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Weniger Cholesterin auch ohne Medikamente  
  Der Rückruf von Lipobay hat Menschen in aller Welt aufgeschreckt: Den Blutfettspiegel mit Hilfe von Medikamenten zu senken, schien eine einfache Lösung. Wie sich herausstellte, waren die Tabletten in Kombination mit einem anderen Produkt ein lebensgefährliches Risiko. Dabei kann man einen erhöhten Cholesterinspiegel oft auch "ganz natürlich" in den Griff bekommen.  
Ernährung, Naturarznei, Bewegung
"Medikamente sind immer nur die zweitbeste Lösung", sagt Heidi Braunewell, Dozentin der Reformhaus-Fachakademie im hessischen Oberursel.

"Zahlreiche Studien zeigen, dass leicht bis mäßig überhöhte Cholesterinwerte mit der richtigen Ernährung, Naturarzneimitteln und ausreichender Bewegung dauerhaft um zehn bis 20 Prozent gesenkt werden können." Dieser Weg sei genauso effektiv wie eine rein medikamentöse Therapie.
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Lipobay und die Nebenwirkungen
Bei der gleichzeitigen Einnahme von Lipobay mit dem Medikament Gemfibrozil war es verstärkt zu Nebenwirkungen gekommen. Mit dem Cholesterin-Senkungsmittel, das vor zwei Wochen vom Markt genommen wurde, werden weltweit zumindest 52 Todesfälle in Verbindung gebracht.
->   Über 50 Todesfälle in Verbindung mit Lipobay?
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Körpergewicht normalisieren
"Maßnahme Nummer eins: das Körpergewicht normalisieren", empfiehlt die Ernährungswissenschafterin Antje Zellmer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. Ein erhöhter Cholesterinspiegel sei in den meisten Fällen durch Übergewicht bedingt.

Um den Blutfettspiegel zu senken, empfiehlt sie Obst, Gemüse, Fisch, Erdäpfel und Hülsenfrüchte. Optimieren lässt sich die Fettbilanz auch durch die Zubereitungsart der Speisen: Kochen, Grillen oder Backen ist besser als Braten oder Frittieren.
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Lipobay
Lipobay galt als gut wirksames Arzneimittel zur Senkung eines erhöhten Cholesterinspiegels bei Patienten mit primärer Hypercholesterinämie (d.h. für die Erhöhung des Cholesterinspiegels kann keine andere Ursache, z.B. eine Zuckerkrankheit oder eine Schilddrüsenunterfunktion, gefunden werden).
->   Inhaltsstoffe und Wirkungsweise von Lipobay
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Pflanzliche statt tierische Fette
"Wichtig ist es, die tierischen Fette durch pflanzliche zu ersetzen", sagt Zellmer. Also Olivenöl oder Margarine statt Speck und Butter. Generell gilt, so wenig Fett wie möglich: "Die gesamte Fettzufuhr sollte weniger als 20 Prozent der gesamten Energiezufuhr betragen."

Ideal wären bei einem durchschnittlichen Esser nicht mehr als 60 Gramm Fett pro Tag. Mit einrechnen müsse man hier die versteckten Fette in Wurst, Käse, Topfen oder Milch. Sie gilt es, durch magere Produkte zu ersetzen.
Ballaststoffe und Körner
Als Ergänzung empfehlen die Ernährungsexperten Ballaststoffe. "Sie binden Cholesterin im Darm und vermindern dessen Aufnahme im Körper", weiß Sigrid Siebert von der "Akademie für gesundes Leben" in Oberursel.

Täglich sollte jeder Mensch 40 bis 50 Gramm "Körner" zu sich nehmen. Siebert empfiehlt auch Flohsamen, der laut der amerikanischen "Food and Drug Administration" (FDA) das Cholesterin im Blut um zehn bis 20 Prozent senken kann.
Natur billiger als Arzneimittel
Tabu sind viele Eier. "Ein einziges Eigelb deckt den gesamten Tagesbedarf an Cholesterin", warnt der Darmstädter Allgemeinmediziner Horst Löckermann. Er legt allen Patienten mit zu hohem Cholesterinspiegel eine Ernährungsumstellung ans Herz - auch wenn das mehr Zeit koste, als den Rezeptblock zu zücken.

"Wenn man bedenkt, dass die Tageskosten für einen Cholesterin-Senker um die drei Mark (21 ATS) betragen, sind diese Regeln in doppelter Hinsicht Gold wert", sagt er mit Blick aufs Budget. Angenommen würden die Tipps immer ganz gut - ob sie umgesetzt würden, sei eine andere Frage.

Cholesterin-Senker dennoch nötig

Bei geringfügig erhöhten Werten reicht laut Löckermann eine bessere Ernährung aus, das Blutfett zu regulieren. Bei einer angeborenen Stoffwechselstörung muss dem Mediziner zufolge dennoch zusätzlich medikamentös behandelt werden.

Den Vorwurf, Ärzte würden Cholesterin-Senker zu leichtfertig verordnen, will Löckermann
allerdings nicht stehen lassen. Ohne diese Medikamente würden die Menschen häufiger und früher Herzinfarkte, Arterienverschlüsse oder Schlaganfälle bekommen.

(Sandra Trauner/dpa/red)
Mehr dazu in science.orf.at:
->   Keine Panik vor Cholesterinsenkern
->   Lipobay - aus dem Handel genommen
 
 
 
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01.01.2010