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Enrico Fermi: Physikpionier wird 100  
  Eine Längeneinheit der Kernphysik, ein chemisches Element und eines der größten Wissenschaftszentren der Welt tragen seinen Namen: Enrico Fermi, der "Vater des Atomreaktors" - von vielen auch als "Vater der Atombombe" bezeichnet, wurde vor 100 Jahren in Rom geboren.  
Zusammen mit den großen Atomwissenschaftern des 20. Jahrhunderts von Alberst Einstein über Nils Bohr und Otto Hahn bis Robert Oppenheimer gehörte Fermi zu den Pionieren der modernen Physik und den Wegbereitern der Atomenergie-Nutzung.
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Enrico Fermi
Biografische Daten
Vor 100 Jahren, am 29. September 1901, wurde Fermi in Rom geboren. Er studierte in Italien und Deutschland. 1927 wurde er zum Professor für theoretische Physik an die Universtität Rom berufen, 1928 heiratete er die jüdische Schriftstellerin und Naturwissenschaftlerin Laura Capon. Mit ihr floh er 1938 vor dem faschistischen Regime Mussolinis aus Italien in die USA, wo er zunächst an der Columbia University in New York(1939) und später an der University of Chicago (1942) unterrichtete. Der weltberühmte Physiker starb am 28. November 1954 in Chicago.
->   Biografie von Fermi
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Schon zu Lebzeiten Legende
Fermis physikalische Intuition und Improvisationsgeschick waren schon zu seinen Lebzeiten Legende.

Zu Gute kam ihm bei seinen Forschungen eine große Experimentierfreude, die ihn von vielen Wissenschaftern seiner Zeit abhob, die vor allem theoretisch über das Wesen und Wirken der kleinsten Bausteine der Materie sinnierten.
Erste künstliche Erzeugung von Radioaktivität
Die Folgen dieser Experimentierfreude ließen sich allerdings zunächst nicht abschätzen: Unter anderem gelang ihm nämlich 1934 als Erstem zusammen mit einer jungen Forschergruppe der Universität Rom die künstliche Erzeugung von Radioaktivität durch Neutronen-Beschuss von Atomen.
Eine folgenschwere Entdeckung
Welch folgenschwere Entdeckung Fermi bei seinen Atom Experimenten 1934 gemacht hatte, wurde allerdings erst vier Jahre später deutlich, als die deutschen Chemiker Otto Hahn und Fritz Strassmann Fermis Versuche wiederholten und korrekt als Kernspaltung deuteten.

Dass sich dabei ungeheure Energien entfalten, wurde bald erkannt. Der Weg zur Nutzung der - damals wenig umstrittenen - Kernenergie war frei.
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Nobelpreis für Entdeckung
Für die Entdeckung der künstlich erzeugten Radioaktivität durch Neutronen-Beschuss erhielt Fermi schließlich 1938 den Nobelpreis.
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"Fermi-Statistik" entwickelt
Schon als junger römischer Uni-Professor hatte sich der Forscher durch die von ihm entwickelte "Fermi-Statistik" den Ruf eines Physik-"Papsts" erarbeitet.

Diese so genannte Quantenstatistik, die das Verhalten eines Systems vieler winziger Materieteilchen wie etwa Elektronen oder anderer Atombausteine beschreibt, muss heute jeder Physikstudent lernen.

Neben vielen anderen Ehrungen bezeichnet die - inoffizielle - physikalische Maßeinheit "Fermi" heute einen Millionenmilliardstel Meter - die Größenordnung des Atomkerndurchmessers.
Der Zweite Weltkrieg: Flucht in USA
Der in seinen Folgen dramatischere Abschnitt im Leben des Forschers begann zu Beginn des Zweiten Weltkriegs.

Um sich der faschistischen Willkür in Italien zu entziehen, floh Fermi auf einem Unterseeboot der Alliierten mit Frau und zwei Kindern in die USA.
Mitarbeit an der Atombombe
In Chikago baute Fermi den ersten Atomreaktor der Welt, in dem er 1942 im Rahmen des Manhattan-Projekts zur Herstellung der Atombombe die erste kontrollierte Kettenreaktion zündete.
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Das Manhattan-Projekt
Am 2. August 1939 schrieb Albert Einstein einen Brief an den damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Franklin D. Roosevelt. Darin machten Einstein selbst und führende andere Wissenschaftler der damaligen Zeit Roosevelt darauf aufmerksam, dass Hitler-Deutschland große Anstrengungen unternahm, reines Uran-235 herzustellen, das für den Bau einer Atombombe verwendet werden kann. Kurz darauf wurde von der amerikanischen Regierung das Manhattan-Projekt ins Leben gerufen, welches ebenfalls den Bau einer funktions- und einsatzfähigen Atombombe zum Ziel hatte.
->   Mehr zur Geschichte der Atombombe
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Beteiligung an ersten A-Bombenversuchen
Seit 1944 war er in Los Alamos in der Wüste von Neu-Mexico an den ersten Atombombenversuchen unter Leitung des US-Physikers Robert Oppenheimer beteiligt.
Friedliche Nutzung erst später
Die Erkenntnis, dass die bei der Produktion des Atombomben-Plutoniums in den Kernreaktoren freigesetzte Wärme auch zur so genannten friedlichen Energieerzeugung dienen kann, wurde erst später beim Bau von Kernkraftwerken genutzt.
Gegen Entwicklung der Wasserstoffbombe
Später - nach dem Einsatz der Atombombe über Hiroshima und Nagasaki - widersetzte sich Fermi der Entwicklung der im Vergleich zur A-Bombe weitaus zerstörerischen Wasserstoffbombe (H-Bombe).
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Hiroshima, Nagasaki und die H-Bombe
Die beiden Bomben, die im August 1945 in Hiroshima und Nagasaki innerhalb eines Augenblicks Zehntausende Menschen töteten, hießen bei den Amerikanern verniedlichend "Little Boy" (Uran-Bombe zur Zerstörung Hiroshimas; blau im Bild) und "Fat Man" (Plutonium-Bombe zur Zerstörung Nagasakis; gelb). Als die Sowjetunion schließlich 1949 "nachzog" und auf einem Testgelände in Sibirien die erste russische A-Bombe zündete, besannen sich die Amerikaner auf die Idee der Wasserstoffbombe: Am 1. November 1952 explodierte die erste H-Bombe, von den US-Militärs "Mike" genannt, mit der etwa 700- bis 1000-fachen Sprengkraft der Atombombe von Hiroshima auf dem Pazifik-Atoll Elugelab.
->   Zur Geschichte der Wasserstoffbombe
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Ehrung verbunden mit H-Bombe
Eine von Fermis größten Ehrungen ist dennoch mit der H-Bombe verbunden: Das 1952 aus den Rückständen eines Wasserstoffbombentests von amerikanischen Chemikern isolierte künstliche Element mit der Ordnungszahl 100 wurde dem Physikpionier zu Ehren "Fermium" getauft.
Friedliche Forschung im "Fermilab"
Heute wird unter Fermis Namen friedlich geforscht: Im so genannten "Fermilab" bei Chicago, einem der größten Forschungszentren der Erde, widmen sich rund 2.200 Wissenschaftler der Welt der kleinsten Teilchen der Physik.

(Dirk Hohnholz ¿ dpa /red)
->   Fermilab - Fermi National Accelerator Laboratory
 
 
 
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01.01.2010