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Produktinnovation "Passivhaus"  
  Energiesparhäuser der Zukunft versprechen ihren Bewohnern mehr Behaglichkeit und eine kostengünstige Errichtung, verbunden mit einen Bruchteil des Energieverbrauchs und der Betriebskosten. Ein von der Europäischen Kommission gefördertes Forschungsprojekt weist nun auch die Markttauglichkeit solcher Häuser nach.  
Die Herausforderung
Der Energieverbrauch von Wohnungen und Häusern trägt durch die Verwendung fossiler Energie (Heizöl, Gas) neben dem Verkehr wesentlich zum Treibhaus-Effekt bei. Wie kein anderes Produkt verbrauchen Häuser über ihre Lebensdauer viel mehr an Energie, als zu ihrer Errichtung erforderlich ist. Es ist äußerst fraglich, ob dafür in absehbarer Zukunft ausreichend konventionelle Energie zur Verfügung stehen wird.
Energiepolitische Notwendigkeit
Nach Einschätzung der EU (¿Grünbuch¿) wird , wenn nichts geschieht, die Importabhängigkeit bei fossiler Energie in den nächsten 15 Jahren von 50 % auf 70 % steigen, samt der Abhängigkeit von Versorgungskrisen. Passivhäuser stellen also eine Verbindung von individuellen Vorteilen mit einer energiepolitischen Notwendigkeit dar.
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Passivhäuser
Am einfachsten sind sie zu umschreiben als Häuser ohne konventionelle Heizung wie Brennkessel, Thermen oder Öfen. Sie verhalten sich ¿passiv¿ beim Energieverbrauch. Ausgedrückt als technischer Vergleich: Konventionelle Wohnungen benötigen pro Quadratmeter Wohnnutzfläche 100 bis 200 kwh pro Jahr, Passivhäuser finden mit nur 10 bis 15 kwh das Auslangen. Die jährlichen Energiekosten sinken auf ATS 30 bis 40,- pro Quadratmeter und Jahr, also auf ein Zehntel bis ein Zwanzigstel eines konventionellen Hauses. Wenn die Fertighaus-Branche derzeit mit 3-Liter-Häusern wirbt, so wird dieses Ziel von Passivhäuser mit 1 Liter überboten (10 kwh entsprechen 1 Liter Heizöl)
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Standardversionen sind möglich
Das wissenschaftliche Konzept wurde Anfang der 90er-Jahre am Passivhaus-Institut Darmstadt von Dr.Wolfgang Feist entwickelt. Es war nun mit entsprechender Begleitforschung und mit Messprogrammen der Nachweis zu führen, daß das Konzept in die Baupraxis umgesetzt werden kann und solche Häuser kostengünstig und standardisiert herstellbar sind.
Länderübergreifend organisiert
Daher sind ins Projekt eingebunden: das Energieinstitut Vorarlberg, die Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie in Gleisdorf, Architekten, Baufirmen, Geräte-Hersteller, Bauträger wie gemeinnützige Wohnbaugesellschaften. Um die Häuser bei unterschiedlichen klimatischen Bedingungen abtesten zu können, ist das Projekt länderübergreifend organisiert. In Schweden, Deutschland, Österreich, Frankreich, der Schweiz sind 233 Wohnungen errichtet worden, als freistehende Eigenheime, Reihenhäuser, Geschosswohnbauten.
Produktinnovationen ausgelöst
Es klingt zunächst nach einer Schildbürgerei, Häuser ohne Heizung bauen zu wollen, so wie Häuser ohne Fenster. Es ist auch irrig anzunehmen, daß Passivhäuser wegen der extremen Energieeinsparung mehr teure Technik als konventionelle benötigen.

Zu entwickeln war eine andere Technik. Das Problem: wegen des minimalen Energiebedarfs kann keine konventionelle Heizung eingebaut werden, weil es so klein dimensionierte Heizungen auf dem Markt nicht gab. Also wurde ein Kompakt-Gerät neu entwickelt, das wie eine Gastherme aussieht.
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Wärmerückgewinnung
Es führt der Wohnung Frischluft zu und entzieht der Abluft die Wärme, erwärmt das Brauchwasser, kombiniert mit einer Wärmepumpe. Mit der Wärmerückgewinnung wird das übliche Lüften durch eine automatische Frischluftzufuhr ersetzt.
Fensterkonstruktionen erreichen einen 10-fach besseren Dämmwert als übliche Wärmeschutzgläser.
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Kumulierte Vorteile
In der Bautechnik werden extrem wärmedämmende Wandelemente entwickelt, die eine luftdichte und wärmebrückenfreie Bauweise ermöglichen. Für die Bewohner ergeben sich viele Vorteile:

Behaglichkeit: Die optimale Dämmung hält die Innenwände angenehm warm ¿ kein Frösteln trotz hoher Raumtemperatur infolge kalter Wände. Die Verhinderung von Wärmebrücken vermeidet Schimmelschäden.

Krisensicherheit: In der heißen Jahreszeit bleibt die Wohnung angenehm temperiert, selbst in kalten Wintern sinkt die Temperatur nicht unter 15 Grad. Selbst wenn die Energiepreise beträchtlich steigen, was sie voraussichtlich tun werden, oder bei Versorgungskrisen kann dies den Bewohnern kaum etwas anhaben.


Ein Beitrag von Helmut Waldert für die Ö 1-Dimensionen Montag, 6. 8. um 19 Uhr auf Radio Österreich 1.
Die beschriebenen Häuser sind bereits bewohnt und haben - untersuchterweise - den "Bewohnertest" bestanden.
->   Weitere Informationen über die Passivhäuser
->   Radio Österreich 1
 
 
 
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01.01.2010