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Stephen Koslow: Die Zukunft der Neuroinformatik  
  Neuroprothesen zur Verbesserung der Wahrnehmung und ins Gehirn implantierte Chips, die gegen Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson helfen - so sieht der US-Wissenschaftler Stephen Koslow die Zukunft der Neuroinformatik.  
Beim Wiener Weltkongress der Neuroinformatiker, der am Wochenende zu Ende ging, fasste der amerikanische Hirnforscher die Errungenschaften in der "Dekade des Gehirns" zusammen und gab einen Ausblick auf die Zukunft der Neuroinformatik.
Plastische Knetmasse
1990 erklärte der damalige amerikanische Präsident, George Bush sen., die 90er Jahre zum Jahrzehnt des Gehirns. Stephen Koslow, Direktor des Büros für Neuroinformatik des "National Institute of Mental Health" (NIMH) organisierte die Gehirn-Dekade.

Zwei wesentliche Erkenntnisse über das menschliche Gehirn hat dieses Jahrzehnt nach Ansicht von Koslow hervorgebracht. Die Neurowissenschaft habe die "Plastizität unseres Denkorgans entdeckt".

Neuronennetze können sich neu verdrahten, und der Kortex hat die bemerkenswerte Fähigkeit, sich neuen Anforderungen anzupassen. Fällt ein Hirnareal aus, kann ein anderes dessen Funktionen teilweise übernehmen.
->   Weltkongress der Neuroinformatik
Gehirn bildet neue Nervenzellen
Zweitens habe man im "Jahrzehnt des Gehirns erkannt, dass auch das alternde Gehirn neue Nervenzellen bilden kann.

Der Wachstumsprozess von Neuronenverbänden würde nicht, wie vorher angenommen, in einem gewissen Alter gestoppt, erklärte Stephen Koslow.
Symbiose von Hirnforschung und Informatik
In der aktuellen Neuroinformatik gehe es nun darum, das riesige, neu gewonnene Datenmaterial den Hirnforschern auf der ganzen Welt zugänglich zu machen. Eine "noch genauere Analyse und Modellierung des menschlichen Gehirns" sei nur durch den Einsatz moderner Informationstechnologie möglich, erklärte Koslow.
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Kooperation von Hirnforschung und Informatik
So müssten intelligente Suchmaschinen entwickelt werden, die im Internet automatisch wissenschaftlich-medizinische Datenbanken durchforsten. Anders sei es heute keinem Hirnforscher möglich, alle relevanten Informationen zu einem neurowissenschaftlichen Thema zu erhalten. Hirnforschung und Informatik sollten zukünftig stärker zusammenarbeiten, forderte Stephen Koslow.
->   National Institute of Mental Health: Büro für Neuroinformatik
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Neuroprothesen und ...
Ein weiteres Ziel für die Zukunft sei die Verbesserung von Neuroprothesen. Die Entwicklung von optimierten Cochlea- und Retina-Implantaten sei eine große Hoffnung für taube und blinde Menschen.

Auch die Verpflanzung von Mikro-Chips in das menschliche Gehirn kann sich der amerikanische Hirnforscher für die Zukunft vorstellen. "Diese Chips werden chemische und elektrische Signale in unserem Gehirn verarbeiten und auf sie reagieren. Diese Entwicklung ist absehbar", prophezeit der amerikanische Hirnforscher.
... Mikrochips für das Gehirn
Koslow hält einen "Seh-Chip" oder einen "Geruchs-Chip" für durchaus denkbar. Ob ein solcher Chip auch das Gedächtnis des Gehirns unterstützen kann oder dem Menschen gewisse Formen des Lernens ersparen wird, ist nach Ansicht von Stephen Koslow heute noch fraglich.

Ethisch vertretbar seien jedenfalls Chip-Implantate zur Bekämpfung von Alzheimer, Parkinson oder Epilepsie sowie zur Behandlung von Schlaganfall-Patienten.

Ein Beitrag von Armin Stadler für die Ö1-Dimensionen vom 1. Oktober
->   Österreich 1
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01.01.2010