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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Wie vorhersagbar sind Hurrikans und Taifune?  
  Jedes Jahr verursachen tropische Wirbelstürme zahlreiche Todesopfer und hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Wie jede Naturkatastrophe wirft auch diese die Frage auf, in wie weit sich solche Zerstörungswut vorhersagen lässt.  
Ursache für das Zerstörungspotenzial
Was ist die Ursache für das riesige Zerstörungspotenzial tropischer Wirbelstürme? Ein erheblich größeres Zerstörungspotential als Stürme und Orkane der mittleren Breiten besitzen die tropischen Wirbelstürme, die im atlantischen Raum als Hurrikane und im pazifischen Gebiet als Taifune bezeichnet werden.

1998 hat der Hurrikan Mitch in Honduras und Nicaragua 11.000 Todesopfer gefordert und einen Sachschaden von 5 Milliarden US-Dollar angerichtet. Auch andere Hurrikane der letzten Zeit wie Hattie (1961), Fifi (1974) oder Joan (1988) haben Hunderte bis Tausende Tote gefordert und Schäden in Milliardenhöhe verursacht.
Taifun 'Bilis' über Taiwan
 
Bild: APA

Diese Aufnahme aus dem August 2000 zeigt ein Satellitenfoto des Taifuns 'Bilis' über Taiwan. 'Bilis' erreichte eine Geschwindigkeit von fast 260 km/h als er seine Spur der Verwüstung über Taiwan zog. Das Bild wurde von der "US National Oceanic and Atmospheric Administration" (NOAA) veröffentlicht.
Entstehung in den Tropen
Hurrikane entstehen über tropischen Gewässern mit einer Meeresoberflächentemperatur von mindestens
26 Grad Celsius als gewaltige Tiefdruckwirbel, die einen Durchmesser von mehr als 500 km erreichen können.

Sie entwickeln sich aus der Verdunstung von Wasserdampf, der in der Höhe zu Wolken und Niederschlag kondensiert und im Kern des Hurrikans große Energiemengen freisetzt, die Windgeschwindigkeiten bis zu 300 km/h verursachen.

Nur im Zentrum, dem so genannten "Auge" des Wirbelsturms, das in der Regel 15 bis 30 km misst, ist es windstill.
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Tropische Depressionen, Taifune, Hurikans
Je nach Höhe der Windgeschwindigkeit werden drei Arten von tropischen Zyklonen unterschieden: Tropische Depressionen mit weniger als 17 m/s, tropische Stürme mit mehr als 17 m/s und Hurrikane oder Taifune mit 33 m/s und mehr. Die meisten Hurrikane entstehen zwischen 20 Grad Nord und 20 Grad Süd. Zwei Drittel aller Hurrikane bilden sich auf der Nordhalbkugel. Die Anzahl schwankt von Jahr zu Jahr dabei global mit ca. 10% relativ gering, regional mit 100% und mehr aber wesentlich größer. Die meisten tropischen Zyklonen entstehen im Spätsommer bis frühen Herbst, im Nordatlantik z.B. zwischen August und Oktober, mit einem Maximum im September.
->   Mehr zu Zyklonen
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Folge der Erderwärmung?
Angesichts der großen Schäden, die tropische Wirbelstürme anrichten können, stellen sich etliche Wissenschaftler die Frage, ob ihre Häufigkeit oder Intensität durch eine globale Erwärmung beeinflusst wird.

Die Entstehung tropischer Zyklonen, ihre interne Dynamik und ihre Interaktion mit den klimatischen Bedingungen der Umgebung sind allerdings noch wenig verstanden, hauptsächlich wegen der geringen Zuverlässigkeit bzw. des Fehlens ausreichender Beobachtungsdaten.
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Zusammenhang mit Klimaerwärmung?
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Entstehung tropischer Wirbelstürme nicht nur von der Wassertemperatur, sondern auch von der vertikalen Temperaturverteilung, Instabilitäten in den Luftströmungen und Veränderungen der Windgeschwindigkeiten abhängt. Tropische Zyklonen entstehen bei einer höheren Temperatur als 26 Grad, ihr Entstehungsgebiet und damit ihre Zahl und Intensität bleiben etwa gleich. Der Grund liegt in der größeren Erwärmung der oberen Troposphäre um 3-4 Grad Celsius gegenüber 2 Grad Celsius in Bodennähe bei einer Kohlendioxid-Verdoppelung. Diese Verdoppelung kompensiert bis zu einem gewissen Grad die höhere Energiezufuhr durch einen wärmeren Ozean.
->   US National Oceanic and Atmospheric Administration
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Zusammenhang mit El Nino?
Ein weiterer wichtiger Unsicherheitsfaktor in der Prognose über die künftigen Aktivitäten tropischer Zyklonen ist ihre Abhängigkeit von Temperaturanomalien im tropischen Pazifik, die als El Nino-Southern Oscillation (ENSO) bekannt sind.

Die warmen Phasen der Meeresoberflächentemperatur werden als El Nino und die kalten als La Nina bezeichnet. Ihr Einfluss auf die tropischen Zyklonen variiert von Ozeanbecken zu Ozeanbecken.
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El Nino
warmer Küstenstrom, der zur Weihnachtszeit vor der peruanischen Küste auftaucht und der auch dem unregelmäßig stattfindenden massiven Einbruch von tropischen Warmwasser in den kalten Humboldtstrom seinen Namen gibt. El Nino, "das Christkind", nennen die Fischer an der peruanischen Pazifik-Küste die warme Meeresströmung, die sich alle zwei bis sieben Jahre einstellt. Zugleich kehrt sich die vorherrschende östliche Windrichtung über dem westlichen Pazifik um - ein El Nino-Jahr beginnt. Dabei kommt die große Luftwalze der Passatwinde über dem Pazifik über ein Jahr lang fast zum Erliegen und beeinflusst so das gesamte Weltklima. El Nino führt zu Ernteausfällen in Australien, Überschwemmungen in Kalifornien und wirkt sogar auf den indischen Monsun.
->   Mehr zu El Nino
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Verstärkung der Taifunaktivität
Bei El Nino-Ereignissen wird die Aktivität tropischer Zyklonen in den meisten Regionen des Pazifiks verstärkt, im Atlantik sowie im Nordwestpazifik und vor Australien dagegen abgeschwächt.

Bei La Nina-Ereignissen ist es umgekehrt. Wie sich aber El Nino und La Nina in einem durch den Menschen verstärkten Treibhausklima verhalten werden, ist noch nicht erschöpfend erklärt.
Die Namensgebung der Wirbelstürme
Um Wirbelstürme meteorologisch verfolgen zu können, falls zur gleichen Zeit mehrere dieser Stürme entstehen, gibt man ihnen Namen. Ein Sturm erhält jedoch erst dann einen Namen, wenn seine Windgeschwindigkeit 72 km/h erreicht hat. Ab einer Windgeschwindigkeit von mehr als 114 km/h gilt er als Hurrikane.

Im mittleren- und im östlichen Pazifikraum, sowie der Karibik und dem Golf von Mexiko gelten eigene Namensgebungen. Die Benennung der Stürme durch die Meteorologen begannen im Jahr 1950. Anfänglich wurden zunächst Namen vergeben, die dem damaligen internationalen phonetischen Alphabet entsprachen.

Frauennamen in englischer Sprache wurden erst ab dem Jahr 1953 eingeführt. Ab dem Jahr 1979 werden abwechselnd männliche und weibliche Namen vergeben und durch französische und spanische Namen ergänzt.
Bessere Prognosen?
Zu hoffen bleibt, dass sich jene Zusammenhänge in einer Weise klären lassen, die hinkünftig eine verbesserte Prognose tropischer Wirbelstürme ermöglicht - und damit eine bessere Vorbereitung auf solch stürmische Ereignisse.
->   NASA: Was unter einem Hurrikan liegt
->   Max-Planck-Institut für Meteorologie
 
 
 
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01.01.2010