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Lipobay - aus dem Handel genommen  
  Das Medikament Lipobay wird in Östererich derzeit von der Firma Bayer zurückgeholt. In den USA und in Deutschland war es bei der Einnahme des Medikaments zusammen mit einem anderen verstärkt zu Nebenwirkungen gekommen, möglicherweise mit tödlichen Folgen.  
Bei der Einnahme von Lipobay, das in den USA unter dem Namen Baycol vermarktet wird, handelt es sich um einen Cholesterin-Senker. Bei der gleichzeitigen Einnahme des Medikamentes Gemfibrozil ist es verstärkt zu Nebenwirkungen gekommen. Jetzt wird untersucht , ob vier Todesfälle in Deutschland und 35 in den USA mit damit in Zusammenhang stehen könnten.

Vor drei Jahren hatte eine Studie noch die Verträglichkeit des Medikaments zusammen mit dem Mittel Gemfibrozil bestätigt. Gemfirozil senkt ebenfalls die Blutfettwerte, nämlich die Triglyzeride.
"Abfallprodukt" schädigt Niere
Bei 90 Verdachtsfällen könnte diese Kombination zur Auflösung des Muskelgewebes geführt haben, teilte das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte mit.

Gelangen ''Abfallprodukte'' des Zellgewebes, die durch die Auflösung des Muskelgewebes entstehen, in die Niere, könnte es dort zu Funktionsstörungen bis hin zum tödlichen Nierenversagen kommen, so der Verdacht.
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Lipobay
ist ein gut wirksames Arzneimittel zur Senkung eines erhöhten Cholesterinspiegels bei Patienten mit primärer Hypercholesterinämie (d.h. für die Erhöhung des Cholesterinspiegels kann keine andere Ursache, z.B. eine Zuckerkrankheit oder eine Schilddrüsenunterfunktion, gefunden werden).
->   Lipobay: Inhaltsstoffe und Wirkungsweise
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Alleine völlig ungefährlich
Lipobay sei für sich allein genommen ''völlig ungefährlich'', betonte der Bayer-Austria-Sprecher Hans-Bernd Schmitz. Im Juli habe es einen Bericht über einen Fall von Muskelschwund (Rhabdomyolyse) in Österreich gegeben, der möglicherweise im Zusammenhang mit Lipobay stehe. In Österreich sei der Wirkstoff Gemfibrozyl aber überaus selten.

Vorhersehbar sei diese Nebenwirkung nicht gewesen, sagt Michael Freissmuth, Vorstand des Instituts für Pharmakologie der Universität Wien. Nierenerkrankungen würden vom Patienten lange nicht bemerkt, erst wenn die Niere bereits stark geschädigt sei.

Die österreichischen Lipobay-Patienten sollten mit dem verschreibenden Arzt die weitere Behandlung absprechen, rät der Pharmakologe.
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Cholesterin-Senker
Moderne Cholesterin-Senker sind die Statine, die das Enzym HMG-CoA-Reduktase hemmen. Das Gesamtcholesterin sowie speziell das LDL-Cholesterin und die Triglyceride werden effektiv reduziert und gleichzeitig das HDL-Cholesterin erhöht.

Bei jedem zweiten Mann und jeder dritten Frau über 40 Jahre geht man davon aus, dass die Cholesterinwerte zu hoch sind. Eine Änderung des Lebensstils durch Diät, Nikotin- und Alkoholverzicht ist notwendig, aber oft nur schwer umzusetzen. Hohe Cholesterinwerte können einen starken Einfluss auf die Entstehung koronarer Herzkrankheit sowie Atherosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall haben. Falls die Cholesterinwerte durch eine Ernährungsumstellung nicht gesenkt werden können, müssen Cholesterin-Senker eingenommen werden.
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Gefährliche 0,8-mg-Dosis gar nicht erhältlich
In Österreich gibt es rund 20.000 Lipobay-Patienten. Die Zulassung des Medikaments (für 0,2 mg) für Österreich erfolgte im April 1999, seit April 2001 ist auch die 0,4-mg-Packung im Handel erhältlich. Die in den USA jetzt beanstandete Dosis von 0,8 mg, ist in Österreich nicht erhältlich.

Ob die amerikanischen Patienten, bei denen der Verdacht besteht, dass sie nach der Behandlung mit dem Cholesterin-Senker gestorben sind, dieses höher dosierter Medikament bekamen, ist allerdings laut Bayer-Austria nicht bekannt.
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Der Cholesterinspiegel
Ein hoher Cholesterinspiegel gilt als einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen. Ein hohe Cholesterinspiegel kann genetisch bedingt oder Folge bestimmter Erkrankungen sein. Auch eine fettreiche Ernährung, die viel gesättigte Fette und Cholesterin enthält, kann dazu beitragen.

Cholesterin ist nicht wasserlöslich und kann im Blut nur durch Trägermoleküle, die so genannten Lipoproteine, transportiert werden. Die beiden klinisch relevanten Träger sind dabei das Low-Density-Lipoprotein (LDL) und das High-Density-Lipoprotein (HDL).
Das LDL gilt dabei als der ''schlechte'' und das HDL als der ''gute'' Cholesterinträger. Das liegt daran, dass LDL das Cholesterin überall im Körper verteilt, während das HDL überflüssiges Cholesterin vom Blut und Gewebe einsammelt, um es über die Leber zu entsorgen.
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Vermarktungsstop in Amerika und Europa
Trotzdem hat Bayer im Zusammenhang mit vermehrten Nebenwirkungsmeldungen betreffend eine Muskelschwäche einen Vermarktungsstopp für Lipobay vorgenommen.

Von diesen Nebenwirkungen seien insbesondere Patienten betroffen, die trotz einer Kontraindikation und Warnhinweisen gleichzeitig den Wirkstoff Gemfibrozil eingenommen haben.

Laut Bayer-Austria wurde vor der Kombination von Lipobay mit anderen Medikamenten am Beipackzettel gewarnt, seit Juni war es als Verbot nachzulesen.

(APA/red)
->   Bayer
 
 
 
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01.01.2010