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Neuer Filter beseitigt Dieselruß fast vollständig  
  Der zunehmende Dieselboom in Österreich ist nicht unumstritten. Denn die von Dieselfahrzeugen produzierten Abgase werden als krebserregend eingestuft. Zur Lösung des Problems hat ein jetzt getesteter Partikelfilter für Diesel-Pkw, der die gesundheitsschädlichen feinen Rußpartikel zurückhält, seine erste Bewährungsprobe bestanden.  
Mit dem Filter können Diesel-Pkw in Zukunft nicht nur wirtschaftlich und zuverlässig, sondern auch sauber sein. Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) und das deutsche Umweltbundesamt (UBA) haben gestern die Ergebnisse eines Langzeittestes vorgestellt.

Als Testauto fungierte ein Peugot 607 HDI. Nach 80.000 Kilometern auf dem Abgasprüfstand überzeugt das Ergebnis: Der Partikelfilter funktioniert auch im Dauerbetrieb einwandfrei. Mehr als 99,9 Prozent der feinen Rußteilchen werden herausgefiltert.
'Keine Ausreden mehr möglich'
"Es gibt jetzt keine Ausreden mehr. Der Partikelfilter funktioniert auch im Dauerbetrieb. Die Mehrkosten für den Filter sind bei einem serienmäßigen Einbau für den Autokäufer praktisch nicht spürbar", sagte der Präsident des Umweltbundesamtes Andreas Troge.

Die Automobilindustrie sollte seiner Ansicht nach die Chance nutzen "und die neuen Diesel-Pkw-Modelle mit dem Einbau von Partikelfiltern oder einer vergleichbar wirksamen Technologie endlich aus der Diskussion über die Gesundheitsgefahren durch Dieselruß heraus bringen."
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Gesundheitsgefahren durch Ruß
Seit langem diskutieren Wissenschaftler über die Gesundheitsgefahren durch Stäube, zu denen auch die feinen Rußpartikel gehören, die mit den Abgasen aus den Dieselmotoren in Fahrzeugen und anderen Geräten in die Luft gelangen. Gerade in den Städten spielt der Verkehr bei der Belastung durch Feinstäube und ultrafeine Partikel eine herausragende Rolle. Lange Zeit wurde dieses Problem unterschätzt. Mittlerweile weiß man: Je kleiner die Staubteilchen sind, desto größer sind die Folgen für die Gesundheit. Denn die kleineren Teilchen dringen über Mund, Nase, Luftröhre und Bronchien bis in die Lungenbläschen und entfalten dort ihre Schadwirkungen. So rufen sie etwa Entzündungen hervor, die nicht nur die Atemwege schädigen, sondern auch Herz und Kreislauf belasten.
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Krebserregend oder nicht?
Besonders umstritten ist auch in der Wissenschaft die Frage, ob Dieselruß Krebs erzeugt. Neuere Studien unterstützen die Annahme, dass an Arbeitsplätzen, die mit Dieselabgasen belastet sind, das Lungenkrebsrisiko erhöht ist.

Und ein Vergleich zwischen Otto- und Dieselmotor zeigt: Die krebserzeugende Potenz von Dieselmotoren ist bei heutigen Modellen mindestens um den Faktor zehn höher als die vergleichbarer Ottomotoren.

Der Partikelfilter sorgt dafür, dass sich der Abstand zwischen Diesel- und Ottomotoren hinsichtlich der gesundheitlichen Wirkungen ihrer Abgase soweit verringert, dass kein signifikanter Unterschied mehr besteht.
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Diesel
Kraftstoffe für Dieselmotoren, die aus Paraffinen, Olefinen, Naphthenen und aromatischen Kohlenwasserstoffen verschiedenster Mischungsverhältnisse bestehen. Kenngröße für die Verwertbarkeit von Dieselkraftstoffen ist die Cetanzahl (CZ, Faktor für Zündwilligkeit). Langsam laufende Dieselmotoren benötigen Kraftstoffe mit 20-40 CZ, schnell laufende mit über 40 CZ.
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Ein Makel bleibt
Auch wenn man einen Partikelfilter einsetzt, bleibt dem Diesel noch ein Makel gegenüber dem "Benziner": Heutige Modelle stoßen immer noch acht bis zehnmal mehr Stickoxide aus, die zur Bildung des gesundheitsschädlichen Sommersmogs beitragen.

Innerhalb der EU gibt es verschiedene Bestrebungen, dass in einer kommenden Grenzwertstufe EURO 5 die Dieselmotoren auch in diesem Punkt dem Ottomotor angeglichen werden.
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Stickoxide
Bezeichnung für die Oxide des Stickstoffs. Stickstoffoxide tragen erheblich zur allgemeinen Luftverschmutzung und zur Entstehung von saurem Regen bei. Sie werden hauptsächlich bei Verbrennungsprozessen gebildet.
->   Mehr zu Stickoxiden
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Verbesserungen in den vergangenen Jahrzehnten
Bereits in den vergangenen Jahrzehnten wurde die Dieseltechnologie Schritt für Schritt verbessert. Die Motoren wurden sparsamer, der Ausstoß von Abgasen auf der Basis der gesetzlich vorgeschriebenen Abgasgrenzwerte deutlich reduziert.

"Das ist eine große Ingenieurleistung", so Andreas Troge. Kein Wunder also, dass der sparsame Diesel in der Käufergunst beträchtlich gewinnt. Der Anteil der Diesel-Pkw an den Neuzulassungen steigt europaweit kontinuierlich an.
Auch andere Lösungen im Gespräch
Eine Reihe von Automobilherstellern setzt bei der Verringerung der Dieselruß-Emissionen nicht auf den Partikelfilter. Sie experimentieren mit anderen Lösungen, etwa einer weiter verbesserten Verbrennung im Motor.

"Letztlich ist nicht entscheidend, mit welcher Technik man den Ausstoß von Rußpartikeln verringert. Die Hauptsache ist, dass man dies konsequent und mit hohem Wirkungsgrad tut, denn es geht um die Gesundheit der Menschen. Vor allem in den Städten", erläutert Troge.

Dabei, so Troge weiter, dürfe man den Blick aber nicht auf die Pkw verengen. Auch Lkw und andere Nutzfahrzeuge mit Dieselmotor sollten schnellstmöglich mit einem Filter oder einer vergleichbaren Technik ausgestattet werden.

(idw/red)
->   Deutsches Umweltbundesamt
->   ADAC
 
 
 
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01.01.2010