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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Studie belegt: Biolandbau schont Umwelt  
  Was wäre, wenn alle Bauern in einer Region Biobauern wären? Experten haben nun - hypothetische - Antworten gegeben: Die Umwelt würde weniger belastet, weniger Energie verbraucht und die Gentechnik ihre Bedeutung für die Landwirtschaft verlieren.  
Beispielgebiete: Liezen und nördliches Weinviertel
Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur in Wien haben sich dem Gedankenexperiment gewidmet. Als Beispielgebiete für das zweijährige Forschungsprojekt wählte das Team vom Institut für Ökologischen Landbau die Regionen Liezen in der Steiermark und das nördliche Weinviertel.

Jetzt gibt es erste Zwischenergebnisse, wie sich der flächendeckende Biolandbau auf die Umwelt auswirkt.
Keine Pestizide, weniger Energieverbrauch
Es mag kaum verwundern, der biologische Landbau bringt Vorteile für die Umwelt: der Biolandbau verzichtet auf chemische Pflanzenschutzmittel, es gibt keine Pestizidrückstände in Gewässern und in der Luft.

Das Klima profitiert: im Biolandbau wird weniger Energie verbraucht und die Stickstoffbelastung geht zurück, weil kein Dünger verwendet wird.
Weniger Stickstoff ...
Thomas Lindenthal von der Universität für Bodenkultur, Wien: "Die Entlastung könnte im Weinviertel etwa 60 Prozent sein. In Liezen, in intensiver bewirtschafteten Tallagen, sehen wir die Umwelteffekte stärker. Dort wären die Stickstoffüberschüsse 40 bis 50 Prozent geringer."
... aber immer noch mehr als Natur abbauen kann
Was überrascht, ist, dass die reine Biolandwirtschaft mehr Stickstoff erzeugt, als die Natur abbauen kann. Grund dafür sind Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Fisolen, die von den Biobauern stärker angebaut werden als in der konventionellen Landwirtschaft. Diese Pflanzen sammeln den Stickstoff aus der Luft, sagt Lindenthal.

"Ein Teil des Stickstoffs, den die Pflanze nicht aufnehmen kann, der dann als Stickstoffüberschuss bei unseren Rechnungen herauskommt, wird in die Humussubstanz eingebaut. Der Boden kann das aber nur zu einem bestimmten Maß, und wenn es das übersteigt, dann landet der Stickstoff als Nitrat im Grundwasser oder als Lachgas oder elementarer Stickstoff in der Luft."
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Derzeit 9 Prozent Biobetriebe in Österreich
Im Durchschnitt gibt es in Österreich 9 Prozent Biobetriebe. Derzeit sind Regionen wie das Sölktal, wo 40 Prozent der Betriebe Biobauern sind, die Spitzenreiter.
->   Thomas Lindenthal: Die Vorzüge des Biolandbaus sind belegt
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Funktioniert ohne Gentechnik
Die Vorteile zur konventionellen Landwirtschaft überwiegen laut Studie aber. Die Biobauernregion hätte noch einen Vorteil für die Umwelt: Sie würde die Gentechnik-Freiheit sichern.

"Bei einer flächendeckenden Umstellung wäre die klare Zielabsicht und auch der Versuch da, an so einer Vision festzuhalten und auch Beratung, Forschung und Kontrolle in diese Richtung weiter zu entwickeln. Das geschieht aber momentan in der konventionellen Landwirtschaft nicht. Vor allem in der Forschung geht jetzt alles in Richtung Gentechnologie."
Verlierer: Chemo-Industrie, Futtermittel-Erzeuger
Verlierer einer flächendeckenden Umstellung wäre die chemische Industrie und die Futtermittel-Erzeuger. Sie brauchen aber noch keine Angst vor einer Trendwende in der Landwirtschaft zu haben, sagt der Forscher.

"Wir gehen quasi fiktiv davon aus, was passieren würde, wenn 100 Prozent der Betriebe auf Biolandbau umstellen. Als Wissenschaftler kann man sich die Frage erlauben, ohne das als realistisch anzusehen."

Ulrike Schmitzer, Ö1 Mittagsjournal
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01.01.2010