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Stammzellenforschung spaltet US-Öffentlichkeit  
  Schon seit Monaten "zermartert" sich US-Präsident George Bush das Hirn darüber, ob er die Forschung an embryonalen Stammzellen fördern soll - die ethisch brisante Frage spaltet Politik und Öffentlichkeit in den USA.  
Am Dienstag erhielt Bush etwas Rückenwind aus dem Repräsentantenhaus. Nach leidenschaftlicher Debatte stimmte dort die große Mehrheit gegen das klonen menschlicher Embryonen - und damit gegen das therapeutische Klonen zum Gewinnen von Stammzellen.
->   Mehr in science.orf.at: Repräsentantenhaus verbietet Klonen
Zentrale Fragen sind noch offen
Damit unterstützte das Haus die Linie Bushs, der das Klonen von Menschen strikt ablehnt. Doch andere zentrale Fragen ließen die Abgeordneten offen - Fragen, auf die auch Bush bisher keine Antwort hat.

Noch unklar ist er sich vor allem darüber, wie die Forschung mit schon vorhandenen, bei der künstlichen Befruchtung übrig gebliebenen Embryonen zu bewerten ist.
Bush weiterhin im Dilemma
Doch das Dilemma, in dem sich Bush befindet, wurde damit nicht aufgelöst. Zwar dürfte er sich nun in seiner Haltung bestärkt sehen, in keinem Fall Gelder für das therapeutische Klonen für Forschungszwecke freizugeben.
Was tun mit überzähligen Embryonen?
Doch noch schwieriger ist die Frage, wie die bereits praktizierte Stammzellenforschung mit den eingefrorenen Embryonen aus Befruchtungskliniken zu bewerten ist - sie sind ohnehin für die Vernichtung freigegeben.

Würde der Präsident zumindest diese Forschung aus der Bundeskasse unterstützen, erhielte die Stammzellenforschung in den USA einen entscheidenden neuen Auftrieb.
Schlüsselfrage der Präsidentschaft
Nicht nur wegen der ethischen, auch wegen der wahltaktischen Dimensionen ist die Entscheidung für Bush zu einer Art Schlüsselfrage seiner Präsidentschaft geworden. Einflussreiche Interessengruppen stehen sich gegenüber.
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Forschung kontra Kirche
Auf der einen Seite führen Wissenschaftler und Patientenverbände die großen Hoffnungen ins Feld, die sich mit den menschlichen Stammzellen verbinden. Aus ihnen soll künftig Gewebe gewonnen werden, mit dem bisher unheilbare Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson, Diabetes und Lähmungen geheilt werden können.

Auf der anderen Seite stehen katholische Kirche und Verbände von Abtreibungsgegnern, die jegliche Forschung an Embryonen als Tötung menschlichen Lebens ablehnen, weil dabei die Embryonen vernichtet werden.
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Klare Mehrheit gegen Klonen
Die Entscheidung, das Klonen menschlicher Embryonen selbst zu medizinischen Zwecken zu verbieten, fiel mit klarer Mehrheit. Dass in Biofabriken künftig Embryonen für die Forschung produziert werden, erschien den meisten Abgeordneten als Horrorszenario.

Obwohl manche Forscher gerade in geklonten Embryonen ein besonders viel versprechendes Potenzial sehen: Sie wollen die Embryonen aus Zellen des Patienten klonen, um dann Stammzellen zu züchten, die mit dem Patienten genetisch identisch sind und deshalb von dessen Körper nicht abgestoßen werden.
Protest von Wissenschaftlern
Die Entscheidung des Repräsentantenhauses löste denn auch in der wissenschaftlichen Gemeinde heftigen Protest aus. Von einem Schritt rückwärts, der potenziell "Millionen von Patienten" benachteilige, sprach der Verbandspräsident der Biotechnologischen Industrie, Carl Feldbaum.

Trotz solcher Proteste wird sich Bush in seiner Entscheidung nun auf die bei der künstlichen Befruchtung übrig gebliebenen Embryonen konzentrieren. Auch eine Forschung an diesen Embryonen hatte er während des Wahlkampfes noch abgelehnt.
Bush denkt "hart" nach
Doch die heftige öffentliche Debatte der vergangenen Monaten hat seine einstmals klare Position ins Wanken gebracht. Sprecher Ari Fleischer hat die auf eine Entscheidung wartende Öffentlichkeit in den vergangenen Wochen immer wieder vertröstet: Es sei "kein leichtes Thema", der Präsident denke "hart" nach.

(Daniel Jahn, AFP)
->   US House of Representatives
Mehr über die aktuelle Stammzellen-Debatte in science.orf.at:
->   Stammzellen: Die Diskussion im Überblick
->   Österreichs Bioethik-Kommission
->   Stammzellen-Debatte in Deutschland
->   Großbritannien: Liberalste Stammzellen-Gesetze Europas
 
 
 
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01.01.2010