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ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Landgang der ersten Pflanzen vor 700 Mio. Jahren  
  Bisher glaubte man, Pflanzen seien vor rund 420 Millionen Jahren aus dem Wasser "an Land" gegangen. Eine neue US-Studie datiert den Beginn des "Landlebens" jetzt jedoch rund 300 Millionen Jahre vor - und revolutioniert damit möglicherweise die Theorien über die Entstehung von höherem Leben auf unserem Planeten.  
Wissenschaftler der Pennsylvania State University datieren in einer Studie, die im aktuellen "Science" Magazin erschienen ist, das Alter der ersten Landpflanzen in Form von Moosen auf 700 Millionen Jahre und die ersten Landpilze in Form von Flechten gar auf 1,3 Milliarden Jahre.
Neue Erkenntnisse über "Entwicklung des Lebens"
Stimmen diese Zahlen tatsächlich, so ergeben sich daraus völlig neue Informationen zu klimatischen Bedingungen und zur Entwicklung von höherem Leben auf den Landflächen der Urzeit-Erde, meinen die beteiligten Forscher.
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Kolonisierung von Land durch Pflanzen und Pilze
Der Artikel "Molecular Evidence for the Early Colonization of Land by Fungi and Plants" ist erschienen in "Science" (Vol., S. )
->   Originalartikel in "Science" (kostenpflichtig)
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Älteste Fossilien nur 420 Millionen Jahre alt
Die bisherige Zahl von rund 420 Millionen Jahren als der Entstehungszeit der ersten Landpflanzen resultierte aus den ältesten bekannten Fossilienfunden von Landpflanzen, die in etwa dieses Alter haben.
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Älteste Fossilien
Die ältesten Fossilienfunde von Landpflanzen datieren etwa 415 bis 420 Millionen Jahre - die Zeit des Silur - zurück: Es handelt sich um kleine, sehr einfache Pflanzenformen - unbeblätterte, sich gelegentlich gabelnde, rundliche, glatte Sprosse mit einem zentralen Leitstrang. Diese Sprosse besaßen Spaltöffnungen und waren von einer sehr resistenten Schicht, der so genannten Kutikula, umgeben, um Austrocknung zu verhindern. Sie trugen endständige Sporangien, in denen die für die Erhaltung und Verbreitung der Pflanze notwendigen Sporen gebildet wurden.
->   Mehr zur Entwicklung der Landpflanzen, wie bisher bekannt und geglaubt
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Pflanzen zu fein für Fossilierung?
Tatsächlich glaubten jedoch viele Biologen bereits, dass sich die ersten Landpflanzen weitaus eher entwickelt haben könnten. Deren Struktur sei jedoch zu fein und weich gewesen, als dass sie sich in Fossilienform habe erhalten können.
Gen-Untersuchung liefert entscheidende Daten
Der Evolutionsbiologe Blair Hedges, Leiter der Studie, wollte es genau wissen und untersuchte zusammen mit seinem Team die Gene von verschiedenen Pflanzen und Pilzen.

Die Forscher verglichen die Aminosäure-Sequenzen von 119 Proteinen verschiedener Pilze sowie eines Mooses, einer höheren Pflanze, einer grünen Alge und zweier Hefepilze.
Das Ticken der "Molekularen Uhr"
Dabei suchten sie nach Genen, die sich als so genannte "Molekulare Uhr" eignen, da sie in relativ regelmäßigen Abständen mutieren.

"Da Mutationen in regelmäßigen Abständen - ähnlich dem Ticken einer Uhr - stattfinden, sobald eine neue Spezies entstanden ist, kann man diese verwenden, um die Entstehungszeit einer Art genau zu datieren", erklärt Blair Hedges.
->   Was ist eine "Molekulare Uhr"?
Mutationsrate zeigt höheres Alter
Die Anhäufung der Mutationen im Erbgut der untersuchten Pflanzen lässt nach Meinung der Forscher auf das weitaus höhere Alter der ersten Landpflanzen und -Pilze schließen.
Neue Daten zur Klimageschichte?
Damit ist möglicherweise auch geklärt, wie es vor rund 650 Millionen Jahren zu einem plötzlichen Anstieg von Sauerstoff und einer weitverbreiteten Vergletscherung (dem so genannten "Schneeball-Erde"-Effekt) kommen konnte.
Kühles Wetter dank Pflanzen
Die ersten Landpflanzen hätten vermutlich zu dieser Entwicklung beigetragen, erklärt Hedges. Sie beeinflussten das Erdklima entscheidend, indem sie der Atmosphäre Kohlendioxid entzogen und Sauerstoff zufügten, meint der Biologe, und so die Vergletscherung zumindest mit auslösten.

Damit jedoch hätten diese Pflanzen auch eine entscheidende Rolle gespielt für die so genannte Kambrische Explosion: Tierisches Leben entwickelte sich damals geradezu explosionsartig.

(red)
->   Penn State Department of Biology
->   Blair Hedges Webseite
 
 
 
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01.01.2010