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Preissenkung von Aids-Medikament erzwungen  
  Mit der Drohung eines Patentbruchs hat Brasilien einen internationalen Pharmakonzern zur Verbilligung eines Anti-Aids-Medikaments bewegt, wie Gesundheits-Minister Jose Serra am Freitag in Rio de Janeiro mitteilte.  
Das Schweizer Unternehmen Roche habe zugesagt, das es das Arzneimittel Nelfinavir vom nächsten Jahr an um 40 Prozent billiger anbieten werde, so Serra. Roche hatte zuvor angeboten, den Preis für das Medikament Nelfinavir in dem südamerikanischen Land um 13 Prozent zu senken.
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Nelfinavir
Nelfinavir ist eines von zwölf Arzneimitteln, die die brasilianische Regierung kostenlos an rund 95.000 der insgesamt etwa 580.000 HIV-Infizierten im Land abgibt. Das Medikament wird von knapp einem Viertel der Behandelten benutzt.
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Regierung drohte mit Generika
In der vorvergangenen Woche hatte die brasilianische Regierung angedroht, das Patent für Nelfinavir zu brechen und das Medikament ab 2002 selbst herstellen zu lassen, wenn Roche den Preis nicht weiter senken wolle.
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Generika
Sie werden zwar nicht unter Markennamen verkauft, sind jedoch chemisch identisch mit dem Markenmedikament. Solche alternativen Produkte - z.B. aus Thailand - kosten nur einen Bruchteil der Markenwaren.
->   Mehr Informationen zu Generika
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Gesetzt erlaubt nationale Generika-Produktion
Seit 1997 wird die nationale Produktion von Anti-Aids-Generika in Brasilien von einem Gesetz gestattet, das den Bruch des Patentschutzes im Falle eines "nationalen Notstands" vorsieht.

Vor zehn Tagen hatte Serra erstmals konkrete Schritte eingeleitet und bei der Justiz die Zulassung des Patentbruches im Fall von Nelfinavir beantragt, "weil Roche trotz monatelanger Verhandlungen nicht reagiert" habe.
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Beispiel Südafrika
Brasilien ist nicht das erste Land, das auf diese Weise versucht die Preispolitik eines großen Konzerns zu beeinflussen. Im März verklagten 39 internationale Pharmafirmen die Regierung Südafrikas, da diese den Import von Generika erlauben wollte.

Die Regierung in Pretoria hatte sich darauf berufen, aus besonderem öffentlichen Interesse heraus im Falle eines gesundheitlichen Notstandes Maßnahmen wie Parallelimporte, Zwangslizenzierung oder Substitution bestimmter Medikamente durch Nachahmerpräparate zu ermöglichen.

Die Klage wurde schließlich zurückgezogen, man hatte sich außergerichtlich auf eine Preissenkung der Medikamente geeinigt.
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Brasilien: Höchste HIV-Rate in Lateinamerika
Brasilien gilt mit 203.400 registrierten Fällen als das Land mit den meisten Aids-Kranken in Lateinamerika. Das Aids-Programm des Landes mit der kostenlose Abgabe von Arzneimitteln gilt Experten zufolge als vorbildlich. Nach amtlichen Angaben aus Brasilia wurde die Zahl der Aids-Todesfälle in fünf Jahren um über 50 Prozent gesenkt.

(dpa/AFP/red)
 
 
 
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01.01.2010