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'Mittlere Reife': Bildungsexperten skeptisch  
  Skeptisch zu dem Vorschlag von Vertretern von ÖVP und FPÖ, eine "mittlere Reife "im österreichischen Schulwesen einzuführen, äußern sich heute Bildungsexperten.  
Von den Bildungssprechern der Regierungsparteien wurde der weitgehenden Ersatz der vierjährigen Hauptschule durch eine sechsjährige Realschule angeregt, um das Bildungsniveau und die Chancen der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt zu heben.
Pilotprojekt in der Steiermark
Schon seit Jahren läuft in der Steiermark das Pilotprojekt einer sechs klassigen "Realschule" - mit mäßigem Erfolg, sagen Experten.

Zum einen wird damit die Schulpflicht faktisch verlängert und es musste daher eine komplizierte rechtliche Behelfskonstruktion gebastelt werden, und zum anderen sei die mittlere Reife weit nicht so attraktiv wie etwa die Matura, sagt der Wiener Erziehungswissenschafter Richard Olechowski: "Was soll die 'mittlere Reife' bringen ? In der Steiermark wird die 'Realschule' kaum angenommen . Es sind lediglich zwei verlorene Jahre."
Hauptschule muss attraktiver werden
Einig ist sich Olechowski aber auch mit anderen Experten darin, dass die Hauptschule, vor allem in den städtischen Ballungszentren attraktiver gemacht werden müsse.

Auch aus dem Bildungsministerium kommen aus der Beamtenschaft zur Realschule eher skeptische Töne - schon allein aus budgetären Gründen wäre eine solche Umstellung derzeit nicht realistisch.
Rechtliche Situation erlaubt keine Verlängerung
Aber auch die heimische rechtliche Situation erlaube eine Verlängerung der Schulpflicht auf zehn Jahre derzeit nicht, sagt der zuständige Sektionschef im Bildungsministerium Heinz Gruber.

Deshalb komme man- bei allen Mängeln mit dem herkömmlichen Polytechnischen Lehrgang einigermaßen über die Runden, so Gruber.

"Schon seit der letzten Reform , sind in den Polytechnischen Lehrgang mehr Bezüge zum berufsbildenden Schulwesen eingebaut worden. Diese Tendenz könnte man vielleicht noch verstärken. Derzeit haben wir aber nicht das Geld, um ein zusätzliches berufsbildendes Bildungsangebot in einer Vollzeitschule anzubieten", erklärt Gruber.
Hauptschule nicht abschaffen
Davon, die Hauptschule zugunsten der Realschule ganz abzuschaffen, hält Gruber nichts , denn der Niedergang der Hauptschule sei vor allem ein großstädtisches Problem - auf dem Land funktioniere sie recht gut.

Bildungsministerin Gehrer, die zur Zeit in China weilt, war für eine aktuelle Stellungnahme nicht zu erreichen.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaft
->   Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
 
 
 
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01.01.2010