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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Klimaerwärmung erhöht Hochwasser-Gefahr  
  Die Bilder überfluteter Regionen in vielen Teilen Europas flimmerte in den letzten Jahren immer öfter über die Fernsehbildschirme. Verheerende Überschwemmungen wie jetzt in Polen wird es in Europa nach Auskunft von Klimaforschern künftig öfter geben.  
"Wir haben schon jetzt auf allen Kontinenten die Beobachtung gemacht, dass mit der Erwärmung Intensivniederschläge häufiger geworden sind", erläutert der Direktor des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie, Hartmut Graßl. Das gelte für Mitteleuropa aber ebenso auch für die USA oder China.
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Mehr Wasserdampf bei höheren Temperaturen
Grund für die stärkeren Regenfälle sei die Eigenschaft der Luft, bei höheren Temperaturen mehr Wasserdampf zu speichern. Wolken entstehen in der Atmosphäre in einem Temperaturbereich zwischen minus zehn und plus zehn Grad. Bei einer Temperatur von einem Grad Celsius kann Luft etwa zehn Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen als bei null Grad. "Werden wärmere Luftmassen angehoben, so enthalten die entstehenden Wolken mehr Flüssigwasser beziehungsweise Eis", erklärt Graßl. "Und es fällt pro Zeiteinheit mehr aus ihnen heraus." Das führe eher zu Überschwemmungen.
->   Max-Planck-Institut für Meteorologie
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Zunehmende Niederschläge in feuchten Zonen
Weltweit beobachten die Klimaforscher zunehmende Niederschläge vor allem in feuchten Zonen, während der Regen in ohnehin schon trockenen Gebieten noch weniger wird.

So ist das Klima der Mittelmeerländer im Winter laut Graßl wesentlich trockener geworden, das von Mitteleuropa dagegen nasser. In Nordeuropa gebe es über das gesamte Jahr hinweg mehr Niederschläge.
Schätzungen weit übertroffen
Die horrenden Niederschlagsmengen in Polen überstiegen die Abschätzungen der Deichbauer. Im Gebirgsort Zakopane seien vom 1. bis 29. Juli 430 Millimeter Regen gefallen, erläutert Graßl.

Normal seien 164 Millimeter. Südlich von Krakau sei teilweise drei Mal so viel Regen gefallen wie gewöhnlich.
Auch Deutschland immer mehr betroffen
Auch in Deutschland traten laut Graßl in den vergangenen Jahrzehnten manche Flüsse im Winter häufiger über die Ufer als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Überschwemmungen, die es früher in Baden-Württemberg etwa alle 100 Jahre gegeben habe, seien inzwischen rund alle 20 Jahre zu verzeichnen.

Das gelte für die Nebenflüsse des Rheins und ähnlich auch für die der Donau.
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Nasse Prognosen für den Rhein
Fachleute rechnen im 21. Jahrhundert wegen des
Klimawechsels mit einem erhöhten Hochwasserrisiko am Rhein. Das bestätigt auch die Internationale Kommission zum Schutze des Rheins (IKSR) in Koblenz. Denn im Winter werde es mehr regnen - dann also, wenn die Böden schon gesättigt oder gefroren sind und die Pflanzen und Bäume weitaus weniger Wasser aufsaugen. Schon in den Wintern 1993 und 1995 war am Rhein jeweils von einem "Jahrhundert-Hochwasser" die Rede. Doch am Rhein könnte es zu weiteren Katastrophe kommen.
->   Kommission zum Schutze des Rheins (IKSR)
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100 Millimeter Niederschlag mehr
Nach Auskunft des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung sind im Südwesten Deutschlands in den vergangenen 100 Jahren bis zu 100 Millimeter mehr Niederschlag pro Jahr gefallen als zuvor.

Der Durchschnitt liege dort zur Zeit bei 800 bis 1.200 Millimetern pro Jahr. Grund seien auch die häufiger auftretenden Westwetterlagen.

Bereits seit Anfang der 70er Jahre bringen Westwinde vermehrt milde und feuchte Luft vom Atlantik nach Europa, was im Winter zu mehr Niederschlägen und häufigerem Tauwetter vor allem im Westen und Süden Deutschlands führe. Seit 1970 haben sich winterliche Westwetterlagen verdoppelt.
30 Prozent mehr Winterniederschläge in Norwegen
Beispielhafte Zahlen gibt es laut Graßl auch im Westen
Norwegens: Dort seien im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts 30 Prozent mehr Winterniederschläge gefallen als im ersten Jahrzehnt.

Daher vergrößern sich dort auch manche Gletscher im Gegensatz zum weltweiten Trend.
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UNO-Bericht: Überschwemmungen werden zunehmen
Nach einem in diesem Jahr veröffentlichten Bericht des UN-Wissenschaftsrates für Klimafragen (IPCC) kann in Europa bis zum Jahr 2100 die Hälfte der Gletscher schmelzen. Mit bis zu 95-prozentiger Sicherheit träten immer mehr Flüsse immer öfter über die Ufer. Und in Südeuropa nähmen die Dürren zu. Der Verlust von
Feuchtgebieten bedrohe darüber hinaus Tier- und Pflanzenarten.
->   Der UNO-Bericht zur Klimaveränderung
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Feuchtgebiete als Gegenstrategie
Angesichts der drohenden "Sintflut" sind die Klimaexperten zunehmend angehalten, Gegenstrategien zu entwerfen, um zukünftige Katastrophen kalkulierbarer zu machen.

Wissenschaftler der britischen Royal Society präsentierten deshalb vor wenigen Tagen einen neuen Ansatz: die zusätzliche Schaffung von Feuchtgebieten soll Hochwasserkatastrophen abmildern helfen.

Zum einen absorbieren Feuchtgebiete leichter größere Wassermengen und gleichzeitig dienen sie als Wasserspeicher in Trockenperioden, so die britischen Forscher der "Royal Society for the Protection of Birds" (RSPB).
Alle sollen profitieren
Laut den englischen Wissenschaftlern sollen von großen geschaffenen Feuchtgebieten nicht nur Menschen profitieren, sondern auch etliche Tier- und Pflanzenarten, die sich dadurch neu ansiedeln könnten.

(dpa/APA/red)
->   Klima: Die Zeichen stehen auf Sturm
->   Klimakonferenz endet mit "Einigung"
->   Royal Society for the Protection of Birds
 
 
 
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01.01.2010