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Spuren der Sintflut im Schwarzen Meer?  
  Vor 16 Jahren hat er das Wrack des legendären Luxusliners "Titanic" entdeckt. Jetzt macht sich der US-Geologe Robert Ballard auf die Suche nach einem noch berühmteren Schiff - der Arche Noah.  
Mitte August starteten Ballard und sein bulgarischer Kollege Petko Dimitrow im bulgarischen Schwarzmeer-Hafen Warna zu einer 16-tägigen wissenschaftlichen Expedition. Ihr Ziel: Beweise für ihre These zu finden, dass sich die biblische Sintflut im Schwarzen Meer abspielte.
Einsatz modernster Sonargeräte
Mit Hilfe modernster Sonargeräte hofft das amerikanisch-bulgarische Team, zwischen den Mündungen der beiden Flüsse Prowadijaska und Kamtschia Spuren einer Zivilisation zu finden, die älter ist als die ägyptische und mesopotamische und deren Untergang den Mythos der Sintflut begründet haben könnte.
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Flutkatastrophe vor über 7.000 Jahren
Wie auch andere Forscher glaubt Ballard, dass eine gigantische Flutkatastrophe vor rund 7.600 Jahren das Schwarze Meer von einem Süßwasser-See in ein Salzwasser-Meer verwandelt und dabei eine ganze Zivilisation zum Untergang verdammt hatte. Damals habe die Eisschmelze weltweit zu Überflutungen geführt, doch am Schwarzen Meer sei es die "Flut aller Fluten" gewesen, sagt der US-Geologe.
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Gletscherwasser aus dem Mittelmeer
Nach seiner Hypothese schwappte damals Gletscherwasser mit der 200fachen Wucht der Niagara-Fälle aus dem Mittelmeer über den Bosporus ins tiefer gelegene Schwarze Meer und riss auf seinem Weg alles mit sich in die Tiefe.

Sein bulgarischer Kollege Dimitrow glaubt ebenfalls, dass die gigantische Flut die Grundlage für die Bibellegende geliefert haben könnte. Einwände anderer bulgarischer Wissenschafter, wonach die Bibel den Berg Ararat als Landeplatz von Noahs Arche nennt, lässt er nicht gelten. Für ihn sind die Indizien für seine Idee einfach überzeugender.
Totenstadt aus der Steinzeit
Zu ihnen zählt er unter anderem organische Ablagerungen entlang der Küste, wie sie sich nach seinen Angaben nur in Zeiten von Umweltkatastrophen entwickeln. Ein weiterer Hinweis liefert die 1972 ganz in der Nähe von Warna entdeckte Totenstadt aus der Jungsteinzeit.

Die 294 Gräber mit Werkzeugen sowie Gold- und Kupferobjekten als Beigaben stammen aus dem 5. Jahrtausend vor Christi Geburt. Sie zählen zu den ältesten Grabstätten Europas.

1985 schließlich holte ein bulgarisch-russisches Forscherteam vom Meeresboden ein uraltes rundes Tongefäß, im Archäologen-Jargon fortan nur "Noahs Schüssel" genannt. Bis heute hat noch niemand ihre Inschrift entziffert.
Viele ungelöste Rätsel
Die "Hieroglyphen" auf der Schale sind nicht das einzige ungelöste Rätsel. Nach Ansicht Ballards ist bis heute noch zu vieles in der Region unerforscht, angefangen beim Schwarzen Meer selbst: "Zur Zeit besitzen wir bessere Karten vom Mars", seufzt der Geologe.

Dabei könnten gerade auf dem Meeresboden unschätzbare Werte liegen ¿ denn mit seiner enormen Tiefe von 2.000 Metern, in der kein Organismus überleben kann, bildet das Schwarze Meer das ideale Konservierungsmittel für vorsintflutliche Überbleibsel.
1.500 Jahre alte Schiffwracks
Bereits im vergangenen Jahr hatte Ballard bei einer Expedition entlang der türkischen Küste rund 1.500 Jahre alte Schiffwracks entdeckt.

Nun hofft er auf noch ältere Exponate. Daran, dass er eines Tages wirklich Noahs Arche finden wird, glaubt der US-Forscher allerdings nicht: "Ich denke, diese Arche wird niemand finden."

(APA/red)
->   Mehr zu den Aktivitäten von Robert Ballard
 
 
 
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01.01.2010