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Antike Malaria-DNA gefunden  
  Über die Ursprünge der Malaria sind sich Experten noch nicht einig. Doch jetzt haben Wissenschaftler die bislang ältesten genetischen Spuren des Malariaerregers in den begrabenen Überresten römischer Kinder gefunden. Das könnte einiges Licht auf die Ursprünge der Malaria in Europa werfen.  
Wie "Nature" berichtet werden die Ergebnisse der DNA-Studie unter der Leitung von Robert Sallares vom 'Institute of Science and Technology' der University of Manchester in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift "Ancient Biomolecules" publiziert, die im September erscheint.

Entdeckt wurden die spätrömischen Kinderskelette aus dem 5. Jahrhundert, in denen sich DNA-Spuren des Malariaerregers fanden, von David Soren von der University of Arizona. Die Archäologen waren überrascht von der unüblichen Bestattungsform der Kinderskelette.
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DNA und Nukleinsäuren
hochmolekulare, aus Nukleotiden aufgebaute chemische Verbindung, die aus stickstoffhaltigen Basen, Phosphorsäure-Rest und Zucker besteht. Die Basen sind Adenin, Guanin, Thymin(DNA) bzw. Uracil (RNA) und Cytosin. RNA enthält als gebundenen Zucker Ribose, DNA als Zucker Desoxyribose. Die Struktur ist die einer Doppelhelix: Zwei Polynukleotidfäden sind schraubenförmig umeinander gewunden. DNA ist bei den meisten Organismen an spezifische Proteine gebunden, die Grundsubstanz der Chromosomen. Der gesamte DNA-Gehalt einer Zelle ist von Organismus zu Organismus unterschiedlich. Die verschiedenen Gewebezellen eines Organismus haben den gleichen DNA-Gehalt mit Ausnahme der Keimzellen, die nur 50% der DNA der Gewebszellen desselben Organismus enthalten.
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Nördlichstes Verbreitungsgebiet
Die Wissenschaftler gehen nach diesen Neuentdeckungen davon aus, dass es sich hier um das nördlichste Verbreitungsgebiet der Malaria handelt.

Der antike Friedhof befindet sich bei einer verfallenen spätrömischen Villa in der umbrischen Stadt Lugnano.
Laut dem Chefarchäologen David Soren, entsprach die Anordnung der Gräber und Skelette nicht dem typischen römischen Verbrennungsritual.
Spuren magischer Riten?
Laut Soren finden sich an der Stelle auch verschiedene Spuren unüblicher Bestattungsriten, wie die Skelette junger Hunde. Diese könnten laut Soren Elemente eines Ritus zur Vertreibung "böser Dämonen" gewesen sein.

Untersuchungen der die Skelette tragenden Erdschicht konnten zeigen, dass die Kinderleichen innerhalb kürzester Zeit verbrannt wurden. Für die Wissenschaftler Zeichen einer auftretenden Epidemie wie Malaria, die durch die gefundenen DNA-Spuren des Malariaerregers "Plasmodium falciparum" bestätigt wurden.
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Malaria
Die Malaria ist die häufigste Tropenkrankheit, an der ca. 200 Millionen Menschen jährlich erkranken. Es gibt insgesamt vier verschiedene Malariaerreger, die unterschiedliche Formen der Erkrankung hervorrufen. Die gefährlichste Form ist die Malaria tropica, deren Erreger das Plasmodium falciparum ist. Unbehandelt kann sie sogar zum Tode führen. Die Übertragung der Malaria erfolgt über einen Stich der Anophelesmücke. Das charakteristische Symptom der Malaria ist periodisch auftretendes Fieber. Zur Behandlung stehen mehrere hochwirksame Medikamente zur Verfügung. Eine Impfung existiert derzeit noch nicht. Zur Prophylaxe gehört zum einen die Vermeidung von Mückenstichen sowie zum anderen die Einnahme verschiedener Medikamente in Form von Tabletten.
->   Mehr zu Malaria
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Auffällige Knochenstrukturen
Dass die Wissenschaftler eine Malariaepidemie als Ursache für den Tod der Kleinkinder vermuteten, lag nicht nur an den ungewöhnlichen Bestattungsformen.

Bei der Untersuchung der Knochen stellten sie eine 'honigwabenartige' Struktur bei vielen Knochen fest, ein Zeichen, das auf eine Anämie, ein Symptom der Malaria, hindeutet.

Außerdem weiß man aus literarischen Quellen von dem in weiten Teilen Mittelitaliens in der Spätantike auftretenden 'Römischen Fieber', wie die Römer dien Malaria nannten.

(red)
->   Ausgrabungen von David Soren in Italien
->   Mehr zur Geschichte der Malaria
->   Ancient Biomolecules(kostenpflichtig)
->   Artikel in Nature(kostenpflichtig) unter "Earliest malaria DNA found in Roman baby graveyard"
 
 
 
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01.01.2010