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Viele Mittel gegen Husten sind nicht zu empfehlen  
  Viele Mittel gegen Husten sind von Experten nicht zu empfehlen. Das berichtet das Frankfurter Verbrauchermagazin "Öko-Test" in seiner aktuellen Ausgabe nach der Untersuchung von 50 rezeptfreien Präparaten. Allein zehn Mittel enthielten demnach veraltete oder nicht wirksame Substanzen.  
Bei weiteren Produkten hätten die Hersteller zum Teil gefährliche Wirkstoffgemische eingesetzt. So könne durch einen Mix aus schleimlösenden und hustenreizdämpfenden Stoffen der gelöste Schleim nicht abgehustet werden, was zu Entzündungen der Atemwege führen könne.
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"Öko-Test"
Die Zeitschrift "Öko-Test" ist ein Verbrauchermagazin, ähnlich aufgebaut wie der "Konsument" in Österreich. Untersucht werden Gebrauchsgegenstände, Medikamente, Kosmetika, etc. Im aktuellen Novemberheft nahm sich die Redaktion neben den Hustenmitteln zum Beispiel auch verschiedene Marken von Lipgloss sowie schwarzen Tee vor.
->   Öko-Test
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Gesundheitlich bedenkliche Stoffe entdeckt
Außerdem wurden in einigen Mitteln laut "Öko-Test" gesundheitlich bedenkliche Hilfsstoffe gefunden, darunter so genannte Phthalate. Diese Stoffe stehen demnach im Verdacht, Leber, Nieren und die Fortpflanzungsorgane zu schädigen.

Trotzdem muss man nicht auf medikamentöse Hilfe verzichten, wenn einen der Husten plagt. Denn von "Öko-Test" werden immerhin 34 der untersuchten Mittel empfohlen, sie erhielten das Testurteil "Gut" oder "Sehr gut".
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Husten
Husten ist die normale Antwort auf Reizungen unserer Atemwege z. B. durch Krankheitserreger bei akuter Bronchitis oder durch eine erhöhte Schadstoffbelastung der Atemwege (Rauchen). Der Reflex übernimmt eine wichtige Reinigungsfunktion, indem er Schleim, Schadstoffe und Fremdkörper aus den Atemwegen befördert.

Wird Husten allerdings chronisch und dauert länger als drei bis vier Wochen, dann kann er Symptom für ein gewichtigeres medizinisches Problem sein (z.B. chronische Bronchitis). Meist beginnt die Erkrankung mit einem trockenen Reizhusten, später entzünden sich die Schleimhäute der Bronchien und zäher Schleim entsteht, der abgehustet wird. Medikamente sind deswegen in der Regel unterteilt in Hustenreizdämpfer und Schleimlöser.
->   Mehr zu Husten
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50 Hustenmittel unter der Lupe
Insgesamt sahen sich die "Öko-Tester" 50 Hustenmittel verschiedener Hersteller in Form von Saft, Tropfen, Kapseln, Pastillen, Tabletten und Brausetabletten genau an.

Die Medikamente, allesamt rezeptfrei in der Apotheke zu erhalten, wurden von einem Arzneimittel-Experten der Universität Bremen untersucht sowie an ein Labor geschickt, wo Chemiker nach gesundsschädlichen Inhaltsstoffen "fahndeten".

Die "Notenvergabe" für die einzelnen Hustenmittel erfolgte schließlich in vier verschiedenen Kategorien: 1. Pharmakologie, 2. Hilfsstoffe, 3. Verpackung und 4. Preis-Leistungs-Verhältnis. Angegeben wird auch die Herkunft der Wirkstoffe (chemisch oder pflanzlich) bzw. ob Alkohol oder künstliche Süßstoffe enthalten sind.
->   Liste aller untersuchten Hustenmittel und deren Hersteller
Nicht wirksame Inhaltsstoffe gefunden
Und die Experten wurden tatsächlich fündig: Zehn der untersuchten Mittel enthielten zumindest teilweise Wirkstoffe wie Bromhexin, Quebrachorinde oder Guaifenesin. Diese gelten als veraltet und sind entweder nicht gegen Husten wirksam, oder ihre Wirksamkeit ist nicht ausreichend belegt.
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Nicht unbedingt unwirksam
Nicht alle Präparate sind deswegen allerdings unwirksam oder von "Öko-Test" schlecht bewertet. Einige der Mittel erreichten dennoch in der pharmakologischen Untersuchung ein "Sehr gut", da sie weitere Wirkstoffe enthalten, und wurden insgesamt positiv bewertet.
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Schlechter Mix von Wirkstoffen
Andere Hustenmittel wurden beanstandet, da sich bei den Untersuchungen "nicht sinnvolle Kombinationen von Wirkstoffen" fanden, so "Öko-Test".

So wurde etwa in einem Präparat ein Schleimlöser mit einem Hustenreizdämpfer kombiniert. Die Folge sei, dass der gelöste Schleim nicht abgehustet werden könne.
Zuviel an Wirkstoffen
Auch eine Mischung von mehr als drei Wirkstoffen - gefunden in einem Schleimlöser - gilt nicht als "heilsam": Das erhöhe nicht die Wirksamkeit, sondern die Gefahr von Nebenwirkungen, kritisiert der Arzneimittelexperte Gerd Glaeske von der Uni Bremen im Magazin.
Gefährliche Hilfsstoffe in Kapseln
Sechs der untersuchten Hustenmittel enthalten laut "Öko-Test" Polyethylenglykole oder deren Abkömmlinge (PEG bzw. PEG-Derivate). Diese Stoffe können die Schleimhäute durchlässiger für Schadstoffe machen, so das Urteil der Tester.

In verschiedenen Kapseln haben die Chemiker zudem Dibutylphthalat nachgewiesen. Dieser Stoff werde verwendet, damit die Kapseln magensaftresistent seien und sich erst im Dünndarm auflösten.

Das geschehe, um die Magenschleimhäute zu schonen, doch Phthalate stehen laut "Öko-Test" im Verdacht, Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane zu schädigen und außerdem wie ein Hormon zu wirken.
->   Dibutylphthalat
Was tun bei Husten?
Trotzdem muss man bei Husten nicht auf medikamentöse Hilfe verzichten. 34 der untersuchten Präparate erhielten insgesamt von "Öko-Test" die Wertung "Gut" oder "Sehr gut". Wer trotzdem unsicher ist, sollte mit seinem Arzt genau abklären, welche Mittel sinnvoll und wirksam sind.
Alte Hausmittel gegen den Schleim
Als Schleimlöser empfiehlt das Verbrauchermagazin im Übrigen die guten alten Hausmittel: "Täglich zwei bis drei Liter heißen Tee von Thymian, Spitzwegerich, Kamille oder Holunderblüten zu trinken oder deren Dampf zu inhalieren ist die beste Methode, Schleim zu lösen."
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Zur Information
Wir dürfen leider tatsächlich - wie von einigen Usern bereits vermutet - die genaue Bewertung der Medikamente nicht veröffentlichen. Da die Tests den Verlag große Summen kosten (Laborkosten, etc.), hat er ein verständliches Interesse daran, dass die Zeitschrift auch gekauft wird. Einige Details sind jedoch online nachzulesen bei "Öko-Test" ("Schleimer erwünscht").

Öko-Test: Schleimer erwünscht

Immerhin haben wir soeben ausgehandelt, zumindest ein Medikament nennen zu dürfen, das der Verlag insgesamt mit "mangelhaft" bewertet hat und das gleichwohl zu den am häufigsten gekauften zählt: Der Schleimlöser "Wick Formel 44 Hustenlöser" (Sirup) enthält 1. Guaifenesin als Wirkstoff (veraltet bzw. nicht wirksam; das pharmakologische Testergebnis lautet insgesamt "befriedigend") und 2. fanden sich PEG-Derivate (Testergebnis Hilfsstoffe "mangelhaft"). Zudem wird das Hustenmittel beim Preis-Leistungs-Verhältnis als "mangelhaft" bewertet.

Die Zeitschrift sollte im übrigen in jeder Traffic zu bestellen sein, direkt über den Verlag kann man dies auch telefonisch tun: 0049-1805-393933
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01.01.2010