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Diabetes: Insulin-Umstellung mit Jahreswechsel  
  Mit 1. Jänner 2002 wird in Österreich und in Deutschland die Konzentration des Insulins in den erhältlichen Präparaten umgestellt. Ein Milliliter Lösung enthält dann 100 Einheiten (100U) des Stoffwechselhormons statt bisher 40 Einheiten. Bei Verwechslungen kann es zu lebensbedrohenden Folgen kommen.  
Schwere gesundheitliche Komplikationen bis lebensgefährliche Zwischenfälle können durch eine Verwechslung der Insulinpäparate entstehen. Daher wird die Umstellung auf die neuen Einheiten durch eine Informationskampagne begleitet werden.

Die wichtigste Empfehlung des Präsidenten der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft, Univ.-Prof. Dr. Guntram Schernthaner, für die Patienten lautet: "Ein U100-Insulin darf nur mit der passenden U100-Spritze verwendet werden." Ein "Mischen" ist sehr gefährlich.
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Diabetes
Der Diabetes mellitus (griechisch: "honigsüßer Durchfluß") ist eine Stoffwechselstörung, bei der entweder kein eigenes Insulin mehr gebildet wird (Typ-I-Diabetes), oder das an sich genügend vorhandene Insulin nicht ausreichend freigesetzt werden kann (Typ-II-Diabetes). Das Hormon Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) von den sog. Langerhans'schen Inselzellen (oder Betazellen) gebildet. Insulin spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel des Menschen. Es bewirkt hauptsächlich, dass die Gewebe Zucker (Glucose) aufnehmen und verbrennen können. Daneben wirkt es aber auch auf den Fett- und Eiweißhaushalt des Körpers.
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Injektionsspritzen auf Insulinkonzentration abgestimmt
Injektionsspritzen, die mit ihrer Skala auf die Konzentration U40 abgestimmt sind, dürfen nur für das "alte" Insulin verwendet werden. Umgekehrt darf U100-Insulin ausschließlich mit Spritzen für diese Konzentration angewendet werden.

Bei Nichtbeachtung oder Verwechslung kann es zu lebensgefährlicher Unterzuckerung (Hypoinsulinämie) bzw. zu einer mangelhaften Kontrolle des Blutzuckerspiegels (Hyperinsulinämie) kommen.
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Internationale Vereinheitlichung der Insulinpräparate
Bereits 1989 wurde unter Führung der Internationalen Diabetes-Föderation (IDF) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine international einheitliche Konzentration von Insulin in den entsprechenden Präparaten empfohlen. Deutschland und Österreich sind nun die letzten europäischen Länder, die von der Konzentration U40 (40 Einheiten pro Milliliter Lösung) auf U100 (100 Einheiten pro Milliliter) umstellen.
->   Internationale Diabetes-Föderation (IDF)
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Verwechslung kann zur zweieinhalbfachen Dosis führen
"Wird trotzdem ein U100 Insulin mit einer U40-Insulinspritze injiziert, und die auf der Spritze befindliche Dosierungsskala verwendet, so erhält der Patient irrtümlich die 2,5-fache Menge an Insulin, was zu fatalen Folgen führen kann", schreibt Schernthaner in einem Informationsblatt des Staatssekretariats für Gesundheit im Sozialministerium. Hier kann es zur Unterzuckerung kommen.

Wenn der Blutzucker zu niedrig ist, so spüren das die Betroffenen meist durch folgende Symptome: plötzlich auftretender kalter Schweiß, plötzliches Schwächegefühl, Herzklopfen, Zittern, innere Unruhe, Heißhunger ("Loch im Magen") und erhöhte Reizbarkeit.

Bei den ersten Anzeichen einer beginnenden Unterzuckerung muss der Betroffen sofort Traubenzucker, Würfelzucker oder gesüßte Fruchtsäfte als Notfallmaßnahme zu sich nehmen.
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Typ-I-Diabetes
Die Erkrankung tritt häufig zwischen dem 15. und 20. Lebensjahr auf. In Österreich leiden etwa 50.000 Patienten daran. Ursache ist ein Insulinmangel, der durch die Zerstörung der so genannten ß-Inselzellen entsteht. Die genauen Ursachen und Mechanismen für die Entstehung eines Typ-I-Diabetes sind noch nicht vollständig geklärt. Es handelt sich um einen so genannten Autoimmun-Prozess, d.h. der Körper richtet seine eigenen Abwehrmechanismen gegen die Zellen der Bauchspeicheldrüse. Sind etwa 80 Prozent der insulinbildenden Zellen zerstört, kommt es zum Auftreten der typischen Krankheitssymptome:
- Quälender Durst
- Häufiges Wasserlassen
- Gewichtsverlust
- Müdigkeit
Die Erkrankten müssen Insulin ersetzen, um überleben zu können. Die Behandlung muss lebenslang erfolgen.
->   Mehr Information über Typ-I-Diabetes
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Auch zu wenig Insulin kann fatale Folgen haben
"Auch im Falle einer Injektion eines U40-Insulins mit einer auf U100-Insulin bezogenen Insulinspritze kann eine Gefahr für den Patienten nicht ausgeschlossen werden, da in diesem Fall eine irrtümliche Insulin-Unterdosierung erfolgt, die mit starkem Blutzuckeranstieg verbunden sein kann, meint Schernthaner.
Insulin Pens und Spritzen
Prinzipiell liegt Insulin in Konzentrationen von 40 E (U40) und 100 E (U100) pro ml Lösung vor und kann sowohl mit Insulin Pens (mit vorgefertigten Insulinampullen) als auch mit Spritzen, wobei das Insulin aus Durchstichflaschen aufgezogen wird, verabreicht werden. In den letzten Jahren haben die besser praktikablen Insulinpens die Insulinspritzen zunehmend verdrängt, wobei in den Insulinpens grundsätzlich U100 (100 E Insulin pro ml) verwendet wird.

Bei Durchstichflaschen zum Aufziehen in der Spritze sind in Österreich nach wie vor sowohl U40 als auch U100 Insuline in Verwendung, wobei der Markanteil von U40 Insulinen zur Zeit circa noch 20 Prozent beträgt (entspricht circa 12.500 Patienten).
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Typ-II-Diabetes
Diese Form der Krankheit kommt wesentlich häufiger vor. An ihr leiden in Österreich ca. 400.000 Menschen. Etwa noch einmal soviel - so neueste Schätzungen - sind zuckerkrank, ohne es zu wissen. Die Ursache des Typ-II-Diabetes liegt in einer angeborenen oder erworbenen Insulinunempfindlichkeit (Insulinresistenz). Überernährung und Fettsucht verstärken die angeborene Insulinunempfindlichkeit. Dies führt zu einer verstärkten Produktion von Insulin. Diese erzwungene Mehrarbeit hat eine Erschöpfung der Betazellen zur Folge. Außerdem kommt es durch den überhöhten Insulinspiegel im Blut zu einer Abnahme der Insulinrezeptoren an der Körperzelle. Der Stoffwechsel kann dadurch nicht mehr ordnungsgemäß erfolgen. Der Typ-II-Diabetes verläuft weniger heftig als Typ I. Er kann am Anfang oft völlig beschwerdefrei verlaufen und wird oft nur zufällig vom Arzt diagnostiziert.
->   Mehr Information über Typ-II-Diabetes
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Mehrzahl der Diabetiker benötigt Insulin
In Österreich gibt es rund 600.000 Diabetiker. Zehn bis 15 Prozent davon sind "juvenile Diabetiker" (Typ-I-Diabetiker) und täglich auf Insulininjektionen angewiesen. Doch auch manche "Altersdiabetiker" (Typ-II) benötigen Insulin.
->   Österreichische Diabetes-Gesellschaft
->   Diabetes Austria
 
 
 
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01.01.2010