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Jugendliche gibt es, "die" Jugend nicht  
  Österreichs Jugendlichen gehen soziale Beziehungen und ökonomische Sicherheit über alles. Junge Frauen sind kommunikativer als ihre männlichen Altersgenossen, die wiederum mehr Geld haben und stärker an Sex interessiert sind. Und: Eigentlich gibt es sie gar nicht, "die" Jugend.  
Das sind nur einige der Schlüsse, zu denen die jüngst erschienene "Jugendstudie 2001" des Meinungsforschungsinstituts Fessel-GfK gekommen ist.
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Online-Studie
Die jährliche Jugendstudie des Instituts nimmt das Verhalten von 14- bis 24-Jährigen unter die Lupe. Im Frühsommer 2001 wurden stichprobenartig 1.000 Jugendliche in ganz Österreich - erstmals via Internet - befragt.
->   Fessel-GfK Sozialforschung
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Beziehungen und Arbeit sehr wichtig
Nichts ist laut Studie bedeutender für Österreichs Jugendliche als gute Freunde (88 Prozent) und sonstige engere soziale Beziehungen, sei es zum Partner oder den Eltern.

Sehr wichtig ist ihnen für ihr persönliches Glück auch ein sicherer Arbeitsplatz (66 Prozent). Der Aus- und Weiterbildung messen viele große Bedeutung zu, so die Studie.
"Fun" weniger wichtig
Fun, Freiheit und Aufstieg sind im Vergleich dazu weniger häufig "sehr" wichtig, vielleicht, weil diese Dinge als selbstverständlich betrachtet werden: Für 54 Prozent ist zwar viel Freizeit "sehr" wichtig, Abwechslung, Abenteuer und Freiheit aber nur für die Hälfte der Befragten, Karriere für 39 Prozent und Geld für 34 Prozent.

Religion und Kultur scheinen am unteren Rand der Wichtigkeitsskala auf.
Ego immer noch am wichtigsten
Für 85 Prozent ist es wichtig, dass es ihnen selbst im Leben gut geht, nur 44 Prozent finden dagegen, dass es im Leben sehr wichtig ist, für das Wohl anderer zu sorgen.

Zwar fühlt sich mehr als die Hälfte ohne ihre Freunde verloren, ein größerer Anteil der Befragten findet allerdings gleichzeitig, dass Freunde zwar wichtig sind, aber den eigenen Lebensstil nicht einschränken dürfen.
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"Die" Jugend gibt es nicht
Die befragten Jugendlichen unterscheiden sich in ihren Einstellungen und ihrem Verhalten nicht nur ihren soziodemographischen Merkmalen entsprechend (Alter, Geschlecht, Herkunft, Bildung), sondern "leben und erleben ihre Welt auch unterschiedlich entsprechend ihrem Zugang zu Freizeitgestaltung, Konsum, Sozialbeziehungen und Interessen".

Die Studie ermittelte so fünf Typen, die sich etwa hinsichtlich ihres Glaubens an politische Einflussmöglichkeiten, des Bedürfnisses nach Selbstdarstellung oder ihrer Einstellungen zu Geschlechterrollen unterscheiden. Die Studie nennt diese fünf Typen "konventionelle Konsumenten" (22 Prozent), "unabhängige Individualisten" (15 Prozent), "unersättliche Genießer" (22 Prozent), "rücksichtsvolle Träumer" (18 Prozent), und "zielstrebige Macher" (23 Prozent). "Die" Jugend gibt es demnach nicht.
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Unterschiede zwischen Mann und Frau
Männliche und weibliche Jugendliche unterscheiden sich der Studie zufolge in vielerlei Hinsicht. So lesen junge Frauen öfter Bücher und sind kommunikativer als ihre männlichen Altersgenossen.

Sie beschäftigen sich auch mehr mit Shopping und Styling und Bekleidung. "Ihre" Sportarten sind eher Inline-Skating, Aerobic/Fitness und Jogging. Eher "männlich" ist es, Fußball zu spielen und Bodybuilding zu betreiben.
Sex: Die Männer wollen ihn, die Frauen haben ihn
Deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern treten auch bei den Einstellungen zu Beziehungen und Sex hervor. So schätzen weibliche Jugendliche "beziehungsorientierte" Werte wie Geborgenheit oder Gleichberechtigung viel höher als männliche.

Diese orientieren sich eher an "sexuellen" Kriterien wie "Partner soll gut ausschauen" und "One-Night-Stands".

Ironischerweise zeigt sich aber - bei den jüngeren Jugendlichen -, dass die männlichen Befragten Sex zwar intensiver wollen, die weiblichen ihn aber öfter haben.
Kein Zurück-an-den-Herd
Generell scheinen sich alte Geschlechterrollen aber aufgelöst zu haben.

Nur 16 Prozent der männlichen und acht Prozent der weiblichen Jugendlichen stimmen dem traditionellen Rollenbild zu, dass sich Frauen um den Haushalt und die Kinder kümmern sollten, während Männer das Geld verdienen.

Auch auf Gleichberechtigung pochen viele - allerdings 78 Prozent der weiblichen und weniger männliche Jugendliche (56 Prozent).
Weit weniger Geld
Dass diese noch lange nicht erreicht ist, erfahren die Österreicherinnen schon in sehr frühen Jahren: Den 14- bis 24-jährigen Mädchen und Frauen stehen im Durchschnitt nur 60 Prozent des Geldes zur Verfügung, das männliche Jugendliche haben.

(red)
 
 
 
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01.01.2010