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Magnetfeldtherapie: Möglichkeiten und Grenzen  
  Gegen rheumatische Erkrankungen, Osteoporose, Stress, Migräne und bei 100 weiteren Beschwerdebildern soll sie helfen: die Magnetfeldtherapie. So jedenfalls werben Produktfirmen für Magnetfeld-Geräte. Wirkung und Wirkungsweise der Therapie sind allerdings umstritten.  
Geschichtliche Hinweise auf die Anwendung der Magnettherapie sind schon im antiken Griechenland zu finden, und auch Paracelsus soll mit eisenhältigen Steinen geheilt haben. Trotz dieser langen Tradition liegt die Wirkungsweise dieser Therapie bis heute im Dunklen.

"Prinzipiell sind die Magnetfelder jedoch ein nebenwirkungsfreies Verfahren", so Univ.Prof. Quittan, von der Uni-Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation. Auch der bekannte Placebo-Effekt sei nicht zu unterschätzen. Man geht davon aus, dass er bei rund 30 Prozent der Anwender zu einer Verbesserung des Gesundheitszustandes führt.
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Die Theorie hinter der Therapie
Der überwiegende Teil der Informationsverarbeitung im menschlichen Organismus geschieht durch Weiterleitung elektrischer Signale. Die über 80 Billionen Körperzellen sind elektromagnetische Ladungs- und Informationsträger. Daher haben wesentliche Funktionen des Körpers also mit der jeweiligen elektrischen Ladung der Zellen zu tun. Zwischen Magnetfeldern und der Bioelektrizität im Organismus kommt es zu Wechselbeziehungen. Dabei folgen bioelektrische Ladungen dem Einfluss der Magnetfelder. Hierdurch wird die Beweglichkeit von Elektronen und Ionen im Körper therapeutisch begünstigt, d.h. zum Fließen gebracht und so heilenden Effekte erzielt.
->   Die Magnetfeldtherapie
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Einsatzgebiete der Magnetfeldtherapie
In der modernen Medizin wird die Magnetfeldtherapie derzeit meist als komplementäre Maßnahme bei Gelenksabnützungen, Hüftkopfnekrosen, Lockerungen von Implantaten und Arthrosen eingesetzt. Weiters konnten gute Resultate in der Schmerzbehandlung erzielt werden.

Wissenschaftliche Nachweise liegen jedoch noch nicht vor, so Quittan. Vielversprechend und am besten erwiesen ist derzeit die Wirkung bei der Therapie von Knochenbrüchen.
Das "richtige" Gerät: eine Glaubensfrage
Über die benötigte Stärke der äußeren magnetischen Felder gibt es zwei Theorien. Die eine geht davon aus, dass das Magnetfeld auf Grund seiner Feldstärke, seiner Frequenz und der Impulsart wirkt. Das Magnetfeld ist in diesem Fall eindeutig stärker als das Erdmagnetfeld. Welcher Frequenzbereich je nach Erkrankung der wirksamste ist, konnte noch nicht nachgewiesen werden.

Die andere Theorie geht davon aus, dass schon sehr schwache Magnetfelder ausreichen, um so genannte Auslöschungsfelder in den Zellen zu erzeugen, die dann zur Heilung beitragen. Dieses Modell bewegt sich aber außerhalb der messbaren Bereiche und konnte bisher nicht nachgewiesen werden.
Bewiesener Effekte: Beschleunigte Heilung der Knochen
Fachleute gehen davon aus, dass sich bestimmte Kristalle, setzt man sie einem speziellen Druck aus, an ihrer Oberfläche aufladen. Die Erkenntnis der Chirurgen, dass durch die Belastung frischer Bruchstellen bei Knochenbrüchen an der Kontaktstelle Strom entsteht, der den Bruch schneller heilen lässt, beruht auf dem gleichen Prinzip.

Auch Magnetfelder können Druck ausüben. Die Beschleunigung der Heilung gebrochener Glieder mit Hilfe elektromagnetischer Felder gilt als bewiesener Effekt der Magnetfeldtherapie. Allerdings nur aus der Erfahrung und Beobachtung, denn wie die Magnetfeldtherapie diesen Behandlungserfolg erzielt, ist unbekannt.
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Funktion der Knochenzellen
Die Knochenzellen werden nach ihrer Funktion unterschieden. Die knochenbildenen Zellen, die Osteoblasten scheiden die Knochengrundsubstanz so lange ab, bis sie vollständig von ihr eingeschlossen sind. Fortlaufend wird so neues Knochengewebe produziert. Damit die Knochen aber nicht ständig weiterwachsen, verfügt der Knochen über weitere Zellen, die sog. Osteoklasten, die das Knochengewebe wieder abbauen. Auf diese Weise wird der Knochen ständig aufgebaut, umgebaut und abgebaut und behält die für ihn typische Form und Funktion.
->   Stoffwechsel der Knochen
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Das Geschäft mit der Magnetfeldtherapie
"Finger weg von Magnetfeld-Geräten oder -Matten, die bei Werbefahrten, im Direktvertrieb oder auf Gesundheitsmessen angeboten werden", warnt Fr. Mag. Lehner von der AK Wien.

"Diese Vertriebskanäle liegen fernab jeglicher Kontrolle¿, sagt die Konsumentschützerin. Diese Produkte unterliegen zwar technischen Sicherheitsvorschriften, müssen aber keinerlei Mindestanforderungen in ihrer Wirkungsweise nachweisen.
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Mehr zum Thema "Magnetfeldtherapie" können Sie in der Sendung "Der Radiodoktor" am Montag, 8. Oktober, um 14.05 Uhr in Ö 1 erfahren.
->   Österreich 1
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->   Konsumentschutz der Arbeiterkammer
 
 
 
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01.01.2010