News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Österreich: Nationales Bodenschutzgesetz gefordert  
  Der Boden in Österreich ist zunehmend mit Schadstoffen belastet und die Fläche schwindet von Tag zu Tag. Deshalb sei ein nationales Bodenschutzgesetz nach dem Vorbild Deutschland dringend nötig, forderten heute Wissenschaftler beim Bodenschutzkongress in Wien.  
Jedes Jahr gehen in Österreich fünf bis 10.000 Hektar an natürlicher Bodenfläche verloren - durch Bewaldung, Siedlungsbau, Straßen oder Industrie.

Durch restriktive Baulandwidmungspläne konnte die Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren ein wenig eingedämmt werden.
...
Bodenkongress in Wien
Noch bis 9. September findet in Wien der Kongress "Bodenschutz in einem vereinten Europa" statt. Bei dem Kongress werden mehr als 300 Vorträge zu verschiedensten Themenbereichen gehalten: Neben den klassischen Themenbereichen Bodenklas-sifikation, -physik, -chemie und -mineralogie sind der Bodenbiologie und vor allem dem Bereich Bodenschutz eine Vielzahl von Beiträgen gewidmet.
->   Mehr Informationen zum Kongress in science.orf.at
...
Schlechter Zustand des Bodens
Dennoch werden heute jeden Tag 15 bis 25 Hektar der Ressource Boden verbaut und zubetoniert. Der Zustand des Bodens ist schlecht: Die Belastung mit Schwermetallen aus der Luft nimmt stark zu. Ein nationales Gesetz soll mehr Schutz bieten.
...
Weniger Chemie, mehr Abfälle
Einzig positive Meldung betrifft die Agrarchemie, sagt Arnold Köchl vom Forschungszentrum für Landwirtschaft. Für die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche wird keine Chemie mehr eingesetzt. Noch nicht gebannt ist allerdings die Bedrohung des Bodens durch die Verwertung von Abfällen, erklärt Martin Gerzabek von der österreichischen Bodenkundlichen Gesellschaft.
...
Vorbild: Deutsches Bodenschutzgesetz
Vorbild ist das deutsche Bodenschutzgesetz, das es seit 1999 gibt. Zugleich laufen die Bemühungen um den Bodenschutz auf internationaler Ebene.
Spezifisches Problem: Böden als "Müllhalde" für Luftschadstoffe
Wälder leisten etwa einen wichtigen Beitrag zur Luftreinigung. Allerdings muss der Dreck - beispielsweise Schwermetalle - irgendwo bleiben, letztendlich sind es offenbar die Böden, die gleichsam als Müllhalde für ehemalige Luftschadstoffe dienen.

Wie die immer lückenloser werdenden Datenbanken der Bodenkundler belegen, sind die Waldböden sowohl der Nord- wie auch der Südflanken der Alpen relativ hoch mit Blei und Cadmium belastet.
Daten des Bodeninformationssystems BORIS
Österreich-Daten zu diesem Problem liefert des Bodeninformationssystems BORIS des Umweltbundesamtes (UBA). Das System wurde am Mittwoch bei einer Pressekonferenz auch der Öffentlichkeit präsentiert.

Es bietet auf einen Blick österreichweite Überblicke über die Erhebungen der Waldbodenzustandsinventur, der Radio-Cäsiumerhebung und 25 weiteren Boden-Untersuchungen.
...
BORIS
Derzeit enthält das System BORIS (BOden-Rechnergestütztes InformationsSystem) 1,5 Millionen Einträge zu über 10.000 Standorten und wird laufend erweitert.
->   BORIS
...
Cadmium- und Blei-Kontaminierung am Alpenrand
BORIS demonstriert an Hand von Daten und Auswertungen der Forstlichen Bundesversuchsanstalt (FBVA) eindrucksvoll, wie auch industrieferne Wald-Gebiete am nördlichen Rande der Zentralalpen relativ hoch mit Cadmium und Blei kontaminiert sind.

Auf einem etwa fünfzig Kilometer breiten Streifen, der sich etwa von Wiener Neustadt bis über Nordtirol erstreckt, finden sich auffallend viele Messpunkte, die mehr als ein Milligramm pro Kilogramm Cadmium und mehr als 100 Milligramm pro Kilogramm Blei in der obersten Bodenschicht von 20 Zentimetern aufweisen. Ähnliches gilt für Südkärnten.
Ergebnis von "Fernverfrachtung" der Schadstoffe
Diese Werte sind zum Teil hausgemacht, aber auch der Ergebnis von Fernverfrachtung dieser Luftschadstoffe, berichtete Sigrid Schwarz, eine Bodenexpertin des Umweltbundesamtes, im Gespräch mit der APA.
Alpen dienen als "Prallhang"
Die Alpen dienen als "Prallhang", so der Fachjargon. "Die Schadstoffe werden durch die Bäume effektiv aus der Luft 'gekämmt' bleiben aber im Boden nachweisbar", so Schwarz. Besonders Blei wird so über die Jahre angereichert.
Daten belegen: Überregionale Zusammenarbeit ist wichtig
Die BORIS-Karten belegen für Schwarz auch eindrucksvoll, wie wichtig überregionale Zusammenarbeit bei der Luftreinhaltung ist. Es nutze nichts, wenn sich einzelne Regionen besonders um saubere Luft bemühen, wenn dann aus Hunderten Kilometern Schadstoffe herangeweht werden.

(Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft/APA)
->   Österreichische Bodenkundliche Gesesellschaft
->   Deutsche Bodenkundliche Gesesellschaft
->   Universität für Bodenkultur Wien
->   Forstliche Bundesversuchsanstalt
->   Das Programm des Kongresses
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010