News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Älteste Menschenspuren in Arktis entdeckt  
  Wissenschaftler haben in der russischen Arktis die bislang ältesten Spuren menschlicher Zivilisation entdeckt. Sie fanden Tierknochen und Steinwerkzeuge, die rund 40.000 Jahre alt sind.  
Das Team um den Archäologen John Inge Svendsen von der Universität Bergen stellt die Fundstücke im britischen Wissenschaftsmagazins "Nature" vor, das am Donnerstag erscheint.
Bisher älteste Funde rund 14.000 Jahre alt
Die bisher ältesten Funde menschlicher Anwesenheit in der Arktis Europas und Asiens seien nur 13.000 bis 14.000 Jahren alt, heißt es in dem Artikel. Das entspricht etwa dem Ende der letzten Eiszeit.

Die neuen Funde verlegen den Beginn menschlicher Arktis-Besiedlung 26.000 Jahre weiter zurück in die Vergangenheit. Steinzeitliche Jäger haben sich offenbar bereits vor 40.000 Jahren in den polaren Ausläufern des russischen Ural-Gebirges nördlich des Polarkreises aufgehalten.
...
Ausgrabungsstelle Mamontovaya Kurya
Die Ausgrabungsstelle von Mamontovaya Kurya liegt am Fuße eines rund 13 Meter hohen Steilufers, das von den Fluten des Usa freigespült wurde. Die Funde würden nahe legen, dass das Gebiet zu dieser Zeit relativ trocken und eisfrei gewesen sei, erklärt der Archäologe John Gowlett von der Universität Liverpool in einem begleitenden Kommentar.
...
Steinwerkzeuge und Tierknochen
Die norwegischen und russischen Forscher fanden zahlreiche Steinwerkzeuge, Tierknochen und den Stoßzahn eines Mammuts mit deutlichen Einkerbungen, die menschlichen Ursprungs sind.

Das organische Material wurde mit Hilfe der Radiokarbonmethode auf 35.000 bis 40.000 Jahre vor heute datiert. Es liegt damit in der archäologisch wichtigen Übergangszeit vom Mittleren zum Oberen Paläolithikum (Steinzeit).
Neandertaler oder moderner Mensch?
In dieser Phase wurden die damals in Europa lebenden Neandertaler langsam vom modernen Menschen (Homo sapiens) abgelöst. Noch ist allerdings nicht geklärt, ob die nun entdeckten Werkzeuge von Neandertalern oder modernen Menschen stammen.
...
Neandertaler und Homo Sapiens
DNA-Analysen belegen keine direkte Verwandtschaft zwischen Homo sapiens und Neandertaler. Der Homo neanderthalensis war wie der Homo sapiens eine Art (Spezies) der Gattung Mensch (Homo), die untereinander anscheinend nicht fortpflanzungsfähig waren. Der Neandertaler zählt zu den Altmenschen und entwickelte sich vor 550.000 bis 620.000 Jahren aus dem Homo Erectus - dem aufrecht gehenden Stammvater der weitverzweigten Menschheitsgeschichte, die ihre Wurzeln in Afrika hat. In Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten lebten Homo Sapiens und Neandertaler jedoch bis zu 50.000 Jahre nebeneinander. Vor etwa 30.000 Jahren starb der robust-muskulöse Altmensch mit der fliehenden Stirn schließlich aus - ob durch eine Epidemie oder die Dominanz des fortschrittlicheren Homo Sapiens bleibt unklar.
->   Mehr Informationen zum Neandertaler
...
Keine eindeutige Zuordnung möglich
In einem begleitenden Kommentar stellt der Archäologe John Gowlett von der Universität Liverpool fest, dass der Erhaltungszustand der Funde zwar keine eindeutige Zuordnung auf entweder Neandertaler oder modernen Menschen zulässt.
Zwei mögliche Thesen
Trotzdem würden sich jedoch zwei wichtige Möglichkeiten der menschlichen Evolution ergeben. Entweder sind die Neandertaler sehr viel weiter nach Norden vorgedrungen als bisherige Funde belegen.

Oder aber der moderne Mensch hat die Arktis wesentlich früher zu seinem Lebensraum gemacht als man bislang geglaubt hat.

(APA/dpa/AFP)
->   Nature
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010