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Schwerere Babys bekommen einen höheren IQ  
  Je schwerer Babys bei ihrer Geburt sind, desto intelligenter werden sie später. Was bisher schon von untergewichtigen Neugeborenen oder Frühgeburten bekannt war, soll nach einer neuen Studie auch für "Normalgewichtige" gelten.  
Die Ursache dafür liegt vermutlich darin, dass die schwereren Babys während der Schwangerschaft ihrer Mutter in bestimmten Phasen besser ernährt worden sind. Diese Phasen sind entscheidend für die Entwicklung des Gehirns.
Frühgeburten gefährdet
Schon zuvor haben andere Studien bewiesen, dass Untergewicht bei der Geburt mit einer schlechteren Entwicklung der geistigen Fähigkeiten des Kindes korrespondiert.

Vor allem Frühgeburten sind dadurch gefährdet. Aber auch Kinder, die durch eine Diät der Mutter oder den Genuss von Alkohol und Nikotin beeinflusst sind.

Die Studie von Thomas Matte, Melissa Begg und Kollegen in der aktuellen Ausgabe des "British Medical Journal" dehnt die Relation von Gewicht und Intelligenz nun auf Normalgewichtige aus.
->   Originalartikel im British Medical Journal
IQ-Messung mit sieben Jahren
Das Forscherteam des Center for Urban Epidemiologic Studies in New York untersuchte 3.484 Babies, die zwischen 1959 und 1966 auf die Welt kamen.

Die meisten von ihnen vielen unter die Kategorie "Normalgewicht", worunter mehr als zweieinhalb Kilo verstanden werden. Insgesamt lagen die Geburtsgewichte zwischen eineinhalb Kilo und vier Kilo.

Es wurde eine direkte Korrelation zwischen dem Geburtsgewicht und dem Intelligenzquotienten im Alter von sieben Jahren gefunden.
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Intelligenzquotient
Der Begriff wurde von William Stern 1912 eingeführt und ist das Maß für die intellektuelle Leistungsfähigkeit einer Person, die sich auf den durchschnittlichen Entwicklungsstand von Gleichaltrigen bezieht. Der Intelligenzquotient (IQ) ergibt sich aus dem Verhältnis von Intelligenzalter (IA) zum Lebensalter (LA) nach der Formel IQ = 100 IA / LA. Der Wert von 100 bedeutet hierbei eine genau durchschnittliche Intelligenz. Das Intelligenzalter ergibt sich aus der Anzahl der Testaufgaben, die für die jeweilige Altersgruppe als lösbar ermittelt worden sind.
->   Mehr über den IQ
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Bis zu 10 IQ-Punkte Unterschied
Ganz allgemein ergab sich bei höheren Geburtsgewichten ein leicht höherer IQ. Die durchschnittliche Differenz zwischen Babys, die weniger als zweieinhalb Kilos wogen, und jenen mit mehr als vier Kilo betrug 10 IQ-Punkte.
Buben stärker betroffen
Der Zusammenhang war bei Buben größer als bei Mädchen. Die Forscher fanden heraus, dass ein 1.000 Gramm höheres Geburtsgewicht bei ihnen zu durchschnittlich 4,6 IQ-Punkten mehr führte, während die Zahl bei Mädchen nur um 2,8 Punkte anstieg.

Matte zeigte sich von den Unterschieden zwischen den Geschlechtern überrascht und meinte, dass bei Mädchen die Korrelation statistisch überhaupt nicht signifikant ist.

"Buben sind im Durchschnitt bei der Geburt größer und wachsen auch schneller. Vielleicht reagieren sie deshalb auch sensibler auf Faktoren, die das Wachstum des Fötus betreffen"
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Vorangegangene Studien
Schon im Jänner 2001 waren Forscher des britischen Medical Research Council zu ähnlichen Resultaten gekommen. Die Teilnehmer der Studie wurden damals in verschiedenen Altersstadien auf ihre Fähigkeiten beim Lesen, Rechnen, logischen Denken sowie auf ihre Auffassungsgabe und Konzentration getestet. Auch hier wurde ein Zusammenhang zwischen höherem Geburtsgewicht und besseren kognitiven Fähigkeiten festgestellt.
->   Mehr über die Studie
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Weitere Forschung nötig
Nach Angaben von Matte werfe die Studie ein neues Licht auf das Verhältnis zwischen fötalem Wachstum und der Gehirnentwicklung.

Zwar sei sie noch zu lückenhaft, um eine praktische oder klinische Anwendung nach sich zu ziehen, weitere Studien würden aber den Erkenntnisstand erweitern.

"Es gibt bereits heute Initiativen, die sich dem Risiko von geringem Geburtsgewicht widmen. Diese müssen fortgeführt werden", meinte er.

(red)
->   British Medical Journal
 
 
 
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01.01.2010