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Zwei Jahre Zeit für Bioethikgesetz  
  Österreich hat keine Eile, neue gesetzliche Regelungen für die Forschung an Embryonen und embryonalen Stammzellen zu finden. Zu diesem Schluss kommt eine Expertenrunde, die sich am Rande des Forums Alpbach mit dem aktuellen Stand der Biomedizin befasste.  
Mindestens zwei Jahre habe Österreich für derartige Neuregelungen noch Zeit, es könne in Ruhe die Diskussion in anderen Ländern beobachtet werden, sagt der evangelische Theologe Ulrich Körtner.

Er ist Mitglied der Bioethikkommission des Bundeskanzlers und hat gemeinsam mit Medizinern und Philosophen am Wochenende beim Forum Alpbach über den aktuellen Stand der Biomedizin in Österreich beraten.
->   Original-Beiträge Ulrich Körtners in science.orf.at
Es gibt kaum relevante Forschung in Österreich
Der Grund für die Zurückhaltung der Experten: Es gebe in Österreich zur Zeit ohnehin kaum relevante Stammzellenforschung, meint etwa der Wiener Immundermatologe Georg Stingl.

Entscheidend sei ein klares Bekenntnis zur Grundlagenforschung in Österreich, da wurde falsch gewichtet, sagt Stingl.
Embryonal-Stammzellenforschung gar nicht nötig
Überhaupt keine zwingende Notwendigkeit, an Embryos zu forschen, sieht der Wiener Pathophysiologe Meinrad Peterlik, auch er Mitglied der Bioethikkommission.

Adulte Stammzellen oder solche aus dem Nabelschnurblut könnten zur Zeit mindestens ebenso spannende Erkenntnisse für die Medizin liefern.

Peterlik plädiert für ein Forschungsmoratorium oder die Selbstbeschränkung der Wissenschaft hinsichtlich embryonaler Stammzellen, solange das Potenzial adulter Stammzellen nicht ausgeschöpft sei.
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Ausschluss der Öffentlichkeit
Körtner, Peterlik und Stingl nahmen in Alpbach an einer informellen Diskussionsrunde zur Biotechnologie teil. Auf Drängen des deutschen Philosophen Peter Sloterdijk, der mit seiner Rede "Regeln für den Menschenpark" vor zwei Jahren heftige Kritik ausgelöst hatte, fand die Debatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
->   Forum Alpbach 2001
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Geeignete Forschungsschwerpunkte für Österreich
In der Forschung an adulten Stammzellen seien österreichische Wissenschafter durchaus vorne mit dabei, meinen die Experten.

Auch moderne Allergieforschung oder die Suche nach neuen Impfstoffen wären für Österreich geeignete Forschungsfelder.

Die Debatte um die Stammzellenforschung könnte leichter geführt werden, wenn endlich klar wäre, was Stammzellenforschung überhaupt leisten kann.
Warnung vor Heilserwartungen
Einig waren sich alle Experten: Heilserwartungen hinsichtlich der Stammzellenforschung seien ebenso verfehlt wie die Angst vor der Apokalypse.

Viele Menschen wüssten einfach viel zu wenig über die Möglichkeiten und auch die Beschränkungen der Biomedizin. Breit angelegte Information sei notwendig.

Es sollte grundsätzlich geklärt werden, bei welchen Indikationen die Erkenntnisse von Stammzellenforschung überhaupt anwendbar sein könnten.

Franz Simbürger, Ö1-Wissenschaft
Mehr über das Forum Alpbach 2001 in science.orf.at:
->   Peter Sloterdijk beim Forum Alpbach
->   Verlieren Naturwissenschaften ihre Glaubwürdigkeit?
->   Forum Alpbach 2001 beginnt
 
 
 
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01.01.2010