkanausbrüche hätten die seltenen Metalle verbreiten können.
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Anfangs herrschte Skepsis
Günter Viohl, Direktor des Eichstätter Jura-Museums, war zunächst skeptisch, ob die Fraunhofer-Technik Erfolg bringen würde. Er hatte das fragliche Steinstück bereits röntgentechnisch untersuchen lassen, jedoch ohne Erfolg.

Deshalb schickte er zunächst einen Stein mit einem eingeschlossenen Fischskelett in die Röntgenkammer. Nachdem Hanke und seine Kollegen den Fisch innerhalb kürzester Zeit sichtbar machen konnten, gab der Museumsdirektor das etwa 0,5 x 0,5 Meter große und drei Zentimeter dicke Steinstück preis, in dem er die Dinosaurier-Überreste vermutete.
Fündig nach kürzester Zeit
Nach bereits drei Stunden waren die von der Gesteinsschicht verborgenen Knochen zu erkennen. Die Freude von Günter Viohl währte jedoch nur kurz, denn es sind nur wenige Teile des gesamten Skeletts in der Platte zu entdecken, was die Vermutung nahe legt, dass der restliche Saurier in noch nicht gefundenen Steinplatten liegt.

Ein sensationeller Fund ist es in jedem Fall: Die Knochen stammen vom Jungtier einer bisher nicht bekannten Theropoden-Art. Diese zweibeinigen fleischfressenden Dinosaurier sind - so die wissenschaftliche Meinung unter Paläontologen - die Vorfahren der heutigen Vögel.
Nicht nur in der Fossilforschung
"Primäre Einsatzgebiete unserer verschiedenen Röntgentechniken sind jedoch nicht die Fossilien-Forschung", kommentiert Dr. Hanke den Sondereinsatz. "Röntgentechnik ist viel mehr ein wichtiger Schlüssel zur Qualitätskontrolle und -verbesserung von Produkten."

"Wir prüfen elektronische Bauteile ebenso wie Mikrosysteme beispielsweise aus der Medizintechnik, Halbleiter, Lebensmittel oder Gussteile wie Leichtmetallräder."

(Fraunhofer-Gesellschaft/red)
->   Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS
->   Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP
 
 
 
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01.01.2010