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Neuer Impfstoff gegen Tropenkrankheit entwickelt  
  Leishmaniose gilt als eine der gefährlichsten Tropenkrankheiten überhaupt. Nun wurde im Tierversuch erstmals ein wirksamer Impfstoff dagegen entwickelt. Gewonnen wurde dieser aus dem Speichel ihres Überträgers - der Sandmücke.  
Dies berichtet ein Forscherteam um Jose Ribeiro vom US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) in der aktuellen Ausgabe des "Journal of Experimental Medicine".
->   Original-Abstract im 'Journal of Experimental Medicine'
12 Millionen Betroffene weltweit
Die Krankheit, die durch den Stich von Sandmücken auf Menschen übertragen wird, ist in zahlreichen Tropenländern ein wachsende Gefahr.

Derzeit leiden weltweit etwa 12 Millionen Menschen an einer der Varianten von Leishmaniose - vor allem in Süd- und Mittelamerika, Afrika und dem Nahen Osten.
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Leishmaniose
Oberbegriff für Infektionskrankheiten, die durch unterschiedliche Protozoenarten der Gattung Leishmania hervorgerufen werden und je nach Erreger die Haut, Schleimhäute oder inneren Organe befallen können. Nach einer sehr variablen Inkubationszeit, die von zwei Wochen bis zu mehreren Jahren reichen kann, befällt der Erreger unter anderem innere Organe und die Haut und endet in 20 Prozent der Fälle tödlich.
->   Mehr über Leishmaniose
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Speichel untersucht
Das Team um Ribeiro untersuchte den Speichel der Sandmücken. Schon vor einigen Monaten konnten sie beweisen, dass Labortiere eine Infektion mit den Parasiten überstanden, wenn sie vorher mit dem Speichel der übertragenden Sandfliegen immunisiert worden waren. Aufbauend auf diesem Wissen entwickelten die Forscher nun den neuen Impfstoff.
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Sandmücken
Sandmücken (Phlebotomen) sind etwa zwei Millimeter kleine sandfarbene Stechmücken, die für ihre Fortpflanzung u.a. das Blut von Menschen benötigen. Für den europäischen Mittelmeerraum sind insgesamt 23 verschiedene Sandmückenarten nachgewiesen, von denen jede einzelne Art ein unterschiedliches Verhalten zeigt. Die Lebenserwartung einer Sandmücke beträgt etwa 40 Tage.
->   Mehr über Sandmücken
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Protein "SP15" führte zu DNA-Impfstoff
Die Forscher trennten die im Fliegenspeichel enthaltenen Proteine und identifizierten dabei eines namens "SP15", welches das Ziel bei der zuvor beobachteten natürlichen Immunisierung der Labormäuse war.

Mithilfe des Proteins fanden sie das zu Grunde liegende Gen und konstruierten einen DNA-Impfstoff, den sie zur Immunisierung von Mäusen einsetzten.
Harmloserer Krankheitsverlauf als Folge
Wurden die immunisierten Tiere dann mit den Parasiten infiziert, liefen die Infektionen signifikant harmloser ab als bei unbehandelten Artgenossen. So zeigten diese weniger Hautverletzungen, und bereits nach sechs Wochen war die Infektion überstanden.

Die anderen Tiere waren zu diesem Zeitpunkt hingegen noch von großen Hautgeschwüren gezeichnet und konnten die Parasiten nicht eliminieren.
T-Zellen als Auslöser des Schutzes
Da infizierte Tiere auf einen Mückenstich sowohl mit erhöhter Produktion von Antikörpern als auch mit einer Antwort durch die T-Zellen des Immunsystems reagieren, analysierte das Forscherteam die vorliegende schützende Reaktion in den Labormäusen.

Die Beobachtung, dass auch Knock-Out-Mäuse ohne die Fähigkeit, Antikörper zu produzieren, durch den Impfstoff geschützt waren, legte die T-Zellen als Auslöser des Schutzes nahe.

Als nächsten Schritt plant das Team vom NIAID Laborversuche mit Hunden und Affen.

(red)
->   Journal of Experimental Medicine
->   National Institute of Allergy and Infectious Diseases
 
 
 
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01.01.2010