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Doping und Dopingjäger: Wie Igel und Hase  
  Wien hat den Zuschlag für den permanenten Sitz der weltweiten Anti-Doping-Agentur WADA zwar nicht bekommen. Die Dopingjäger des Spitzensports werden aber auch am nun ausgewählten Sitz in Montreal jede Menge zu tun haben.  
Von Anabolika bis EPO
Denn obwohl sie in der Vergangenheit eine Reihe spektakulärer Erfolge verbuchen konnten, gleicht ihr Kampf weiter dem berühmten Hase-und-Igel-Wettrennen.

Nach Anabolika in den 70er Jahren, Blutdoping in den 80ern, rücken in letzter Zeit körpereigene, gentechnisch produzierte Substanzen wie das Wachstumshormon HGH oder EPO in den Mittelpunkt. Und der genetisch modellierte Athlet scheint auch nicht mehr allzu weit.
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Welt-Anti-Doping-Agentur WADA
"Think positive, test negative" lautet der Leitspruch der WADA, die im November 1999 auf Initiative des Internationalen Olympischen Komitees gegründet wurde, um Fair Play im Sport zu gewährleisten. Kritiker halten genau dieses Naheverhältnis von WADA und dem von Korruptionsaffären und anderen Skandalen erschütterten IOC für fragwürdig. Die neue Zentrale der WADA befindet sich in Montreal.
->   WADA
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Ohne Zusatzmittel geht es nicht
Da der Sport per definitionem ein System ist, das nach Überschreitung körperlicher Grenzen verlangt, ist es kein Wunder, dass sich die Athleten nicht alleine von Wasser und Brot ernähren.

Nur eine Zahl von vielen: Bei den Olympischen Spielen von Sydney wurden 2.052 Sportler vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) offiziell befragt, wieviel Stück Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und Zusatzstoffe sie drei Tage vor ihren Wettkämpfen einnehmen würden. Die Antwort: durchschnittlich sechs bis sieben.

Den Rekord hielt ein Athlet mit der Einnahme von 29 unterschiedlichen Mitteln und Substanzen - die wohlgemerkt alle nicht auf der Doping-Liste stehen.
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Doping ist, was verboten ist
Doping ist für das IOC das, was auf der Dopingliste steht. Und das ist einem stetigen Wandel begriffen. Im Prinzip gibt es drei Arten von Verboten: 1) Wirkstoffgruppen (z.B. Stimulanzien oder Anabolika), 2) Methoden (z.B. Blutdoping), 3) Wirkstoffgruppen mit Einschränkungen (z.B. Beta-Blocker). Anfang September 2001 tritt eine neue Verbotsliste in Kraft.
->   Die neue Dopingliste des IOC (pdf-Datei)
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Wachstumshormon für Muskelmasse
Einer der beliebtesten Mittel auf dem Doping-Markt ist derzeit das so genannte Somatotropin - besser bekannt unter dem Namen Wachstumshormon "HGH". Von ihm erhoffen sich Athleten eine Verbesserung der Muskelmasse bei gleichzeitig verstärktem Fettabbau.
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Human Growth Hormone (HGH)
Das Wachstumshormon (Somatotropin), ein Peptidhormon aus 191 Aminosäuren, ist seit Ende der 80er Jahre als gentechnisches Produkt auf dem Markt. Als natürliches, in der Hirnanhangsdrüse(Hypophyse) gebildetes Hormon fördert es das Wachstum von Knorpel, Weichteilgeweben und anderen Organen (Leber, Herz, Lunge) und bewirkt das Längenwachstum der Knochen. Wachstumsfördernd wirkt Somattotropin durch Anregung der Proteinbiosynthese (anabole Wirkung) und Hemmung des Aminosäurenabbaus. Somatotropinmangel führt zu Zwergwuchs, Somatotropin-Überproduktion zu Riesenwuchs. Somatotropin ist auch für die Laktation notwendig. Fette werden durch Somatotropin mobilisiert, und die Fettverbrennung wird gesteigert.
->   Mehr über das Wachstumshormon
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Herzinfarkte durch HGH?
"Man kann erwarten, dass die Zahl der Herzinfarkte, Diabetiker, möglicherweise auch Krebskranken unter den Sportlern durch Wachstumshormone steigen wird", warnt Dr. Martin Bidlingmaier. Er gehört zu einem Forscherteam der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, das mit Unterstützung des IOC ein Nachweisverfahren für HGH entwickelt.

Bei einem erfolgreichen Verlauf des Projekts könnte bereits bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen der HGH-Dopingtest eingeführt werden. Bislang galt das als überaus schwierig, da die Schwierigkeit besteht, zwischen dem vom Körper selber produzierten Hormon und dem von außen zugeführten zu unterscheiden.
->   Neuroendokrinologie, Medizinische Klinik der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität
Nandrolon zum Muskelaufbau
Bei den Olympischen Sommerspielen von Sydney waren über 2.800 Doping-Tests unter den 10.300 Teilnehmern durchgeführt worden. Elf davon wurden positiv befundet, die meisten Betroffenen waren Gewichtheber, die "beliebteste" Substanz Nandrolon und Furomesid.

Nandrolon, wie auch andere anabole Steroide, wird zum Aufbau von Muskelmasse - besonders oft von Bodybuildern - verwendet. Aber auch mehreren Fußballern, wie zuletzt dem Holländer Edgar Davids, wurde die Einnahme von Nandrolon nachgewiesen.
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Nandrolon
Nandrolon ist ein anabol androgenes Steroidhormon (Anabolika), das zu therapeutischen Zwecken bei Osteoporose, und besonders im Verlauf chronisch rheumatischer Erkrankungen eingesetzt wird. Wie auch andere Anabolika wird es in der Trainingsphase von Athleten verwendet, um einen stärkeren Muskelaufbau und zu erzielen.
->   Mehr über Nandrolon
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Erster EPO-Beweis
Bild: APA
Ampullen des Medikaments "Recormon", das Erythropoietin enthält.
Eine Weltpremiere in Sachen Doping hat es zuletzt bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Edmonton gegeben. Zum ersten Mal wurde ein Athlet einer Sommersportart positiv auf das Blutdopingmittel Erythropoeitin (EPO) getestet.

EPO ist ein Glycoprotein, das in der Niere gebildet wird und die Bildungsrate roter Blutkörperchen (Erythrozyten) erhöht. Athleten erhoffen durch die Zunahme der Erythrozytenzahl im Blut einen verbesserten Sauerstofftransport und damit verbunden eine erhöhte Ausdauerleistung.
Die Nebenwirkungen von EPO
Nebenwirkungen nach EPO Applikation können auftreten, wenn die Anzahl der roten Blutkörperchen zu groß wird. Der Hämatokritwert, der prozentuale Anteil der Blutkörperchen zur gesamten Blutflüssigkeit, steigt an, womit die Thrombosegefahr mit Ausbildung eines Bluthochdrucks zunimmt. Darüber hinaus wurden vereinzelt in klinischen Prüfungen festgestellt: Akne-ähnliche Hautveränderungen, Herzinfarkt und eine anaphylaktische Reaktion.
Verschleierung von EPO
Bei den nordischen Skiweltmeisterschaften im Februar in Lahti erregten vor allem die Dopingfälle der Gastgeber die Aufmerksamkeit. Diese hatten so genannte Plasmaexpander eingesetzt, um als Gegenmaßnahme zur Einnahme von EPO den Hämatokritwert des Bluts zu senken.
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Plasmaexpander
Plasmaexpander sind Wirkstoffe, die zu einer Erhöhung des Gesamtblutvolumens (Volumenauffüllung) führen und dabei helfen, Flüssigkeitsverluste bei Ausdauerbelastungen zu kompensieren.
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Genetisch modellierte Athleten?
Der nächste Ton auf dem Doping-Klavier könnte nach geklonte Organen und gen-verändertem Gewebe klingen. Noch, so sind sich die Experten einig, ist es aber nicht so weit.
->   Gentechnik: Herausforderung für Dopingjäger
Drogentests für alle
Die Organisatoren der Olympischen Winterspiele in Salt Lake City (8.-24. Februar 2002) wollen jedenfalls bei allen Teilnehmern vor Beginn der Spiele Drogentests vornehmen.

"Dieses Vorhaben ist sicher ehrgeizig, es ist in diesem Ausmaß noch nie zuvor gemacht worden. Aber wir sind überzeugt, dass es notwendig ist, um faire Spiele zu schaffen" erkärte Mitt Romney, der Präsident des Organisationskomitees (SLOC), im Juli in Moskau.

(red)
->   Institut für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln
->   Dopingnews
->   Beiträge zum Thema Doping der Ärztezeitung
 
 
 
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01.01.2010