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Arthrose-Therapie durch körpereigene Substanz  
  Arthrose kann als sehr schmerzhafte Erkrankung zu Invalidität der Betroffenen führen. Die bisherigen Behandlungsmöglichkeiten waren nicht allzu groß. Jetzt hat der Wiener Unfallchirurg Reinhard Weinstabl die erfolgreiche "Orthokin"-Therapie nach Österreich importiert.  
"Auf dem Gebiet der biochemischen Forschung rund um Rheuma und ähnliche Erkrankungen gibt es fast täglich neue Publikationen. Ich bin kein Rheumatologe, ich bin ein Gelenks-Chirurg, der bei seinen Patienten versucht, Operationen - wenn es nur irgendwie geht - zu vermeiden", erklärte Weinstabl gegenüber der APA.
Implantierung als letzter Ausweg
Schmerzmittel, knorpelschützende Substanzen wie Chondroitin, Glukosamin sowie Injektionen von bestimmten schützenden Substanzen in das betroffene Gelenk sind die häufigsten Behandlungsschemen Therapien bei Arthrosen.

Im schlimmsten Fall ist aber die Implantierung eines Kunstgelenks der sprichwörtlich letzte Ausweg.
Entscheidende Arbeiten in Düsseldorf
Der Wiener Unfallchirurg stieß bei der Suche nach neuen Behandlungsmöglichkeiten allerdings auf eine mögliche Neuerung: "Die entscheidenden wissenschaftlichen Arbeiten mit 'Orthokin' hat Peter Wehling in Düsseldorf gemacht."

Das Prinzip: Laut Wehling steckt hinter den Arthroseschmerzen auch eine chronische Entzündung. Weinstabl: "Dabei wird in dem betroffenen Gelenk das stark entzündungsfördernde Interleukin-1 freigesetzt."

Doch laut den Erkenntnissen des deutschen Orthopäden produziert der Körper des Patienten mit einem Gegenspieler zu IL-1 auch ein eigenes Gegenmittel. Es handelt sich dabei um einen autologen (körpereigenen) Interleukin-1-Rezeptor-Antagonisten (IL-1Ra).
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Arthrose
ein über das durch die normale Alterung bedingte Maß hinausgehender Gelenkverschleiß. Meist durch übermäßige Belastung (z. B. Übergewicht), Fehlstellung der Gelenke (angeboren oder durch Verletzung) oder Knochenerkrankungen (z. B. Osteoporose) bedingt und mit knöcherner Deformierung der (primär nicht entzündeten) Gelenke einhergehend (Arthrosis deformans). Auch als Spätfolge der Arthritis (sekundäre Arthrose) und bei Überbeanspruchung mit Ergußbildung und (sekundärer) Entzündung einhergehend (aktivierte Arthrose).
->   Mehr zu Arthrose
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Dauerhafte Blockade der Entzündung
Im Rahmen der "Orthokin"-Therapie wird dem Patienten Blut abgenommen und in ein deutsches Speziallabor transportiert. Dort wird aus dem Blut das IL-1Ra geholt und konzentriert.

Weinstabl: "Dadurch erhöht sich die Konzentration auf das Sechshundertfache." Der Arthrose-Kranke erhält dann in wöchentlichem Abstand sechs solcher Injektionen. Der Chirurg: "Wenn das wirkt, wird die Entzündung dauerhaft blockiert, der Schmerz ist weg."
Erfolg bei 70 Patienten
Eine direkte Wirkung auf den geschädigten Gelenksknorpel, der hinter den jeweils vorliegenden Arthroseproblemen steckt, wird durch die "Orthokin"-Behandlung nicht verursacht.

Der Wiener Chirurg hat diese Behandlung bereits an rund 70 Patienten mit gutem Erfolg durchgeführt. Er stellt sie heute, Dienstag, bei Österreichischen Journalistenclub vor. Freilich, die Behandlung kostet derzeit rund 19.000 Schilling.
'Weder Nutzen noch Risiken bekannt'
Zwei Aspekte sind allerdings zu beachten: Das deutsche
Arzneimitteltelegramm schrieb auf Anfrage eines Internisten zu dem Thema unter anderem: "Weder Nutzen noch Risiken, pharmazeutische Qualität oder die Zusammensetzung der Eigenblut-'Rezeptur' ORTHOKIN sind bekannt.

Von der ungesicherten, mindestens 2.000 DM teuren
Methode raten wir ab." Kritisiert wird von dem - auch nicht immer unumstrittenen - Informationsdienst ein Fehlen von wissenschaftlichen Studien.

Bereits zur Zulassung für die Behandlung von Arthrosen in der EU angemeldet ist übrigens ein biotechnologisch erzeugten IL-1Ra-Präparat, das ohne die Verwendung von Eigenblut auskommt. Es soll in absehbarer Zeit auf dem Markt kommen.
 
 
 
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01.01.2010