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Krebserkrankung der Eltern nicht verheimlichen  
  An Krebs erkrankte Eltern sollten nach einem Experten-Rat ihr Leiden nicht vor ihren Kindern verheimlichen. Betroffene Sprösslinge werden häufig zu spät und unzureichend über die Erkrankung eines Elternteils informiert.  
Dies erklärte der Nürnberger Soziologe, Arzt und Buch-Autor Gerhard Trabert. Dadurch fühlten sich die Kinder ausgeschlossen, verlören das Vertrauen zu ihren Eltern und entwickelten Angst- und Schuldgefühle. Bei manchen stellten sich sogar psychische Störungen ein.
Schutz durch Schweigen?
Oft werde dann versucht, die Kinder durch Verschweigen der Erkrankung zu schützen. Die Krankheit werde verharmlost, der Tod als mögliche Folge meist ganz weggelassen. Dies sei ein verständlicher, aber völlig falscher Weg, sagte Trabert.
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Reduziertes Selbstwertgefühl
Buben und Mädchen reagierten sehr sensibel auf Veränderungen. "Es ist extrem wichtig, dem Kind zu vermitteln, dass es nicht verantwortlich für die Lage ist", erklärte Trabert. Sonst leide das Selbstwertgefühl, und es entstünden Angst-Symptome, Konzentrations- und Lernstörungen und Verhaltensauffälligkeiten bis zum völligen Rückzug des Kindes in sich selbst. 5 bis 15 Prozent der betroffenen Kinder und Jugendlichen entwickelten einer US-amerikanischen Studie zufolge derartige Symptome.
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Beziehung bei einem Viertel schlechter
Studien zur Mutter-Kind-Beziehung bei an Brustkrebs erkrankten Müttern zeigten zudem, dass sich die Beziehung in einem Viertel der Fälle verschlechtere. "Das kann zum Teufelskreis werden", sagte Trabert.

Gerade bei Frauen beeinflusse das Verhältnis zu den Kindern den Krankheitsverlauf. Sie zögen Kraft aus dem Willen, für ihre Kinder da zu sein. Sorgen und Ängste um den Nachwuchs könnten jedoch auch wichtige Kraft kosten, wenn die Kinder wegen des mangelnden Dialogs mit Vertrauensverlusten und psychischen Erkrankungen reagierten.
Unterschätzte Kinder
"Es wird oft unterschätzt, wie stark Kinder sind", plädierte Trabert für eine möglichst frühe Einbeziehung der Kinder in die geänderte Familiensituation. Dabei solle man je nach Alter zunächst nur wichtige Grundinformationen liefern.

"Kinder haben einen Selbstschutzmechanismus", erläuterte der Arzt. "Sie stellen erst dann weitergehende Fragen, wenn sie die ersten Informationen verarbeitet haben und mit weiteren Antworten umgehen können."
Infomaterial ist rar
Auf Hilfe von Beratungsstellen könnten Eltern nicht hoffen. "Es gibt eine Menge Hilfsmöglichkeiten für Eltern erkrankter Kinder, aber im umgekehrten Fall gibt es nichts", kritisierte Trabert.

Auch Informationsmaterialien seien rar. Rat für Eltern bietet Trabert in seinem kürzlich erschienenen Buch "Als der Mond vor die Sonne trat". Anhand konkreter Beispiele will der Autor Eltern den Dialog mit ihren Kindern über deren Krebserkrankung erleichtern.

(dpa/red)
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01.01.2010