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Schweiz: Gemischte Reaktionen auf Bergier-Bericht  
  Für die Einen eine Unschuldsbestätigung, für die Anderen Anklageschriften gegen die Schweiz: Die Studien der Bergier-Kommission zur Untersuchung der Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg wurden unterschiedlich aufgenommen.  
Während die Union Bank of Switzerland (UBS) sich glücklich zeigte, hagelte es Protest aus den Lagern der Schweizerischen Volkspartei (SVP) und Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (AUNS).
->   Die Ergebnisse der Bergier-Kommission
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Bergier-Kommission:
Die so genannte Bergier-Kommission unter Leitung des Wirtschaftshistorikers Jean-Francois Bergier legte am Donnerstag in Bern acht Studien über die Rolle der Schweizer Wirtschaft während der Nazizeit vor. Danach trugen deren enge Beziehungen zu Deutschland zur Erholung der deutschen Wirtschaft bei und stützten das Nazi-System.
->   Unabhängige Expertenkommission (UEK) - Bergier-Kommission
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UBS "glücklich"
"Glücklich" ist die UBS gemäß Sprecher Christoph Meier über die Schlussfolgerungen des Interhandel-Berichts der Bergier-Kommission. Sie stützten die bisherige Auffassung der Bank, dass die damalige Bankgesellschaft in gutem Glauben und rechtens mit Interhandel fusioniert habe.

Damit seien die spekulativen Forderungen der IG Farben in Auflösung an die Adresse der UBS unberechtigt.
->   UBS
"Interessante Details oder ...
Die Schweizer Unternehmen zeigen sich von den Ergebnissen der sie betreffenden Bergier-Studie wenig überrascht. Sie enthalte wenig Neues, ist der Tenor. Immerhin bringe die Studie "einige interessante Details, die unser geschichtliches Verständnis komplementieren werden", sagte ABB-Konzernsprecher Thomas Schmidt.
->   ABB
... kein Verständnis für Wirtschaft?"
Nestle empfinde die Studie als enttäuschend, sagte Sprecher Francois-Xavier Perroud. Der Ansatz zur Beurteilung des Verhaltens der Unternehmen zeige, dass die Autoren ihr Urteil "aufgrund von aktuellen Kriterien und weitgehend ohne Verständnis für wirtschaftliche Überlegungen und Zeitumstände" gefällt hätten.
->   Nestle
Dilemmata für Betriebe?
Novartis hielt fest, die Sorge um die Weiterführung der Betriebe habe viele leitende Angestellte vor Dilemmata gestellt. Es sei dadurch auch zu Entscheidungen und Handlungen gekommen, die aus heutiger Sicht ethisch und moralisch nicht unbedenklich seien. Mit Sicherheit aber seien die Vorgängerfirmen Ciba, Geigy und Sandoz nicht nazifreundlich gewesen.
->   Novartis
Roche zufrieden
Roche komme verglichen mit den anderen Chemiefirmen in der Studie "durchaus gut weg", sagte Sprecherin Jacqueline Wallach. Die Studie belege, dass Roche während des Dritten Reiches insgesamt ethisch und moralisch gehandelt habe, vor allem in bezug auf jüdische Mitarbeiter und die NS-Rassenpolitik.
->   Roche
SVP protestiert
Hier seien "eigentliche Anklageschriften gegen die Schweiz" entstanden, protestierte die SVP in einem Kommunique. Die Geschichtsschreibung der Kommission sei von Anfang an mit der vorgefassten Meinung an die Hand genommen worden, das Verhalten der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs sei verwerflich gewesen.

Pfiffe kamen auch von der Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (AUNS): Der Bundesrat (Regierung) habe mit der personellen Auswahl der Kommission den Wunsch nach einem neuen Geschichtsbild zum Ausdruck gebracht. Dahinter stecke "der Drang des Bundesrats, die Schweiz in internationale Großgebilde einzubinden".
UEK arbeitet seit 1997
Die Unabhängige Expertenkommission (UEK) untersucht seit 1997 im Auftrag der Bundes- und Kantonalregierungen die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg. Sie legte bislang zwei Zwischenberichte über die Gold- und die Flüchtlingspolitik vor. Weitere Berichte sowie eine Schlussfolgerung sollen in den nächsten Monaten folgen.

(APA/sda/dpa/red)
 
 
 
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01.01.2010