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Ameisen-Königinnen steuern Nachwuchs-Geschlecht  
  Entgegen bislang vorherrschenden Meinungen überlassen Feuerameisen die "Familienplanung" komplett ihrer Königin. Sie bestimmt nicht nur die Größe der Kolonie, sondern auch das Geschlecht ihrer Untertanen.  
Diese überraschende Entdeckung machten Evolutionsbiologen aus der Schweiz, Frankreich, Belgien und den USA bei der Feuerameisenart Solenopsis invicta. Sie berichten darüber in der aktuellen Ausgabe von "Science".

Bisher war vorherrschende Meinung, dass die Arbeiterinnen den Geschlechter-Anteil beim Nachwuchs festlegen.
Originalartikel in "Science" (Bd. 293, S. 1308)
->   Queen Control of Sex Ratio in Fire Ants (kostenpflichtig)
Nicht die Arbeiterinnen, sondern ...
Diese These hatte ein Harvard-Team vor 25 Jahren aufgestellt. Die Forscher waren davon ausgegangen, dass Arbeiterinnen weiblichen Nachwuchs bevorzugen, weil Weibchen ihnen genetisch näher stehen.

Männliche Ameisen entwickeln sich aus unbefruchteten Eiern und haben nur jeweils eine Erbgutkopie. Weibliche Ameisen schlüpfen dagegen aus befruchteten Eiern und sind mit jeweils zwei Erbgutkopien ausgestattet, eine von jedem Elternteil. Der Harvard-These zufolge kam pro Ameisenkolonie nur ein Männchen auf drei Weibchen.
->   Mehr über Feuerameisen
... die Königinnen setzen ihren Kopf durch
Die Forscher um Laurent Keller vom Institut für Zoologie der Universität Lausanne machten jetzt die Probe aufs Exempel. Sie untersuchten 24 Feuerameisenkolonien und ermittelten das Geschlecht von jeweils 100 Ameisen. Dabei ergab sich, dass nur 13 Kolonien fast ausschließlich Weibchen produzierten, aber elf überwiegend männlichen Nachwuchs.

Nach dieser Bestandsaufnahmen vertauschte Keller die Königinnen zwischen den Kolonien. Fünf Wochen später hatten die Königinnen das Bild in ihrem neuen Zuhause verändert und das Geschlecht des neuen Nachwuchses genauso festgelegt wie in ihrem ursprünglichen Nest.
Unklare Motive
Den Grund für die "königliche Wahl" können sich Keller und Kollegen noch nicht erklären. Sie halten es für denkbar, dass nach der Befruchtung älterer Königinnen deren Eier nicht mehr so effizient mit dem gespeicherten Samen verschmelzen.

"Oder ihre Veranlagung lässt sie mehr Nachwuchs eines bestimmten Geschlechts produzieren", mutmaßt das Team in "Science". Bei der "Familienplanung" der Kolonie hat die Königin jedoch das letzte Wort.

(APA/dpa)
->   Science
->   Institut für Zoologie, Universität Lausanne
 
 
 
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01.01.2010