News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Technologie .  Wissen und Bildung 
 
Forum Alpbach: Die Angst vor den "Web-Terroristen"  
  Die im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach stattfindenden Technologiegespräche beginnen gleich mit einem brisanten Thema: "Cyberwar", "Cybercrime" und "Cyberterrorismus" lauten die Schlagworte. Über die Gefährdung durch das Internet und mögliche Gegenmaßnahmen wird in den kommenden Tagen diskutiert werden.  
"Umdenken in der Verteidigungsfrage"
Die Bedrohungsszenarien durch den Missbrauch der Neuen Medien - zusammengefasst unter den Schlagwörtern Cybercrime, Cyberwar oder Cyberterrorism - erfordern ein vollständiges Umdenken in der Frage, was Verteidigung und nationale Sicherheit bedeutet.

Diese Ansicht vertrat Gary Hart, demokratischer Ex-US-Senator und stellvertretender Vorsitzender der "US-Kommission für Nationale Sicherheit für das 21. Jahrhundert" am Donnerstag bei einer Pressekonferenz zum Auftakt der Alpbacher Technologiegespräche.
...
Cyber-Rüstungskontrolle gefordert
Die USA haben bereits eine Eingreiftruppe für Computerattacken gegründet. Andere Staaten wie Russland oder China ziehen nach. Auch die deutsche Bundeswehr arbeitet an einer Doktrin für Informationsoperationen. Ein elektronischer Rüstungswettlauf droht. Wissenschafter fordern nun eine Cyber-Rüstungskontrolle.
->   Mehr dazu in science.orf.at
...
Gefahr von terroristischen Aktivitäten
Hart sieht die große Gefahr nicht mehr in Kriegen zwischen Nationen, sondern vor allem in terroristischen Aktivitäten. Kleine autonome Gruppen, etwa zwei bis drei Computer-Hacker, könnten gewaltige Schäden anrichten.
Jede Netzwerkstruktur ist gefährdet
"Was glauben Sie, was passiert, wenn jemand an einem Freitag Nachmittag das Flugkontrollzentrum in New York lahm legt", skizzierte Hart ein konkretes Bedrohungsszenario.

In Prinzip sei aber jede Netzwerkstruktur gefährdet, etwa Energieversorgungs- oder Finanzsysteme.
...
Lahmgelegter Pentagon
Selbst das US-Militär sei vor solchen Angriffen nicht gefeit, wie das Beispiel von Hackern zeigt, die in den Rechner des Pentagon eingedrungen seien und Millionen von geheimen Dokumenten heruntergeladen hätten.
...
Spuren führen ins "virtuelle Nichts"
Zurückverfolgen ließen sich die Spuren, die die Hacker im Computernetz hinterlassen, praktisch nicht.
Ein Problem für alle Länder
Der Ex-Senator betonte, dass dies nicht nur nicht ein Problem der USA sei, sondern aller Länder. In den USA gebe es eine Auseinandersetzung, ob das Problem eine militärische oder eine zivile Frage sei.
Hohe Kosten
Das US-Militär gebe jedenfalls jährlich drei Milliarden Dollar (3,26 Mrd. Euro/44,8 Mrd. S) aus, um seine Computersysteme vor Angriffen zu schützen.
Gesellschaftsschutz und Menschenrechte
Eine entscheidende Frage sei auch, die Gesellschaft gegen die Angriffe aus dem Cyberspace zu schützen, ohne dabei die Menschenrechte zu verletzten bzw. die Demokratie in Frage zu stellen.
...
Arbeitskreis am Freitag
Der Problemkreis "Cybercrime, Cyberwar, Cyberterrorism" ist morgen, Freitag, auch Thema eines Arbeitskreises bei den Alpbacher Technologiegesprächen.
...
Österreich und Cyberwar?
Für das österreichische Bundesheer sei das Thema "Cyberwar" Gegenstand von "theoretischen Überlegungen, konkrete Aktivitäten setzen wir derzeit aber nicht", sagte Walter Erhardt vom Heeresnachrichtenamt gegenüber der APA.
...
Auch Bundesheer arbeitet mit Internet
Das heimische Datennetz der Landesverteidigung bestehe zwar "ohne physikalische Verbindung zum Internet", dennoch müsse auch das Bundesheer - ebenso wie militärische Einrichtungen in anderen Ländern - mit dem Internet arbeiten bzw. sei es auf die Software ziviler Firmen angewiesen. Daher seien auch militärische Einrichtungen Gefahren wie Computer-Viren und Würmern ausgesetzt, sagte Erhardt.
...
Große Bedrohung durch "Cracker"
Eine der größten Bedrohungen gehe von so genannten "Crackern" aus, "die darauf aus sind, aus persönlicher Initiative oder im Auftrag einer Organisation EDV-Netze lahm zu legen".
"Kann auch Waffensysteme betreffen"
Dies könne neben Auswirkungen auf zivile Einrichtungen wie die Wasser- und Stromversorgung auch Waffensysteme betreffen, sagte Erhardt.
Forderung nach stärkerer Verschlüsselung
Als Konsequenz etwa auf das US-Abhörsystem "Echelon" sollten die Europäer viel stärker als bisher Verschlüsselungssysteme in der Datenkommunikation benützen.
...
Echelon
Ein vom US-Geheimdienst NSA dominiertes globales Netzwerk von Abhöranlagen, mit dem der internationale elektronische Datenverkehr nahezu flächendeckend automatisch gescannt und für die Auswertung durch Geheimdienste gefiltert wird.
...
Übertriebene Gefahren
Die in der Öffentlichkeit diskutierten Gefahren im Zusammenhang mit "Echelon" hält Erhardt dennoch in Abschätzung der technischen Möglichkeiten für übertrieben.

(APA/red)
Weitere Beiträge vom Forum Alpbach 2001:
->   Was blieb von Europas Kolonialzeit?
->   Das moderne Menschenbild
->   Gibt es noch soziale Gerechtigkeit?
->   Wie glaubwürdig sind Naturwissenschaften?
->   Peter Sloterdijk beim Forum Alpbach
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Technologie .  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010