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Die Selbstreinigungskraft von Süßwasser  
  In Zeiten von Ozonloch und Klimakonferenzen taucht auch immer wieder die Frage nach den selbstreinigenden Fähigkeiten der Natur auf. Nun haben Wissenschaftler entdeckt, dass große Süßwasser-Ökosysteme wie die Großen Seen zwischen USA und Kanada eine wesentlich größere Fähigkeit zur Selbstreinigung besitzen als bislang angenommen.  
Nun wollen sie mit neuen Studien in der Arktis ihre Ergebnisse erhärten. Das Phänomen, dass sich große Süßwasser-Ökosysteme aktiv einmal aufgenommener Schadstoffe entledigen, wurde vom kanadisch-amerikanischen "Integrated Atmospheric Deposition Network" (IADN) entdeckt, wie Science Reuters berichtet.
Untersuchung seit 1992
Laut Forschern der IADN zeigen seit 1992 durchgeführte Tests, dass signifikante Mengen an Schadstoffen wie 'Polychlorierte Biphenyle' (PCB) und verschiedene Pestizide von den fünf Großen Seen - Erie, Superior, Ontario, Michigan und Huron - aktiv wieder in die Atmosphäre abgegeben wurden.

Die miteinander verbundenen Seen weisen insgesamt eine Wasseroberfläche von über 240.000 Quadratkilometer auf und beherbergen circa 20 Prozent des weltweiten Süßwassers.
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Die Großen Seen
...die fünf großen, miteinander in Verbindung stehenden nordamerikanischen Seen an der Grenze zwischen den USA und Kanada: Oberer See, Michigansee, Huronsee, Eriesee und Ontariosee, insgesamt 245.212 Quadratkilometer; die größte und wirtschaftlich wichtigste Süßwasserfläche der Erde; durch den St.-Lorenz-Strom zum Nordatlantik entwässert. Der rund 100-m-Höhenunterschied zwischen Erie- und Ontariosee wird durch den Wellandkanal überwunden. Der Anteil der Niagarafälle am Höhenunterschied beträgt rund 50 m. Der Verkehr ist durch 4 - bis 5-monatige Eisbedeckung und Stürme behindert.
->   Great Lakes Water Institute
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Schädliches ausgeatmet
Keith Puckett, Mitarbeiter der IADN, vergleicht den Reinigungsprozess der Großen Seen mit großen Lungen, die sich nach Jahrzehnten der Belastung von Schadstoffen durch 'Ausatmen' wieder befreien.

Da die Schadstoffkonzentrationen vieler umweltbelastender Substanzen wie der 'Polychlorierten Biphenyle' in der Atmosphäre teilweise stark gesunken sind, begannen die Seen laut Keith Puckett die einst aufgenommen Schadstoffe wieder an die Atmosphäre abzugeben.

"Seit der Regulation der Verwendung bestimmter Chemikalien durch die USA und Kanada, sank die atmosphärische Konzentration dieser Substanzen und die Seen begannen ihren Weg der Selbstreinigung - doppelt so schnell wie sie die Chemikalien aus der Atmosphäre aufnahmen", erklärte Puckett gegenüber der Agentur Reuters.
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Polychlorierte Biphenyle (PCB)
Polychlorierte Biphenyle gehören zur Gruppe der chlorierten Kohlenwasserstoffe. PCB leiten sich vom Biphenyl ab, indem Wasserstoffatome durch Chlor ersetzt werden. PCB zählen zu den stabilsten organischen Verbindungen. Mitte der 60er Jahre wurde ihre starke Giftigkeit und ökologische Problematik entdeckt. Wegen ihrer Beständigkeit wurden PCB überall auf der Welt in Fischen, Vögeln, Eiern, Margarine, Muttermilch und vielen anderen Produkten gefunden. PCB reichern sich über die Nahrungskette an und können bei Aufnahme größerer Mengen zu Leber-, Milz- und Nierenschäden führen. z.T. ist die Giftwirkung der PCB auch auf Verunreinigungen mit Dioxinen und Furanen zurückzuführen.
->   Mehr zu Polychlorierten Biphenylen
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Signifikante Ergebnisse
Die Analysen der IADN zeigen, dass allein der Ontario-See, der kleinste der fünf Großen Seen zwischen 1992 und 1996 zwei Tonnen Polychlorierter Biphenyle sowie signifikante Mengen von Pestiziden an die Atmosphäre abgab.

Von den IADN-Stationen aus, die rund um die fünf Seen positioniert sind, verfolgen die Wissenschaftler mittels diverser Satelliten die Spuren von 20 atmosphärischen Schadstoffen.
Mehr Beachtung auch für Nichtauto-Abgase
Laut den Wissenschaftlern der IADN sollte hinkünftig auch den Schadstoffen aus Kraftwerken, Industrieanlagen und auch zahllosen Feuerstellen vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Denn jeder dieser Schadstoffe trägt seinen Teil an winzigen Partikeln und Ascheteilchen bei, die über die Atmosphäre in große Süßwasserökosysteme gelangen.
Arktische Untersuchungen
Jetzt will Puckett und sein Team die gleichen Tests in der Arktis durchführen. Das Interesse der Forscher gilt hier in erster Linie den auf mehreren Inseln lebenden Tieren, von denen bekannt ist, dass sie hohe Konzentrationen an Pestiziden aufweisen.
->   Integrated Atmospheric Deposition Network(IADN)
 
 
 
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01.01.2010