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Zahnhygiene: Vorsorge in Österreich vernachlässigt  
  Zahnbehandlungen kosten Österreichs Bevölkerung und Krankenkassen jährlich große Summen, doch die zahnhygienische Vorsorge wie zum Beispiel eine Zahnfleischbehandlung kommt nach Ansicht von Experten zu kurz.  
Ein Grund: die Leistungen sind meist privat zu begleichen und werden seltener in Anspruch genommen. Zeit für ein Umdenken in punkto Finanzierung meinen daher die Mediziner.
Karies verursacht großen Teil der Kosten
"Die österreichische Bevölkerung und die Krankenkassen geben jährlich große Summen für Zahnbehandlung und Zahnersatz aus. Erkrankungen des Zahnhalteapparates und Karies verursachen einen hohen Teil dieser Kosten", erklärt Michael Matejka, Leiter der Abteilung für Parodontologie und Prophylaxe der Wiener Universitätszahnklinik anlässlich der offiziellen Eröffnung der Abteilung.
Umdenken bei der Finanzierung
Doch gerade diese Erkrankungen können seiner Ansicht nach durch Vorsorge praktisch vermieden werden. In punkto Finanzierung der zahnmedizinischen Betreuung sei ein Umdenken das Gebot der Stunde, so Matejka in einer Aussendung am Freitag.
Viele Leistungen sind "privat" ...
Der Hintergrund: Bisher seien Leistungen wie Zahnfleischbehandlung oder Zahntaschenreinigung von den Patienten privat zu begleichen und würden daher wesentlich seltener in Anspruch genommen als erforderlich.
... und werden zu wenig in Anspruch genommen
Nur ein Drittel der Patienten, die Vorsorge für wichtig halten, nehmen entsprechende Behandlungen in Anspruch, wie aktuelle Studien der Wiener Zahnklinik zeigten.
Vorsorgeprogramme für alle verfügbar?
"In Österreich sind zwar zahlreiche Vorsorgeprogramme vorhanden, eine maximale Versorgung lässt sich aber nur erreichen, wenn eine Maßnahme für alle Personen gleichermaßen verfügbar und zugänglich ist", meint Georg Watzek, Vorstand der Wiener Universitätszahnklinik.

So gebe es etwa bundesweite Aktionen in Form von Gruppenvorsorge, die bei Kindern und Jugendlichen das nötige Problembewusstsein für die Zahngesundheit förderten.
Österreich als Schlusslicht im EU-Vergleich
"Dennoch herrschen in der Gruppenvorsorge und insbesondere in der Individualvorsorge große Defizite. In punkto Vorsorge gilt Österreich im europäischen Vergleich als ein Schlusslicht", so Matejka. Den niedrigsten Kariesindex wiesen Holland und die Schweiz auf, Deutschland liege im Mittelfeld.
...
Ein Ziel: Flächendeckende Ausweitung der Kariesvorsorgeprogramme
Obwohl in Österreich alle Bundesländer ihre zahngesundheitlichen Aktivitäten auf Kindergartenkinder und Volksschüler ausgerichtet haben, kann nur in Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Klagenfurt von einer flächendeckenden Betreuung der unter Zehnjährigen gesprochen werden. "Das Ziel muss daher eine flächendeckende Ausweitung der Kariesvorsorgeprogramme sein. Darüber hinaus muss die Individualvorsorge verstärkt für Alle zugänglich gemacht werden", betonte Matejka.
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Prophylaxe - einfacher und billiger
Prophylaxe sei wichtiger, einfacher und billiger als aufwendige Therapie, betonte Watzek. Er untermauert dies mit klaren Zahlen: Würden heute noch so viele Zahnextraktionen vorgenommen werden wie vor 25 Jahren, hätte die Gebietskrankenkasse 1998 beispielsweise 2,83 Mrd. Schilling dafür ausgeben müssen.

Dank dem Vorsorge- und Pflegebewusstsein der Österreicher seien tatsächliche Kosten in der Höhe von 1,42 Mrd. Schilling angefallen. Das entspreche einer Kostenreduktion im Vergleich zur Ausgangssituation von 49,8 Prozent.
->   Universitätszahnklinik Wien
->   Abteilung für Parodontologie und Prophylaxe
 
 
 
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01.01.2010