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Technologiegespräche: Cybercrime und Cyberwar  
  Das Internet hat nicht nur neue Möglichkeiten für Wissenschaft, Kommunikation oder die Wirtschaft eröffnet. Es schafft auch neue Möglichkeiten für kriminelle Handlungen, für das so genannte Cybercrime.  
Viren zerstören Computerprogramme, Hacker verschaffen sich Zugang zu geheimen Dateien, ganze Systeme können zum Absturz gebracht werden.
Sicherheitsrisiken des neuen Jahrhunderts
Cybercrime, Cyberterrorism bis hin zum Krieg im Internet, dem Cyberwar, das seien die größten Sicherheitsrisiken des neuen Jahrhunderts, sagte der frühe US-Senator Gary Hart bei den Technologiegesprächen beim Forum Alpbach.
Angriffe auf Pentagon ...
Vor drei Jahren wurden 6.000 Versuche registriert, in die Computerprogramme des amerikanischen Verteidigungsministeriums einzudringen. Im Vorjahr waren es mehr als 20.000, erzählt Gary Hart.
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Teurer Schutz
Das Pentagon gibt umgerechnet mehr als 15 Milliarden Schilling pro Jahr aus, um seine Computerprogramme zu schützen.
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... und zivile Einrichtungen
Nicht nur das Militär ist betroffen: Die amerikanische Wirtschaft erlitt 1999 durch Computerkriminalität mehr als 150 Milliarden Schilling Verlust.
Internet ermöglicht neue Art von Krieg
Zwei Jahre lang hat sich eine amerikanische "Kommission für Nationale Sicherheit für das 21. Jahrhundert", der auch Ex-Senator Hart angehörte, mit den Gefahren aus dem Internet beschäftigt.

Ihre Schlußfolgerung: Das Internet ermöglicht eine neue Art von Krieg und Terrorismus: "Nur ein oder eine Handvoll Menschen können mit äußerst billiger und einfacher Technik ungeheuren Schaden für militärische und zivile Einrichtungen verursachen. Und das nicht nur in den USA", meint Hart.
Finanzströme und Verkehrsleitsysteme
Ein Großteil der Finanzströme der Welt läuft über die Computer in nur drei Städten: London, Tokio und New York, sagt Hart. Auch die Wasser- und Energieversorgung großer Städte ist zunehmend von Computern abhängig.

Verkehrsleitsysteme, insbesondere im Flugverkehr kommen ohne Computer ebensowenig aus wie militärische Einrichtungen. Sie alle sind für Angriffe aus dem Internet höchst anfällig.
Keine militärische Antwort auf Internet-Angriffe möglich
Der neue Krieg werde von ungleichen Gegnern geführt, so der Senator: "Was ist, wenn ein, zwei oder drei Technikzauberer das Finanzsystem oder das Transportsystem lahmlegen. Und angenommen, dieser Angriff geht zum Beispiel von Hackern in Rußland aus. Soll dann Rußland der Krieg erklärt werden? Soll die NATO dann Rußland angreifen? Ich denke, das wird nicht passieren."
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Beispiel Pentagon
Das Pentagon hat vor zwei Jahren einen Angriff auf seine Computer bis zu einer Telefonnummer nahe Moskau zurückverfolgt. Dort stellte sich heraus, dass der Anschluß seit Jahren stillgelegt war und von Hackern an irgendeinem anderen Ort der Welt nur als Umweg in das Pentagonsystem genutzt wurde.
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Ungewöhnliche Wege im Kampf gegen Cybercrime
Gewonnen könne der Krieg im Internet nur werden, wenn zivile und militärische Einrichtungen zusammen arbeiten, sagt Hart. Dabei müssen auch ungewöhnliche Wege gegangen werden.
Hacker als Sicherheits-Berater
"Die Geschichte von einem der erfolgreichsten Hacker in den USA ist vielleicht bekannt: Er wurde im Gefängnis von unseren Sicherheitsleuten besucht, damit er ihnen Ratschläge zum Schutz ihrer Computersysteme gibt. Es scheint besser, die Leute einzubinden statt sie kriminell werden zu lassen."

Man müsse versuchen, Sicherheitskräfte in die Hacker-Szene einzuschleusen und die Strafen für Computerkriminalität müßten drastisch erhöht werden, fordert Hart.

Franz Simbürger, Ö1-Wissenschaft
Mehr Beiträge zum Forum Alpbach 2001:
->   Was blieb von Europas Kolonialzeit?
->   Das moderne Menschenbild
->   Gibt es noch soziale Gerechtigkeit?
->   Wie glaubwürdig sind Naturwissenschaften?
->   Peter Sloterdijk beim Forum Alpbach
 
 
 
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01.01.2010