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Brandkatastrophe im Tunnel soll im Computer simuliert werden  
  Der gestrige Brand im Gleinalmtunnel nördlich von Graz lässt nun den Ruf nach mehr Sicherheit im Tunnel laut werden. In Graz läuft derzeit ein Forschungsprojekt, mit dem alle Tunnel in Europa auf ihre Feuersicherheit überprüft werden sollen.  
Die Grazer Techniker entwickeln ein Computersimulationsmodell, mit dem Feuerunfälle im Tunnel realistisch nachgebildet werden können, sagt Gernot Beer vom Institut für Baustatik an der TU Graz.

"Wir können im Computer den Unfall im Gleinalmtunnel nachvollziehen. Es ist so, als ob ein Beobachter mit Datenhelm im Tunnel beobachtet, wie das Feuer ausbricht, wie der Rauch sich entwickelt und wie sich das Absaugen der Luft auswirkt."
Erstmals exakte Bewertung der Tunnelsicherheit
Die Forscher können im Computermodell analysieren, wie Feuer nach Unfällen am besten bekämpft werden soll - ob mit einer Sprinkleranlage oder mit Feuerwänden, die im Tunnel hochgefahren werden.

"Mit diesem System können wir alle europäischen Tunnel überprüfen", so der Forscher Beer. "Wir haben erstmals wissenschaftlich exakte Aussagen über ganz konkrete Fragestellungen: wird genug Rauch abgesaugt, wie lange kann man noch im Tunnel atmen, wann wird es unerträglich heiß, wie lange sind die Schilder für die Notausgänge zu sehen und schließlich wie feuersicher ist der Tunnel insgesamt."
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Fluchtmöglichkeit entscheidend
Bisher gab es zwar diverse Rankings für die Tunnelsicherheit. Diese orientierten sich allerdings nur an einigen technischen Daten - unter anderem, ob der Verkehr in einer oder in zwei Röhren geführt wird. "Ich kenne keine wissenschaftlichen Studien, die besagen, ob mehr Unfälle in einröhrigen Tunnel passieren. Anzunehmen ist es allerdings schon", meint Beer. Das Entscheidende sei aber nicht, ob eine oder zwei Röhren sind, sondern wie der Fluchtweg aussieht.
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Test für Lkw-Fahrer
Das Computermodell könnte auch Lkw Fahrer testen, ob sie bei einem Feuerunfall im Tunnel richtig reagieren - oder die Fahrbahn blockieren und in die falsche Richtung laufen. Feuerwehrmänner trainieren derzeit mit brennenden Autowracks - in rund zwei Jahren schon sollen sie mit dem Datenhelm das richtige Verhalten bei einer Katastrophe lernen.

Die Feuerwehr Dortmund ist deshalb auch in das 27 Millionen Schilling EU-Forschungsprojekt eingebunden - genauso wie acht andere europäische Forschungsinstitutionen, von der Königlich Technischen Hochschule in Stockholm bis zu den deutschen Fraunhoferinstituten und französischen Tunnelbetreiberfirmen.
Verpflichtender Tunneltest?
In zwei Jahren soll "Virutalfires" den Tunnelbetreibern in ganz Europa zur Verfügung stehen. Forschungsleiter Beer hofft, dass bald alle Tunnel mit diesem Simulationsmodell auf ihre Feuersicherheit überprüft werden müssen. Mängel, auf die der Computer aufmerksam macht, könnten dann rasch behoben werden.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaftsredaktion
->   SiTu - Simulation in Tunneling
->   Institut für Baustatik an der TU Graz
 
 
 
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01.01.2010