News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Über 50 Todesfälle in Verbindung mit Lipobay?  
  Mit dem Cholesterin-Senkungsmittel Lipobay, das vergangene Woche vom Markt genommen wurde, werden mehr Todesfälle in Verbindung gebracht als bisher angenommen. Laut Bayer-Konzern sind weltweit 52 Todesfälle bekannt.  
Dem Bayer-Konzern seien weltweit 52 Todesfälle bekannt, die in Verbindung mit dem in der Vorwoche vom Markt genommenen Mittel stehen könnten, sagte der Leiter des Bayer-Geschäftsbereichs Pharma, David Ebsworth, am Montag in Leverkusen.
"Rückkehr" von Lipobay ungewiss
Wie das Unternehmen weiter mitteilte, ist offen, ob das Medikament jemals wieder verkauft wird. Bayer hatte am vergangenen Mittwoch den Verkauf des Medikaments gestoppt.
...
Lipobay - aus dem Handel genommen (10.08.01)
Das Medikament Lipobay wird in Östererich derzeit von der Firma Bayer zurückgeholt. In den USA und in Deutschland war es bei der Einnahme des Medikaments zusammen mit einem anderen verstärkt zu Nebenwirkungen gekommen, möglicherweise mit tödlichen Folgen.
->   Mehr dazu in science.orf.at
...
Kausaler Zusammenhang schwer nachzuweisen
Es gebe einen zeitlichen Zusammenhang zur Einnahme des Wirkstoffs Cerivastatin, ein wirklich kausaler Zusammenhang könne aber nur schwer nachgewiesen werden, sagte Ebsworth.
Wichtige Informationen fehlen
Der Manager wies darauf hin, dass häufig wichtige Informationen fehlen würden - etwa über andere Medikamente, die verstorbene Patienten vor ihrem Tod eingenommen hätten.

Außerdem seien die behandelten Personen häufig älter gewesen und hätten auch unter anderen ernsthaften Begleiterkrankungen gelitten.
...
Experten warnten schon seit Monaten
Experten haben nach eigener Darstellung schon seit Monaten vor den gefährlichen Nebenwirkungen von Lipobay gewarnt. Bereits im März sei im "Arznei-Telegramm" - einem Informationsdienst für Ärzte - eine entsprechende Warnung veröffentlicht worden, sagte Mitherausgeber Peter Schönhöfer, früher Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie am Zentralkrankenhaus Bremen, am Montag.

Kritik übte Schönhöfer an fehlenden Langzeitstudien. Dies gelte nicht nur im Fall von Lipobay, sondern auch für andere Medikamente. Vor allem aber müsse die Qualität der Studien auf den Nutzen für den Patienten ausgerichtet sein. "Die entscheidende Frage ist, lebt der Patient länger und in vernünftiger Form." Die Risiko/Nutzen-Abwägung müsse immer positiv für den Patienten ausfallen.
...
Zwei Erklärungen für Todesfälle
Ebsworth erläuterte, dass es für die Todesfälle im Zusammenhang mit Lipobay/Baycol nach bisherigem Stand zwei Erklärungen gebe.
Wechselwirkung mit anderem Wirkstoff
Zum einen hätten Ärzte das Präparat fälschlicherweise zusammen mit dem Wirkstoff Gemfibrozil verschrieben, obwohl Bayer von Anfang an in den Beipackzetteln auf ein erhöhtes Risiko von Nebenwirkungen hingewiesen habe.

Später sei sogar eine Kontraindikation hinzugefügt und ein Informationsschreiben an Ärzte versandt worden. Da jedoch nicht auszuschließen gewesen sei, dass manche Ärzte an ihrer gewohnten Verordnungspraxis festhielten, habe sich der Konzern entschlossen, das Präparat vom Markt zu nehmen, um keine Patienten in Gefahr zu bringen.
Bestimmungswidriger Einsatz von Höchstdosis
Ein weiterer Grund ist Ebsworth zufolge der mitunter bestimmungswidrige Einsatz der Höchstdosis von 0,8 Milligramm als Anfangsdosis zu Beginn der Behandlung gewesen.

Dies habe auch bei einer Monotherapie mit Lipobay/Baycol zu Spontanmeldungen von Todesfällen in zeitlichem Zusammenhang mit der Einnahme des Medikaments geführt. Diese Spontanmeldungen hätten jedoch nur eine begrenzte Aussagekraft.

(APA/dpa/AFP/AP)
->   Bayer
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010