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Singapur auf dem Weg zur Biomacht  
  Nach der erfolgreichen Etablierung als Finanz- und Produktionszentrum drängt Singapur, der nur geographisch kleine Inselstaat in Südostasien, nun an die Spitze der Biotech-Branche.  
Beträchtliche Kapitalinvestitionen im Biosektor wecken lokale Ambitionen und internationales Interesse.

Singapur könnte dabei zum Modell für Standortorientierung in biomedizinischer und biotechnologischer Forschung werden, berichtet "Nature" (Bd. 412, S. 370-371).
->   Originalartikel " Building a biopolis" (kostenpflichtig)
Schaltstelle zwischen Ost und West
Entsprechende Erwartungen sind groß: Singapur soll für andere Entwicklungsländer in Sachen internationale Konkurrenzfähigkeit Wege weisen, ebenso zum Zentrum eines künftigen panasiatischen Forschungsnetzwerks aufsteigen. Und nicht zuletzt gilt Singapur für westliche Pharma- und Biotech-Konzerne als Tor zum lukrativen Asien-Markt.
->   Genome Institute of Singapore
->   Asia-Pacific International Molecular Biology Network
Beträchtliche Kapitalinvestitionen
Für Singapurs Engagement im Biotech-Bereich ist Philp Yeo, seit Februar Vorsitzender des National Science and Technology Boards (NSTB), verantwortlich.

Ihm steht ein Budget zur Verfügung, das für 2001-2005 um 75 Prozent aufgestockt wurde und 3,8 Milliarden US-Dollar (59 Milliarden ATS) beträgt. Mit diesen Geldern sollen notwendige Mittel für medizinische Forschung, Anwendung und Marketing bereitgestellt werden.
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Profitable Biotech-Branche
Das weltweite Marktvolumen für Biotechfirmen liegt derzeit bei 35 Milliarden US Dollar. Bis 2005 wird laut der Vereinigung deutscher Biotechnologie-Unternehmen ein Anstieg auf 87,5 US Milliarden Dollar erwartet.
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Biopolis im Aufbau
Darüber hinaus wurde der Bereich Biomedizin aus dem NSTB entkoppelt und dem Biomedical Research Council (BMCR) mit einem eigenen Budget von 800 Millionen US-Dollar unterstellt. Damit soll eine Reihe von Forschungszentren finanziert werden, die vor allem internationale Wissenschaftler nach Singapur locken sollen.

Geplant ist ein Forschungspark mit dem bezeichnenden Namen "Biopolis". Dieser soll Tausend Wissenschaftlern Arbeitsplätze und ein Zuhause bieten. Denn die heimische Nachwuchssituation ist prekär, die für die Expansion notwendigen Kräfte fehlen. Bereits jetzt kommen mehr als zwei Drittel der an staatlichen Institutionen beschäftigten Forscher aus dem Ausland.
->   NSTB Homepage
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->   Institute of Molecular and Cell Biology
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Stolperstein: Nationale Politik
Der Aufstieg Singapurs zur Biomacht ist aber gerade aus der internationalen Perspektive fraglich. Denn obgleich die "globale" Ausrichtung von Singapurs Forschung für Wissenschaftler attraktiv ist, so bleibt Singapur für viele von ihnen ein Zwischenstopp.

Auch trübt die internationale Kritik an der staatlichen Forschungspolitik die ambitionierten Zukunftspläne. Manchen ist die starke staatliche Präsenz und Kontrolle in nahezu allen Bereichen - vor allem aber denjenigen, die der Festigung der national-ökonomischen Wettbewerbsfähigkeit dienen - ein Dorn im Auge. Die problematische Nachwuchssituation bleibt so weiterhin ungeklärt.
Allgemeine Krise der Biotech-Branche
Ob Singapur nun im internationalen Wettbewerb bestehen kann, ist ungewiss. Allerdings sind viele der Schwierigkeiten, mit denen Singapur zu kämpfen hat, symptomatisch für die weltweite Situation der Biotech-Branche.

Arbeitskräftemangel und unsichere Rahmenbedingungen durch die weltweite Stammzellen-Debatte gefährden den Boom der Branche. Fallende Aktienkurse und sinkende Investitionsbereitschaft von Kapitalgebern lassen Konsolidierungsprozesse erwarten, die neben Fusionen auch eine Reihe von Firmenpleiten mit sich bringen werden.

Weltweit, aber auch in Singapur, das bald zu den Großen der Biotech-Länder zählen will.

(dpa/apa/red)
 
 
 
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01.01.2010