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"Kunstliebende" Mikroben zerstören Alte Meister  
  Der Zahn der Zeit hat gefräßige Helfer: Mikroorganismen. Zahlreiche Kunstschätze, egal ob aus Holz, Papier oder Stoff, werden durch Pilze und Bakterien buchstäblich zerfressen. Mit einem neuen Analyseverfahren können nun selbst kleinste Organismen aufgespürt werden.  
"Rosa" Fresken auf Herberstein
Die Wandgemälde auf Schloss Herberstein in der Oststeiermark stammen aus dem 13. Jahrhundert. Die Malereien haben sich rosa verfärbt, Schuld sind Mikroorganismen.
Neue Methode für genaue Bestimmung
Um festzustellen, welche Bakterien, Pilze und Algen sich in den Fresken tummeln, haben Wissenschaftler vom Institut für Mikrobiologie und Genetik der Universität Wien eine neue Methode entwickelt.
Winzige Probe reicht aus...
Eine Probe von weniger als einem Milligramm reicht dazu aus, sagt der Mikrobiologe Werner Lubitz: "Die Proben (z.B. von Wandgemälden) werden entsprechend aufbereitet, um an die Nukleinsäuren der Mikroorganismen zu gelangen."
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Details der Methode
Diese Nukleinsäuren würden dann mit einer PCR-Methode (Anm. Polymerase-Kettenreaktion)amplifiziert und danach in einem Gel getrennt, erklärt der Experte. "Dadurch erhält man ein Bandenmuster - ähnlich einem Barcode wie auf einer Fleischpackung. Jeder Strich in diesem Muster repräsentiert einen Mikroorganismus."
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... für die Schadensabschätzung
Lubitz kann so Rückschlüsse auf die Lebensgemeinschaft der Mikroorganismen ziehen. Über die Verwandtschaft zu bereits bekannten Arten kann der Schaden abgeschätzt werden.

Bisher wurden Wandstücke mit dem Elektronenmikroskop untersucht oder Proben auf Nährböden aufgebracht, wo sich die Mikroorganismen vermehrten. Diese Methoden seien ungenau, sagt der Mikrobiologe.
Unbekannte Mitbewohner
Die wenigsten Mikroorganismen seien aber bekannt, so Lubitz, auch auf die Herberstein: "Wir haben viele neue Arten und neue Gattungen von Bakterien entdeckt. Weniger als 0,1 Prozent sind bekannt."
EU-Projekt "Coalition": Gendatenbank
In einem EU-Projekt namens "Coalition" soll langfristig eine länderübergreifende Gendatenbank erstellt werden, die verschiedenste Informationen bietet:

"Hat man einen bestimmten Mikroorganismus schon gesehen? Wo und bei welchem Schadensbild? Dadurch kann man später Rückschlüsse darauf ziehen, ob ganz bestimmte Schäden mit ganz bestimmten Mikroorganismen ursächlich verknüpft werden können", erklärt Lubitz das Projekt.
Getestet auch in Altamira
Getestet wurde das neue Verfahren auch in den prähistorischen Höhlen von Altamira. Dort fand Lubitz bisher unentdeckte Mikroorganismen, allerdings nicht dieselben wie auf Herberstein.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Institut für Mikrobiologie und Genetik der Uni Wien
 
 
 
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01.01.2010