News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Ultraschall ersetzt Brust-Biopsie  
  Ein neuartiges Ultraschallsystem kann Knoten im Gewebe der weiblichen Brust nicht nur entdecken, sondern auch zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren unterscheiden. Damit könnte Frauen in Zukunft der psychisch belastende Eingriff einer Brust-Biopsie erspart bleiben.  
Der Prozentsatz der Biopsien, bei denen festgestellt wird, dass es sich um eine gutartige Geschwulst handelt, liegt in Amerika zwischen 60 und 80 Prozent. In Europa ist das Verhältnis ähnlich, meint Katherine Nightingale, Leiterin des Forschungsteams der Duke-Universität in Durham, in der neuesten Ausgabe des Fachmagazins "New Scientist".
Röntgen, Ultraschall und Co.
Verdächtige Geschwülste in der weiblichen Brust wurden bisher durch Abtasten oder mit Hilfe einer Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung lokalisiert.

Diese Methoden können allerdings nur die Lage des Knoten feststellen, nicht aber, ob es sich um eine gutartige oder bösartige Geschwulst handelt. Die einzige Möglichkeit, das festzustellen, war eine Biopsie, also eine teilweise chirurgische Entfernung des Knotens.
...
Was ist eine Biopsie?
Der Begriff leitet sich aus dem Griechischen ab: ''Bio'' bedeutet lebend, ''opsis'' das Betrachten. Biopsie bedeutet also das Betrachten von Lebendigem, hier von lebendem Gewebe zu diagnostischen Zwecken. Die Gewebeproben können mit einer dickeren (Stanzbiopsie) oder dünneren (Feinnadelbiopsie, Punktion) Hohlnadel durch Herausschneiden eines Gewebestückes mit dem Skalpell gewonnen werden.
->   Mehr Informationen zur Biopsie
...
''Anstupsen'' mit Ultraschall
Das Team um Nightingale entwickelte ein tragbares Ultraschallgerät nicht nur zur Lokalisierung, sondern auch zur Untersuchung des Knotengewebes.

''Wir haben herausgefunden, dass unterschiedliche Gewebearten auch unterschiedlich auf das 'Anstupsen' mit Schall reagieren. Das heißt, gutartige und bösartige Geschwülste reagieren auf unterschiedlich starke Stöße. Außerdem brauchen sie unterschiedlich lange, um ihre ursprüngliche Form wieder anzunehmen'', sagt Nightingale.

 


Die gelben Schwingungen stellen den herkömmlich verwendeten Ultraschall dar, die roten Schwingungen den verstärkten Ultraschall.
Herkömmlicher Ultraschall verstärkt
Das Gerät benützt einen herkömmlichen Ultraschallstrahl, der auch für die Lokalisierung der Geschwülste verwendet wird, und verstärkt diesen. Der dadurch entstehende Druck lässt eine akustische Kraft entstehen, die das Gewebe des Knotens sehr langsam und zart um zehn bis 15 Mikrometer verschiebt.

Die Stabilität und Festigkeit des Gewebes ist umgekehrt proportional zu der Anzahl der Bewegungen, die es durch den ''Stupser'' durchführt. ''Wir benützen beide Parameter, um zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren zu unterscheiden'', meint Nightingale.
Schnell, sanft und sicher
Das Gerät könnte in Zukunft ein sicherer und schneller Weg sein, um Geschwülste der weiblichen Brust zu untersuchen. Außerdem kann es ganz einfach an die schon existierenden Ultraschall-Untersuchungsgeräte angebracht werden.

''Es ist sehr sicher, da der verstärkte Impuls nicht länger als eine Millisekunde auf das in Frage kommende Gewebe gerichtet wird.'' Nightingale weiter: ''Dadurch kann sich das Gewebe auch nicht erhitzen und wird vor Schaden bewahrt.''
Erfolg wird sich erst in der Zukunft zeigen
''Sobald es ausgereift ist, wird dieses Gerät ein enormer Fortschritt für die Untersuchungsmethoden der weiblichen Brust sein", meint Stephen Duffy vom "Imperial Cancer Research Fund" in London. ''Ob es allerdings die Biopsie vollständig ersetzen kann, wird die Zukunft zeigen.''
Der Artikel im "New Scientist":
->   Sound waves could replace breast biopsies
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010