News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Uni-Reformpläne: Zustimmung und Kritik  
  An den österreichischen Universitäten wird es künftig klarere Hierarchien und weniger Mitbestimmung geben. Das sind die zentralen Punkte der von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) vorgestellten Punktation zur Entlassung der Universitäten in die Vollrechtsfähigkeit. Kritik an den Plänen Gehrers kommt von Opposition, Gewerkschaft, dem Lehrpersonal und den Studierenden.  
Diskussion mit "extremer Transparenz"
Geht es nach den Plänen des Bildungsministeriums werden die Universitäten künftig als juristische Personen des öffentlichen Rechts konstruiert, denen eigene Rechtspersönlichkeit und umfassende Geschäftsfähigkeit zukommt.

Sie erhalten ein dreijähriges Globalbudget mit einem leistungsabhängigen Bestandteil, über das sie frei verfügen können.

Den entsprechenden Gesetzesentwurf kündigte Gehrer für November an, bis dahin solle noch heftig diskutiert werden - "mit extremer Transparenz".
Stärkere Schwerpunkte der Unis
Forcieren will Gehrer die so genannte Profilbildung, also Schwerpunktsetzungen beim Angebot der Unis.

Intensiviert werden etwa die Planungen zur Gründung einer eigenen Uni für Lebenswissenschaften. Allerdings werde dies "sicher nicht bedeuten, dass von heute auf morgen Institute zusperren, es geht um langfristige Zielsetzungen", so Gehrer.
->   Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
...
Neue Struktur der Unis
Als oberste Organe der Universität sind ein fünfköpfiger Universitätsrat als Aufsichtsgremium, der Rektor als "Manager der Universität" und der Senat vorgesehen. In letzterem sollen zwölf bis 24 Personen vertreten sein, die sich aus einem Viertel Studenten, je ein oder zwei Mittelbau-Vertretern und nicht-wissenschaftlichen Bediensteten sowie den Professoren zusammensetzen.
->   Details zur geplanten Uni-Reform
...
Schüssel: Mehr Kosteneffizienz
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) erwartet sich von der Vollrechtsfähigkeit "mehr Kosteneffizienz und Transparenz".

ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek meinte, dass autonome und vollrechtsfähige Einrichtungen rascher auf Herausforderungen reagieren und Entscheidungen wie zur Schwerpunktsetzung in Forschung und Lehre selbst treffen könnten.
SPÖ: Entsorgung der Mitbestimmung
Kritik an den Plänen Gehrers kam von der Opposition: SPÖ-Wissenschaftssprecher Erwin Niederwieser warf der Regierung vor, die Mitbestimmung an den Universitäten zu "entsorgen".

Längerfristig erfolgreich seien nur Einheiten, die sich als Wertegemeinschaften verstünden und in denen es eine Bindung zwischen Mitarbeitern und Betrieb gebe, die nicht nur in Geld, sondern in gemeinsamen Zielen bestehe.
Grüne: Demokratischer Rückschritt
Der Wissenschaftssprecher der Grünen, Kurt Grünewald, wiederum sieht in den Gehrer-Plänen einen Rückschritt in Sachen Demokratie und Mitbestimmung zu "längst überwunden geglaubten Abhängigkeiten von alten Hierarchien".
Buko kündigt Widerstand an
"Massiven Widerstand" gegen die Reform kündigte die Bundeskonferenz des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals (Buko) an. Durch die geringe Vertretung im neuen Senat würde der größte Teil des wissenschaftlichen Personals "desavouiert", so der Buko-Vorsitzende Reinhard Folk gegenüber der APA.

Einem Entwurf in dieser Form werde man "massiven Widerstand" entgegensetzen, meinte Folk.
->   Bundeskonferenz des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals
ÖH: Zurück zur Ordinarien-Uni für Reiche
"Entsetzt" über die Einschränkung der Mitbestimmung zeigte sich auch die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH). Die Reform werde das Universitätswesen um fünfzig Jahre ins Zeitalter der "Ordinarien-Universität für Reiche" zurückwerfen, meinte die ÖH-Vorsitzende Anita Weinberger.

Durch die Reform befürchtet die ÖH den Ausschluss sozial Schwacher von universitärer Bildung sowie "Auftragsforschung" an den wirtschaftlich abhängigen Unis. Außerdem würden nicht wirtschaftlich orientierte Studienfächer abgeschafft werden und die Frauenquote sinken.

Vor der Präsentation der "Langfassung" des Autonomie-Konzepts in den kommenden Wochen will die ÖH ein eigenes Papier mit Vorstellungen und Forderungen zur Universitätsstruktur sowie zur studentischen Mitbestimmung vorstellen.
->   Österreichische Hochschülerschaft
Hochschullehrer: Keine Autonomie
Die Hochschullehrer-Gewerkschaft wiederum meinte, dass die "viel gepriesene Autonomie ja gar keine ist". Leistungsvereinbarungen könnten auch reine Absichtserklärungen sein. Dadurch würde keineswegs die Finanzierung der Universitäten gesichert, sondern die Hochschulen an den guten Willen der Regierung gebunden werden.

(APA/red)
->   Gewerkschaft Öffentlicher Dienst
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010