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Impfstoff gegen Alzheimer rückt näher  
  Gegen die Demenzkrankheit Alzheimer werden derzeit diverse Impfstoffe getestet, die im Tierversuch gute Ergebnisse zeigen. Doch manche davon könnten für den Menschen gefährlich sein. US-Forscher haben nun eine Molekülverbindung entwickelt, die gegen die Alzheimer auslösenden Eiweißablagerungen im Gehirn wirkt und zudem für den Menschen unbedenklich sein soll.  
Sicherer als andere Impf-Versuche
Der neue Impfstoff wurde bisher lediglich im Tierversuch getestet. Doch die Forscher der New York University School of Medicine erklärten, dass der Impfstoff innerhalb des nächsten Jahres auch an Menschen getestet werden soll. Sie sind optimistisch, dass das Medikament sicherer sein wird als andere, bereits im Teststadium befindliche.

Die Ergebnisse ihrer Studien wurden in der aktuellen Ausgabe des "American Journal of Pathology" veröffentlicht.
->   Original-Abstract im "American Journal of Pathology"
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Alzheimer
Alzheimer ist eine Beeinträchtigung geistiger Fähigkeiten als Folge von Hirngewebeschwund und Veränderungen der feingeweblichen Hirnstruktur. Die Ursachen der Entstehung von Alzheimer sind bis heute unbekannt. Bekannt ist, dass sich im Gehirn Betroffener zahlreiche Ablagerungen (Plaques) eines Eiweißfragments (Beta-Amyloid-Protein) finden, die zunächst die Kontakte zwischen den Nervenzellen blockieren, welche schließlich absterben.
->   Mehr über Alzheimer
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Alzheimer-Plaque signifikant reduziert
Tomas Wisniewski, Henrieta Scholtzova und Kollegen injizierten 11 Monate alten Mäusen, bei denen sich bereits die ersten Eiweißablagerungen, die so genannten Plaques gebildet hatten, den Impfstoff.

Sieben Monate danach wurden die Gehirne der Mäuse untersucht. Dabei zeigte sich, dass sich die Menge der Amyloid-Plaque im Cortex, dem Ort höherer Gehirnfunktionen, um 89 Prozent gegenüber Artgenossen reduziert hatte, die nicht geimpft wurden.

Im Hippocampus, dem Sitz des Gedächtnisses, war die Menge um 81 Prozent zurückgegangen. Zudem wiesen die geimpften Mäuse auch um 57 Prozent weniger von jenen Proteinen auf, die die Entwicklung der Amyloid-Plaque fördern.
->   Mediziner hoffen auf Anti-Alzheimer-Impfstoff
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Immer mehr Alzheimer-Patienten
Weltweit wird mit elf bis 22 Millionen Alzheimer-Patienten gerechnet. Eine erst vor kurzem erschienene Studie ergab für Österreich im Jahr 2000 eine Zahl von rund 90.500 Demenzpatienten, von denen 60.400 an Morbus Alzheimer litten. Die Zahl der Erkrankten steigt international dramatisch an. Das liegt an der Bevölkerungsentwicklung. Derzeit leben allein in den USA rund vier Millionen Alzheimer-Patienten. Im Jahr 2050 sollen es 14 Millionen sein.
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Impfstoff baut auf Bekanntem auf
Schon 1999 gelang es Wissenschaftlern, einen Impfstoff zu entwickeln, der bei genetisch veränderten Mäusen die Bildung der Amyloid-Plaques verhinderte. Mit Hilfe der Substanz "AN-1792" konnten sie damit sogar bereits bestehende Ablagerungen wieder auflösen.

Die Substanz beruhte auf einem Fragment des Amyloid-Vorläufer-Proteins, gegen das die Tiere Antikörper bildeten - wodurch das Immunsystem "aufräumen" konnte.
->   Mehr zum AN-1792-Impfstoff
Nicht giftig für menschliche Nervenzellen
Tomas Wisniewski und Kollegen befürchteten jedoch, dass diese Verbindung für Nervenzellen beim Menschen giftig sein könnte. Denn sie kann die Blut-Hirn-Schranke passieren, selbst giftige Fasern bilden und auch als Keim für weitere Fasern dienen.

Darum konstruierten sie ein dem Beta-Amyloid sehr ähnliches Peptid, das eine wichtige Aufgabe übernimmt: Es verhindert, dass sich eine unlösliche Form des Amyloids als Plaque im Gehirn ablagert.

"Wir glauben, dass unser Peptid-Impfstoff nicht giftig für menschliche Nervenzellen ist, da er sich nicht in Klumpen anhäuft" meinte Blas Frangione, einer der Studienautoren.

(red)
->   Neuigkeiten zu Alzheimer in science.orf.at
->   American Journal of Pathology
->   New York University, School of Medicine
 
 
 
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01.01.2010