News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Umwelt und Klima 
 
Wespen als biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel  
  Insekten wurden in der Vergangenheit wiederholt eingesetzt, um in fremden Ökosystemen Unkraut oder bestimmte Schädlinge zu dezimieren. Doch solche biologischen Bekämpfungsmittel können sich als kontraproduktiv erweisen, wie eine Studie nun erneut feststellte: Parasitäre Wespen bedrohen auf Hawaii den Bestand lokaler Motten.  
Vor rund 50 Jahren importierten Forscher parasitäre Wespenarten aus Texas und China nach Hawaii. Ziel dieses Imports war es, bestimmte Zuckerrohr-Schädlinge zu dezimieren.

Inzwischen jedoch haben sich die Wespen zu dominanten Spielern in der Nahrungskette eines entlegenen Hawaiianischen Regenwaldes gemausert.
Parasiten-Wespen im Hawaiianischen Sumpfgebiet
Eine Studie, deren Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe von "Science" veröffentlicht wurden, untersuchte nun die "Langzeitwirkung" dieser Wespen im Alaika Sumpf auf der Hawaii-Insel Kauai.
...
Sumpf als Extremgebiet
Die Ökologen Laurie Hennemann und Jane Memmot von der britischen University of Bristol entschieden sich für dieses entlegene Sumpfgebiet, da sich dort besonders extreme Bedingungen finden. Alle Ergebnisse, die sich dort finden würden, wären minimal im Vergleich mit dem Effekt der Wespen in den übrigen Gebieten Hawaiis, so der Gedanke der beiden Forscher.
...
Eiablage im Körper anderer Insekten
Die Wespen legen ihre Eier im Körper anderer Insekten ab. Ihre Larven ernähren sich von ihrem Wirt und töten diesen damit. Ein Grund für ihre Beliebtheit als biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel.
2.100 Raupen gesammelt
Um zu ermitteln, wie stark der Effekt der importierten Wespen war, sammelten die Ökologen von der University of Bristol rund 2.100 Motten-Raupen in dem Sumpfgebiet. Diese untersuchten sie im Labor auf einen eventuellen Wespen-Befall.

Mehr als ein Viertel der Raupen enthielt tatsächlich Wespen-Larven, die nur zu drei Prozent zu ursprünglich auf Hawaii ansässigen Arten gehörten. 14 Prozent waren versehentlich eingeschleppt worden, ganze 83 Prozent jedoch gehörten zu drei Arten, die als Mittel zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingeführt worden waren.
...
Infiltration of a Hawaiian Community
Der Artikel "Infiltration of a Hawaiian Community by Introduced Biological Control Agents" ist erschienen im aktuellen "Science" (Bd. 293, S. 1314-1316).
->   Originalartikel (kostenpflichtig)
...
Effekt gar nicht abschätzbar
Die beiden Forscher suchten in alten Unterlagen und fanden heraus, dass alle drei Wespen-Spezies mehr als 50 Jahre zuvor importiert worden waren.

Das mache es schwierig, deren Effekt genau abzuschätzen, da über das ursprüngliche Ökosystem wenig bekannt sei, heißt es in der Studie.
Heimische Motten bereits ausgelöscht?
Die anfälligsten Motten könnten jedoch längst schon durch die Parasiten ausgelöscht worden sein, erklärt Jane Memmot, eine Autorin der Studie.

Da dies jedoch vermutlich kurz nach der Einführung der Wespen auf Hawaii geschehen sei, gebe es nun keine Möglichkeit mehr, dies überhaupt nachzuweisen.
Wespen als stellvertretendes Beispiel
Das Beispiel der parasitären Wespen auf Hawaii steht allerdings nur stellvertretend für die vielen absichtlichen oder versehentlichen Importe von fremden Lebewesen in ein Ökosystem, die dort zum Teil verheerende Schäden anrichten und andere Arten mitunter völlig verdrängen.
Auch Pflanzen können Artenkiller sein
Dabei geht es durchaus nicht nur um Insekten. Auch Säugetiere, Pflanzen, Mikroorganismen oder Fische können sich in einem neuen Lebensraum zu wahren Artenkillern entwickeln.
...
Liste der 100 invasivsten Spezies
Eine Liste der 100 invasivsten Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen veröffentlichte die "World Conservation Unit" (WCU) im Mai aus Anlass des offiziellen Welt-Artenvielfaltstages.
->   Die Liste der Top-100
...
Katzen, Hyazinthen, Kaninchen und Co.
Verwilderte Hauskatzen haben etwa auf Neuseeland eine heimische Seevogelart völlig ausgerottet. In Australien versuchen Wissenschaftler seit Jahren, der Kaninchenplage Herr zu werden - importiert wurden um 1850 ganze sechs Tiere, heute leben rund 300 Millionen auf dem Kontinent.

Ein Beispiel aus der Pflanzenwelt: Die aus Südamerika stammende Wasserhyazinthe wurde einst als Zierpflanze für Gartenteiche importiert. Sie gilt mittlerweile als Wasserpest in mehr als 50 Ländern, da sie jede Art von Gewässer überwuchert und anderen Pflanzen Licht und Sauerstoff nimmt.

(red)
->   University of Bristol School of Biological Sciences
->   Mehr zu den verschiedensten Artenkillern in science.orf.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010