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Depressionen: In Schwangerschaft häufiger als danach  
  Etwa jede zehnte Frau leidet an Depressionen nach der Geburt ihres Kindes, ein seit vielen Jahren anerkanntes Problem. Im vergangenen Jahr erregte allerdings eine Studie Aufmerksamkeit, wonach Depressionen während der Schwangerschaft noch häufiger sind.  
Laut Untersuchung erreicht das Depressions-Risiko in der 32. Schwangerschaftswoche ihren Höhepunkt. Prä- und postnatale Depressionen seien gleich ernst zu nehmen und zu diagnostizieren, um Schaden von der Schwangeren und vom Kind abzuwenden, meint Jonathan Evans von der Bristol University in England.

Das ungeborene Kind könnte davon in Mitleidenschaft gezogen werden - etwa durch einen Anstieg der mütterlichen Stresshormone, die zu einem niedrigeren Geburtsgewicht führen.
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"Depressed mood during pregnancy"
Gemeinsam mit seinem Forschungsteam hat Evans seine Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des "British Medical Journals" (BMJ) veröffentlicht: "Cohort study of depressed mood during pregnancy and after childbirth", BMJ Bd. 323, Seiten 257-260, vom 4. August 2001.
->   Der Originalartikel im BMJ
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9.000 Frauen befragt
Für die Studie wurden über 9.000 Frauen im Gebiet von Avon befragt, deren Kinder zwischen dem 1. April 1991 und dem 31. Dezember 1992 auf die Welt kommen sollten. In einer Reihe von Fragebögen schilderten sie in der 18. und 32. Schwangerschaftswoche sowie acht Wochen und acht Monate nach der Geburt ihre Stimmungen.
32. Woche besonders gefährdet
In der 18. Schwangerschaftswoche gaben 11,8 Prozent Depressionen an, in der 32. Woche 13,5 Prozent. Diese Werte sank nach der Geburt auf 9,1 Prozent (8. Woche) und schließlich auf 8,1 Prozent (8. Monat).
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Ungenauigkeit der Studien-Ergebnisse?
Obwohl die Werte während der Schwangerschaft leicht höher waren als nach der Geburt, wird davon ausgegangen, dass sie in Wirklichkeit sehr ähnlich sind. Die kleinen Unterschiede könnten daran liegen, dass die achte Woche nach der Geburt ein bereits relativ später Zeitpunkt der Überprüfung war. "Ich glaube, dass es Depressionen unmittelbar nach der Geburt gibt, die nach acht Wochen bereits überwunden sind", meinte etwa David Mrazek von der Mayo Klinik in Rochester.
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"Wundern Sie sich nicht, es handelt sich um ...
Die Ergebnisse der Studie mögen viele überraschen, da die Schwangerschaft gemeinhin als Zeit des emotionalen Wohlbefindens gilt. Evans fasst die Botschaft an die Frauen deshalb so zusammen: "Wundern sie sich nicht, wenn sie in der Schwangerschaft Depressionen bekommen."
... eine ganz 'normale' Depression"
Postnatale Depressionen sind im Übrigen seiner Ansicht nach keine besondere Art der psychischen Krankheit. "Natürlich bekommen viele Frauen nach der Geburt Depressionen. Die Ansicht, wonach diese quasi eine logische Konsequenz darstellen, ist aber ein weit verbreiteter Mythos".

Sie kommen nicht häufiger vor als zu anderen Zeitpunkten im Leben einer Frau, meint Evans. Üblicherweise wird von etwa zehn bis 15 Prozent depressiven Frauen ausgegangen.
Weitere Forschung soll folgen
Zur pränatalen Depression wurde bislang vergleichsweise wenig geforscht. Ein Manko, wie die Studienautoren meinen, das es in Zukunft zu ändern gilt. Die neue Studie jedenfalls legt nahe, dass Stärke und Natur von Depressionen die selben sind, gleichgültig ob vor oder nach der Geburt.
->   British Medical Journal
->   University of Bristol
Mehr über Depressionen auf science.orf.at:
->   Elektrostimulationen als Behandlung
->   Gibt es sinnvolle und nützliche Depressionen?
->   Volkskrankheit Depression
 
 
 
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01.01.2010