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Copyright für prominente Gene  
  Die Vorstellung technisch duplizierter Menschen begeistert die einen und erschreckt viele andere. Besonders einfallsreich zeigte sich im Vorjahr eine US-Firma: Sie will die Urheberrechte menschlicher Gene schützen. Vor allem Prominente sollen sich das Copyright auf ihre DNA sichern - gegen Entgelt, versteht sich.  
Menschen-Klonen wie In-vitro-Fertilisation?
Während sich die meisten Wissenschaftler mit Aussicht auf geklonte Menschen nicht anfreunden wollen, ist Andre Crump, der Gründer des DNA-Copyright-Institute (DNACI) in San Francisco, anderer Ansicht.

Klonen werde schon in ein paar Jahren so einfach und gebräuchlich sein wie In-vitro-Fertilisation heutzutage, meinte er gegenüber BBC Online im August 2001.
->   DNA-Copyright-Institute
Promi-DNA-Schutz gegen Bares
Seine Firma möchte von dieser Zukunft profitieren. Zahlungskräftige Interessenten können bei DNACI einen DNA-Test absolvieren, deren Resultate urheberrechtlich geschützt werden.

Besonders Stars und Prominente hätten ein besonderes Interesse an ihrer Einzigartigkeit. Um also einen George-Clooney-Klon oder eine DNA-duplizierte Britney Spears zu verhindern, kam dem geschäftstüchtigen Amerikaner die Idee eines genetischen Copyright-Schutzes.
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Schutz vor ungewollter DNA-Duplizierung
"Unser Copyright-System schützt die persönliche DNA-Struktur unserer Klienten, sodass sie weder in gedruckter, elektronischer, fotografischer noch biologischer Form dupliziert werden darf", verspricht das Unternehmen.
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Weltweiter Copyright-Schutz
Zwar räumt Crump ein, dass er nicht verhindern könne, dass jemand gegen seinen Willen geklont wird, aber dadurch sei zumindest weltweit Rechtssicherheit gewährleistet.
DNACI: Kunst oder Business?
Gleichgültig, ob es sich bei DNACI um ein Kunstprojekt, einen Marketing-Gag oder tatsächlich um eine vermeintlich bahnbrechende Geschäftsidee handelt: Die mediale Aufmerksamkeit - mit Berichten unter anderem bei BBC und "Financial Times" - ist erreicht. Und die Fantasie über die Zukunft des Menschen einmal mehr beflügelt.
Menschen leichter zu klonen als Tiere?
Ein Großteil der Experten warnt unterdessen vor den Folgen des Menschen-Klonens, und "Klon-Stars" wie der italienische Reproduktionsmediziner Severino Antinori wurden erst vor kurzem von ihren Kollegen öffentlich ausgelacht.
->   Klon-Befürworter stoßen auf Skepsis
->   Warnung vor Klon-Experimenten wird lauter
Doch zuletzt widersprach eine neue Studie bisherigen wissenschaftlichen Behauptungen, die angesichts des aktuellen Wissenstands und der Klonexperimente bei Tieren dem Klonen von Menschen keine Erfolgschancen einräumen. Menschen seien demzufolge möglicherweise sogar leichter zu klonen als Tiere.
Genetische Unterschiede
Grund dafür sei ein genetisches Merkmal beim Menschen, welches das Krebsrisiko und die Gefahr eines übertriebenen Wachstums des Fötus einschränke, hieß es in einer Studie der Duke-Universität im US-Bundesstaat North Carolina, die am Mittwoch in der Zeitschrift "Human Molecular Genetics" veröffentlicht wurde.

Das Klonen sei im Vergleich zum Menschen besonders bei Schafen, Kühen, Schweinen und Mäusen riskant. Der genetische Unterschied bestehe darin, dass das Gen "IGF2R" bei Menschen und einigen Primaten in zweifacher Kopie vorliege, sagte Keith Killian, Mitverfasser der Studie.

So erhalte der menschliche Embryo von beiden Elternteilen eine funktionelle Kopie dieses Gens. Tiere erhielten dagegen nur eine Kopie des Gens.
Mehr Missbildungen bei Tieren?
Das habe bei tierischen Föten ein höheres Krebsrisiko zur Folge sowie eine höhere Gefahr von Missbildungen wie einer unterentwickelten Lunge, Wucherungen am Herzen und einem eingeschränkten Immunsystem, teilten die Verfasser der Studie mit. Die Komplikationen seien bei Manipulationen der Embryonen im Labor aufgetaucht.

Zwar bleibe das Gen intakt, doch die wichtigsten Informationen für die genetische Sequenz würden beschädigt. Das Gen könne nicht mehr einwandfrei funktionieren, erklärte Randy Jirtle, ein weiterer Studienautor.
Kritik von Dolly-"Vater" und anderen
Die Resultate der Duke-Universität wurden umgehend kritisiert. Ian Wilmut, Professor am Roslin Institute in Edinburgh und einer der "Väter" des Klon-Schafs Dolly, spricht in einer ersten Reaktion von einer "Überinterpretation interessanter Resultate. Ich hoffe, dass sie nicht dazu führt, dass jene ermutigt werden, die das Klonen von Menschen beabsichtigen."

John Parrington, ein Klon-Experte des University College in London, unterstrich, dass es mehr als ein Gen ist, das beim Menschen-Klonen zu Problemen führen kann.

"Auf Grund dieser einen Studie lässt es sich nicht behaupten, dass das Klonen von Menschen oder Primaten einfacher ist als das von Tieren," meinte er.

(APA/AFP/red)
->   Human Molecular Genetics
->   Duke University
 
 
 
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01.01.2010