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''Kommissar DNA''  
  Aufgrund neuer Methoden der DNA-Analyse und steigender DNA-Datenbestände widmet sich nun der US-Strafvollzug vermehrt alten Kriminalfällen. Einst geschlossene Akten werden wieder geöffnet.  
DNA-Pionier US-Navy
Der Vorreiter in Sachen genetische Fingerabdrücke ist die "Cold Case" Einheit der US-Navy. Sie wurde 1995 gegründet und befasst sich mit allen Verbrechen, die von beziehungsweise an Navy-Angehörigen begangenen wurden.

Zur Zeit seien 22 Beamte mit 80 Fällen beschäftigt wobei eine weitaus höhere Zahl der Fälle einer Aufarbeitung bedürfe, so Jim Grebas, Chef der Einheit. Mittlerweile konnten 33 ungeklärte Fälle aus der Vergangenheit gelöst werden.
Know-how Transfer
Im Rahmen eines Workshops der Navy-Akademie werden nun ''Cold Case'' Untersuchungsbeamte der Polizei über Neue Erkenntnisse in der DNA-Personenidentifizierung informiert.

Von den ''Cold Case'' Sondereinheiten der Polizei sollen die oft jahrzehntelang zurückliegenden Fälle nochmals aufgerollt werden.
Die Vergangenheit untersuchen
Die kriminalistische Vorgehensweise bei der Aufklärung von alten Fällen stützt sich vor allem auf zwei Faktoren: Zeit und genetische Fingerabdrücke.

Während in vielen Fällen die Zeit zum wichtigsten Verbündeten wird - Täter wähnen sich in Sicherheit, unglaubwürdige Zeugen verwickeln sich in Widersprüche - können die meisten Fälle aufgrund genetischer Fingerabdrücke geklärt werden.
Genetische Fingerabdrücke unvermeidbar
Mit den neuen Methoden der DNA-Analyse lassen sich inzwischen genetische Fingerabdrücke und Profile auch ohne Haar-, Gewebs- oder Körperflüssigkeitsproben der Täter erstellen.

Aus Spuren, seien sie nur mikroskopisch klein, können selbst nach Jahrzehnten genetische Profile generiert werden. Ebenso wie Täter Spuren hinterlassen, die zur Aufklärung führen, kann die DNA der Opfer zum wichtigen Indiz werden.
DNA-Profile auch bei Einäscherung
Mittlerweile kann auch das DNA-Profil von Eingeäscherten wieder hergestellt werden. Entsprechende Proben der Opfer können beispielsweise aus Speichelresten auf Briefumschlägen oder aus der Kleidung der Opfer gewonnen werden, so William Vosburgh, Direktor der forensischen Abteilung in Prince George's County, Maryland.
Fundgrube DNA-Datenbank
Neben den neuesten technologischen Entwicklungen ist vor allem die landesweite, vom FBI geführte, DNA-Datenbank ''CODIS'' (Combined DNA Index System) für die Erfolge der Kriminalisten verantwortlich.

CODIS umfasst die DNA-Profile von 531.555 verurteilten Verbrechern aus 36 Bundesstaaten, die von der Polizei wie vom FBI an 21.904 Tatorten gesammelt werden konnten. Diese Daten führten zu 1.733 Untersuchungen im Februar dieses Jahres.
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Österreichische Datenbank
Die österreichische DNA-Datenbank existiert seit 1997 und wird in Innsbruck verwaltet. Derzeit sind rund 37.000 Mundhöhlenabstriche und damit Personenprofile gespeichert. Dem gegenüber stehen bisher 7.919 biologische Einzelspuren aus mehr als 5000 Kriminalfällen.
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Problematische Datenerfassung
Kopfzerbrechen bereiten den Beamten allerdings die unterschiedlichen Regelungen der Datenerfassung der Bundesstaaten.

Während in manchen Staaten nur verurteilte Mörder und Vergewaltiger DNA-Proben abgeben müssen, werden in anderen wiederum alle verurteilten Straftäter registriert. Obwohl der Ausbau der Datenbanken ungebrochen voranschreitet, ist diese Situation für viele Kriminalisten ein unbefriedigender Zustand.
Fehlende Bestimmungen prekär
Was aus der kriminalistischen Perspektive einleuchten mag, stellt sich in Zusammenhang mit Datenschutz als eine prekäre Situation dar.

Die Sammlung und Speicherung von DNA-Spuren lässt angesichts der geplanten weltweiten Vernetzung und vor dem Hinterrund unterschiedlicher staatlicher Richtlinien sowie ungeklärten Bestimmungen über die Datenweitergabe, rechtsstaatlich viele Fragen offen.

(APA/reuters/red)
 
 
 
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01.01.2010