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Morbus Parkinson: Placebo wirkt wie Medikament  
  Bisher schoben Mediziner Erfolge durch den so genannten Placebo-Effekt auf psychologische Faktoren. Eine neue Studie weist jedoch auch eine physiologische Wirkung des Placebo-Effekts im Körper nach. Ein Scheinmedikament konnte Parkinson-Kranken genauso helfen wie die eigentliche Medizin.  
Über diesen Erfolg eines völlig wirkstofflosen Scheinmedikaments berichtet ein kanadisch-finnisches Forscherteam in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science".

Das Placebo löste überraschenderweise bei Parkinson-Patienten die gleichen Abläufe im Hirn aus, die das tatsächliche Medikament auch aktiviert hätte.
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Morbus Parkinson
ist eine unheilbare, fortschreitende Erkrankung. Beim Morbus Parkinson sterben - aus nach wie vor nicht bekannten Gründen -Gehirnzellen im Bereich der so genannten Substantia nigra ab. Diese Zellen sind für die Bildung des Nervenbotenstoffs Dopamin zuständig. Der Mangel an Dopamin, aber vor allem die aus dem Gleichgewicht geratene Balance der verschiedenen Botenstoffe des Gehirns, führen zu den typischen Symptomen der Erkrankung. Zittern, Steifigkeit und Verlangsamung aller Bewegungen sind die 3 Kardinalbeschwerden der Krankheit. In Österreich leiden rund 30.000 Menschen an Morbus Parkinson.
->   Ursache, Symptome und Behandlung des Morbus Parkinson
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Die Erwartung einer Besserung genügt
Das Team um Raul de la Fuente-Fernandez von der Universität von British-Columbia in Vancouver nutzte ein modernes Aufnahmeverfahren, die Positronen-Emissionstomographie (PET), um den Placebo-Effekt im Gehirn ihrer Patienten nachzuweisen.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass bereits die Erwartung einer Besserung durch das Medikament die Produktion der Nervenleiter-Substanz Dopamin im Hirn ankurbelte.
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Dopamin
ist ein Botenstoff (Neurotransmitter), der Impulse (Informationen) zwischen Nervenzellen, Hirnzentren und Immunsystem weitergibt. Dopamin spielt ein Rolle bei der Regulierung verschiedener Wahrnehmungs- und Verhaltensfunktionen sowie der Bewegung. Der Botenstoff ist auch wichtig in Situationen, in denen das Gehirn mit einer Belohnung rechnet. Erhält der Mensch überraschend eine Belohnung, so wird Dopamin freigesetzt. Denn dieser Botenstoff regt auch Zentren im Hirn an, die das Verhalten, die Motivation und die Lernfähigkeit steuern.
->   Mehr Informationen über Dopamin
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Vorfreude auf Belohnung löst Wirkung aus
Mit Hilfe der Positronen-Emissionstomographie können Abläufe und Stoffwechselvorgänge in verschiedenen Organen direkt sichtbar gemacht werden. Dieses Verfahren wird üblicherweise in der Neurologie und Psychiatrie bei der Diagnose von verschiedenen degenerativen Hirn-Erkrankungen eingesetzt.

Die Wissenschaftler schließen aus den Ergebnissen der PET-Untersuchungen, dass die beobachtete Dopamin-Freigabe in einer bestimmten Region des Hirns eng mit der Rolle von Dopamin in Belohnungssituationen zusammenhängt.

Diese Region rechnet sozusagen mit einer 'Belohnung' von der wirkungslosen Pille - in Form von besserem Befinden - und in dieser Erwartung löst sie schon die Dopaminfreigabe aus, die wiederum die medikamentöse Wirkung vollzog.

Allein die 'Vorfreude' auf Besserung hat also genügt um eine physiologische Wirkung zu erzielen. Ob die Heilung durch 'Vorfreude und Belohnung' auch als Standardtherapie eingesetzt werden kann ist allerdings noch ungewiss.

(APA/red)
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01.01.2010