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Hoffnung auf vCJK - Impfstoff  
  Das Immunsystem genetisch veränderter Mäuse erkennt Prion-Proteine und wehrt diese ab. Auf Grund dieser neuen Erkenntnis hoffen Wissenschaftler einen Impfstoff gegen die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) entwickeln zu können. Während ein praktikabler Weg zur Bekämpfung der Prionenkrankheit gesucht wird, rechnet das britische Gesundheitsministerium mit einem rasanten Anstieg der Creutzfeldt-Jakob-Opfer.  
Die Schätzungen der Anzahl zukünftiger Creutzfeldt-Jakob-Erkrankungen in Großbritannien schwanken zwischen einigen Hundert und 140.000. Wissenschaftler erwarten einen Anstieg der Fälle um 20 Prozent pro Jahr. Das britische Gesundheitsministerium bestätigte bisher fünfzehn neue Creutzfeldt-Jakob-Erkrankungen in diesem Jahr.
Impfung gegen Creutzfeldt-Jakob-Krankeit?
Das von Schweizer und italienischen Forschern entwickelte Verfahren für die Erzeugung eines Creutzfeldt-Jakob-Impfstoffes wird den Anstieg der Krankheit in Großbritannien allerdings nicht verhindern können, denn noch ist das Verfahren für den medizinischen Alltag zu kompliziert.

Es zeigt jedoch einen Weg zur Bekämpfung von Prionenkrankheiten auf, wie Frank Heppner vom Institut für Neuropathologie der Universität Zürich und seine Kollegen in ''Scienceexpress'', der Online-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins ''Science'' schreiben.
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Prionen
sind sehr kleine Proteinpartikel, die eine ursächliche Rolle bei der Entstehung der Alzheimer'schen Krankheit und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit spielen. Prionen, die selbst keinerlei Erbinformation besitzen, können dem normalen, insbesondere in den Nervenzellen des Gehirns vorkommenden Prion-Protein durch Kontakt ihre krankmachende Form aufzwingen. Dieser Vorgang kann sich wie eine Kettenreaktion fortpflanzen und zerstört dann die betroffene Nervenzelle. Erkranktes Gehirngewebe erscheint durchlöchert wie ein Schwamm. Der Aufbau der Prion-Proteine bei verschiedenen Arten ist sehr unterschiedlich. Sehr selten können die krank machenden Prion-Formen auch durch Mutationen oder ohne ersichtlichen Grund entstehen, wie vermutlich bei der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.
->   Mehr Informationen über Prionen
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Neue Lösung für ein altes Problem
Bisher an Mäusen erprobte Impfstoffe gegen Prionenkrankheiten waren daran gescheitert, dass die kleinen Nager - ebenso wie Menschen - auch normale Prion-Proteine im Körper haben und das Immunsystem sich daher nicht per Impfung gegen die Prionen mobilisieren lässt.

Um dieses Problem zu umgehen, züchteten die Forscher Mäuse, denen das Gen für normale Prion-Proteine im Körper fehlte. Die genetisch veränderten Mäuse erhielten zudem ein Gen für einen Abwehrstoff (Immunglobulin) gegen krankhaft veränderte Prionen. Daraufhin reagierten die Abwehrzellen (B-Zellen) der Mäuse auf die Prionen und setzen eine starke Abwehrreaktion in Gang.
Bekämpfung möglich, aber noch nicht praktikabel
Die Abwehrreaktion hielt auch an, nachdem die Mäuse das Gen für gesunde Prionen wieder eingesetzt bekamen.

Heppner und die übrigen Wissenschafter schließen aus diesem Experiment, dass die Bekämpfung von Prionenkrankheiten über das Immunsystem möglich ist, eine praktikablere Vorbeugung aber noch gefunden werden muss.
Prognosen sind schwierig
Auf Grund der vielen Unbekannten dieser Krankheit, die unbekannte Inkubationszeit, genetische Faktoren, die eine unterschiedliche Anfälligkeit ausmachen könnten usw., ist auch eine genaue Prognose über den tatsächlichen Anstieg der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit in Großbritannien äußerst schwierig, sagt Professor James Ironside von der vCJD Surveillance Unit an der Universität Edinburgh.
Größeres Risiko im Norden Englands?
Es scheint aber so zu sein, dass Menschen, die im Norden Englands und in Schottland leben, ein doppelt so hohes Risiko haben an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit zu erkranken, als die Menschen im Süden des Landes.

Eine Erklärung für dieses Phänomen gibt es eigentlich nicht. ''Möglicherweise hatten die Menschen im Norden mehr Kontakt mit den Erregern der Krankheit, da sie mehr Speisen und Burger konsumiert haben die aus Separatorenfleisch bestehen'', meint Ironside.
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Separatorenfleisch
Unter Separatorenfleisch versteht man Fleisch, das ohne jeglichen Zusatz maschinell von den Knochen abgelöst wird. Aufgrund der Herstellungsmethode lässt sich eine Verunreinigung von Separatorenfleisch mit Risikomaterial nicht ausschließen. Es gilt daher als bedenklich.
->   Mehr Information über BSE
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BSE-Freies Österreich
Österreich ist im Gegensatz zu vielen anderen Ländern Europas bisher von BSE, dem mutmaßlichen Verursacher von vCJK, verschont geblieben. Mittlerweile wurden über 100.000 Rinder auf BSE untersucht, alle Befunde waren negativ.

(APA/dpa/red)
Der Artikel in dem Online-Magazin 'Scienceexpress': Prevention of Scrapie Pathogenesis by Transgenic Expression of Anti-Prion Protein Antibodies (kostenpflichtig)
->   Protection from Prions
 
 
 
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01.01.2010