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Sozialprojekt Archäologie  
  Die Integration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsprozess ist bekanntermaßen schwierig. Jetzt wird versucht Langzeitarbeitslose im Forschungsauftrag des Bundesdenkmalamtes zu beschäftigen.  
Die "Archäologisch-Soziale Initiative Niederösterreich" ASINOE wird vor allem bei Notgrabungen eingesetzt. Die ASINOE ist aber keine herkömmliche Grabungsfirma. Sie beschäftigt als Transitkräfte Langzeitarbeitslose, die vom Arbeitsmarktservice Niederösterreich und dem Europäischen Sozialfonds finanziert werden.
Glückliches Zusammentreffen
Barbara Wewerka ist die archäologische Geschäftsführerin von ASINOE. Sie bezeichnet die ASINOE als glückliches Zusammentreffen von Archäologen und Soziologen. Denn im Bereich von Notgrabungen steigt der Bedarf an Arbeitskräften.

Das Arbeitsmarktservice wiederum fördert Initiativen, die Langzeitarbeitslose integrieren. Die Zusammenarbeit der beiden Interessensgruppen hilft der Forschung wie dem sozialen Klima in der Region.
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Betreuung der Transitarbeitskräfte
Hermann Bernersdorfer ist der Geschäftsführer für den Bereich Sozialarbeit in der ASINOE. Er ist der Verhandlungspartner für das Arbeitsmarktservice und zuständig für die kaufmännische Abwicklung des Unternehmens. Sein Team betreut die Transitarbeitskräfte, die für zwölf Monate bei der ASINOE angestellt werden. Diese Transitarbeitskräfte werden unter Anleitung von Archäologen auf Grabungen eingesetzt. Das zentrale Anliegen des Sozialarbeiterteams ist es, diese Langzeitarbeitslose wieder in einen regelmäßigen Arbeitsprozess zu integrieren.
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Stufenplan
Die 70 Transitmitarbeiter, die derzeit bei der ASINOE beschäftigt sind, werden nach einem Stufenplan betreut. In einem Vorstellungsgespräch werden die Rahmenbedingungen und der Aufgabenbereich der ASINOE definiert.

Einigt man sich auf die Zusammenarbeit, wird der Mitarbeiter auf einem der derzeit laufenden sieben Grabungsplätze oder in der Restaurationswerkstätte eingeteilt. Grabungen wie Werkstätte werden jeweils von einem Archäologen und einem Sozialarbeiter betreut.
Enger Kontakt für Strategieentwicklung
In dem intensiven Kontakt mit den Sozialarbeitern und Archäologen werden gemeinsam erste Lösungsstrategien entwickelt.

Diese Gespräche dienen dazu, eine neue Berufsorientierung zu finden. Die Erfolgsquote des Teams ist gut. Zwischen 50 und 70 Prozent der Transitarbeitskräfte wechseln von der ASINOE in ein Anstellungsverhältnis über.
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Förderung sozialen Wissens
Für die Archäologen fordern die Arbeitsbedingungen der ASINOE neben der wissenschaftliche Kompetenz auch soziales Wissen. Für Barbara Wewerka legt die Archäologie selbst eine ideale wissenschaftliche Basis für dieses Sozialprojekt. Denn das größte Problem von Langzeitarbeitslosen ist, dass sie demotiviert sind. Auf einer archäologischen Grabung aber wird entdeckt und gefunden, die Neugier der Mitarbeiter wird ständig wach gehalten. Mit psychologischem Geschick versuchen die Archäologen, die Funde zu bebildern.
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Unerwarteter Schatz
Das Spätantike Gräberfeld in der Burggasse bei Mautern war jedoch ein unerwarteter Schatz für die Archäologie. Die Analyse der insgesamt 225 Körpergräber erlaubt Einblicke in die multikulturelle Bevölkerung, die in den ersten drei Jahrhunderten nach der Zeitenwende sich an der Furt zwischen Krems und Mautern niedergelassen hat.

Denn neben den Römern haben auch Germanen und Slawen im südlichen Donauraum gesiedelt. Eine besondere Entdeckung sind Bestattungen, die keine Grabbeigaben haben.

Die Skelette dieser Menschen weisen auf Wohlstand und gute Ernährung hin. Barbara Wewerka vermutet, dass es sich hier um frühchristliche Gräber handelt und setzt diesen archäologischen Befund mit der Lebensgeschichte des Hl. Severin in Verbindung, der im 5. Jahrhundert südlich der Donau gewirkt haben soll.
Auftraggeber Bundesdenkmalamt
Der wichtigste Auftraggeber für die ASINOE ist das Bundesdenkmalamt. Die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Vertragspartnern hat sich für beide Seiten zum Vorteil entwickelt.

Die ASINOE muss 22Prozent ihres Gesamtbudgets selbst erwirtschaften. Die Personal und Betriebskosten des Unternehmens werden zu 40 Prozent vom Arbeitsmarktservice abgedeckt, 36 Prozent werden von den Mitteln des Europäischen Sozialfonds bestritten und 2Prozent steuert das Land Niederösterreich bei.
Ressourcen ins Unternehmen investiert
Den Rest der Kosten für die 70 Transitarbeitskräfte, die sieben Sozialarbeiter und die 15 Archäologen werden durch Eigenmittel finanziert. Die Geschäftsführer der ASINOE sind optimistisch, die Auftragslage ist gut, der Gewinn des Unternehmens hat sich im Jahr 2000 verdoppelt. Diese Ressourcen werden wiederum ins Unternehmen investiert.

Die Arbeitsgemeinschaft soziale Initiative Niederösterreich hat in den 10 Jahren seit ihrer Gründung den Mitarbeiterstab verdoppeln können. Im Bereich der Archäologie ist die ASINOE ist zu einer der wichtigsten Grabungsfirmen in Ostösterreich geworden. Das Experiment von ASINOE ist geglückt.

Ein Beitrag von Margarethe Engelhardt-Krajanek für die Ö1-Dimensionen, Mittwoch 19.00 auf Radio Österreich 1.
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->   ASINOE
 
 
 
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01.01.2010