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Mit Gentechnik gegen Malaria-Mücke  
  Wissenschaftlern des Imperial College London ist ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung der Tropenkrankheit Malaria gelungen. Sie haben eine Methode entwickelt, mit der der Überträger der Malaria - die Anophelesmücke - gentechnisch verändert und damit unschädlich gemacht werden kann.  
Laufende Fortschritte
Bereits im Vorjahr gaben die Forscher bekannt, dass es durch Gen-Manipulationen möglich ist, die Anopheles-Mücken empfindlicher für Insektizide zu machen.

Nun meinte Andrea Crisanti vom Institut für Biologie des Imperial College London gegenüber Modern Times, dass in letzter Zeit weiter große Fortschritte bei der Weiterentwicklung dieser Technologien gemacht wurden.

Es können auch Tiere entwickelt werden, die die Fortpflanzung des Malaria-Erregers in ihrem Körper verhindern. Die malaria-resistenten Mücken könnten später in die freie Wildbahn entlassen werden und die ursprünglichen, für den Menschen gefährlichen Arten, verdrängen.
->   Imperial College News: "Scientists create first transgenic malaria mosquito"
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Malaria fordert viele Todesopfer
Jährlich erkranken etwa 100 Millionen Menschen in den Tropen und Subtropen - darunter auch immer häufiger Touristen - an Malaria. Jedes Jahr sterben mehr als eine Million Menschen an der Infektion.
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Wie kommt das Gen ins Ei
Wissenschaftler versuchen seit etwa 15 Jahren, die gefährlichen Arten der Anopheles-Mücken gentechnisch zu verändern, so dass sie Malaria nicht mehr übertragen können. Doch bisher war es nicht möglich, die veränderten Gene in die Mücken einzuschleusen.

Das Problem war, dass die Eier der Mücken sehr klein sind und sehr harte Schalen haben. Versucht man, ein Stück der Erbsubstanz DNA in das Ei einzusetzen, zerbricht meist die Schale. Das Ei kann sich damit nicht mehr zur Mücke weiterentwickeln.
Chemische Lösung
Andrea Crisanti und seine Mitarbeiter haben jedoch eine Methode entwickelt, mit der das Hartwerden der Eierschalen um drei Stunden verzögert werden kann. Sie halten Anopheles-Mücken in Käfigen und bieten diesen zum Ablegen der Eier eine chemische Lösung an.
->   Website von Andrea Crisanti
Innerhalb von drei Stunden nach dem Legen kann dann mit einer feinen Nadel ein Stück veränderte DNA in die Eier eingesetzt werden.

Die DNA-Stücke enthalten sogenannte springende Gene, die sich an zufälligen Stellen in der Erbsubstanz der Mücke einfügen. Passiert das an einer Stelle, die später Spermien oder Eier bildet, wird das veränderte Gen auch vererbt.
Bei Erfolg grünes Licht
Um die Vererbung nachzuweisen, wird mit dem DNA-Stück auch das Fluoreszenz-Gen einer Qualle eingesetzt. Es hat keinerlei negativen Einfluss auf die Entwicklung der Mückenlarven. Setzt man die Larven jedoch unter ultraviolettes Licht, beginnen sie grün zu leuchten. Zuletzt wurde auch ein roter Marker von Korallen getestet, der noch erfolgsversprechender scheint.

Damit kann herausgefunden werden, welche Mücken das veränderte Gen enthalten und welche nicht. Diese Mücken können dann zur weiteren Züchtung verwendet werden.
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Malaria-Übertragung
Malaria wird durch den Stich von bestimmten Arten der Anopheles-Mücke übertragen und kommt vor allem in den Tropen und Subtropen vor. Krankheitserreger sind Sporentierchen, sogenannte Plasmodien, die die roten Blutkörperchen befallen. Es kommt zu immer wiederkehrenden Fieberschüben, Schüttelfrost, Durchfall, Erbrechen, Leber- und Milzschwellung. Die gefährlichste Form - die Malaria tropica - kann binnen weniger Tage zum Tod führen.
->   Malaria-Informationen der WHO
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Fitness der Mücken
Derzeit arbeitet Crisanti an der "Fitness" der Anophelesmücken, "damit möglichst viele Larven nach dem Eingriff überleben und später die Gene an ihre Nachkommen weitergeben können."
Ethische Bedenken
Bevor die Arbeiten aber abgeschlossen werden, müssen eine Reihe ethischer Fragen geklärt werden. "Das heißt: Welche Risiken entstehen, wenn wir die gentechnisch veränderten Moskitos in die freie Natur entlassen und welche Einschränkungen sind notwendig?", so Crisanti.

Zur Klärung soll in Kürze ein Treffen von Experten beitragen.

Sonja Bettel, Modern Times
->   Modern Times
->   Imperial College, London
 
 
 
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01.01.2010